Es ist noch keine zwei Monate her, da präsentierte der Iran im Zug eines Besuchs des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran an der Ashura Universität für Luft- und Raumfahrtwissenschaften & -technologien die Shahed-Version 238. Nun dokumentierten ukrainische Soldaten am Abend des 8. Jänner den ersten bekannten Einsatz – und Abschuss – des jetgetriebenen Systems.

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Veröffentlicht wurden die Informationen zuerst im Telegam-Kanal „Oberst des Generalstabs“” der sich auf Technikanalysen spezialisiert hat. Mehr Fakten, als dass die Vierzylinder-propellergetriebenen Versionen die Markierung „M” tragen und die Jet-Version nun „MJ” gab es aber dort vorerst nicht.

Der inzwischen sehr bekannte Funktechnik-Milblogger Serhii „Flash” Beskrestnov nahm den Ball auf und veröffentlichte weitere Informationen: Demnach flog die Shahed-238-Drohne mit einer Geschwindigkeit von mehr als 500 km/h „in die Mitte des Landes”. Laut „Flash” erlaube es die Reichweite Russland, mit der Drohne Ziele im ganzen Land anzugreifen. Ungeachtet genauerer Angaben dazu dürfte die Reichweite also bei zumindest 500 Kilometern liegen. So weit liegen die am weitesten von russisch kontrolliertem Territorium – und das schließt Weißrussland ein – entfernten Punkte in der Ukraine.

Die ältere Shahed-136 hat einen Treibstofftank von 160 Litern. Der verbaute Motor, eine unlizenzierte Kopie eines Limbach L 550 E, einen Verbrauch von zehn Litern in der Stunde. Bei 180 km/h ergibt sich eine rechnerische Reichweite von 2.800 Kilometern, von der man allerdings gut ein Drittel abziehen muss, um von optimalen zu realen Werten zu kommen.

@Archiv
Rückansicht: Die neue Shahed-238 soll Geschwindigkeiten von zumindest 500 km/h erreichen.

Spekuliert wird, ob es sich beim Antrieb der neuen Shahed-238 nun um einen TEM Tolue-10-Motor handelt, eine unlizenzierte Kopie eines TJ100 der tschechischen PBS (Prvni brnenska strojirna Velka Bites – „Erste Brünner Maschinenfabrik”). Das Original verbraucht bei Volllast 175 Kilogramm Jettreibstoff pro Stunde. Alternativ könnten aber auch etwas kleinere und leichtere chinesische Triebwerke von Beijing MicroPilot verbaut sein. Deren W110- beziehungsweise W125-Triebwerke wären für den Betrieb des Systems wohl immer noch ausreichend. Zudem liegt der Verbrauch „nur” bei bis zu 122 Kilogramm beziehungsweise 156 Kilogramm pro Stunde.

Eine Herausforderung ist die neue Shahed-Version vor allem für die ukrainische Flugabwehr. Ist die ältere Shahed-136 mit zusammengefasstem Feuer noch mit ungesteuerten Rohrwaffen zu treffen, wird für die Bekämpfung der Shahed-238 sehr wahrscheinlich ein radargesteuertes Geschütz oder ein MANPADS (-> hier geht es zur Systembeschreibung) benötigt. Dazu kommt, dass die Drohne laut Angaben von „Flash” ihre Richtung deutlich stärker verändern kann, als die ältere Version. Außerdem sei die Spanne zwischen Überziehgeschwindigkeit und Höchstgeschwindigkeit größer. Das heißt, die Drohne könnte nicht nur die Richtung, sondern auch ihre Geschwindigkeit stärker variieren, um für die Abwehr noch unberechenbarer zu werden.

Spatenstich für Erweiterung des Fliegerhorsts Brumowski

„Flash” betont, dass von ukrainischer Seite bewusst keine weiteren Einzelheiten bekannt gegeben werden. Es wird nicht verraten, wo genau die Drohne abgeschossen wurde und womit. Und auch nicht, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Höhe sie unterwegs war. Ebenfalls geheim gehalten wird vorerst, ob noch weitere neue Shahed-238 gesichtet und abgeschossen wurden oder diese möglicherweise sogar ihre Ziele erreicht haben. Auch zur Kennung und zur Seriennummer wurden keine Angaben gemacht. Nur so viel teilte Serhii „Flash” dem russischen Gegner mit: „Wir haben sie abgeschossen.”

Hier geht es zu weiteren aktuellen Meldungen aus dem Ukraine-Krieg.

Quelle@Archiv