Seit dem 1. September beteiligt sich die Bundeswehr von der Ämari Air Base in Estland aus (wie berichtet) an der Sicherung des Luftraums über den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Bis zum Jahresende stellen Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen” aus Wittmund mit bis zu sechs Eurofightern den Hauptanteil des Personals. Ihnen folgen zum Jahreswechsel Besatzungen und Techniker des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg an der Donau, die den Auftrag bis Ende April 2021 übernehmen werden.
Vom 5. bis zum 9. Oktober fliegen die deutschen Piloten bei der „Verstärkung Air Policing Baltikum 2020/2021” (VAPB 2020/21) gemeinsame Missionen mit Eurofightern (engl.: Typhoon) der No. 3 Squadron der Royal Air Force (RAF) des Vereinigten Königreichs. Zwei Typhoon und etwa 40 britische Soldaten haben dazu aus dem englischen Coningsby nach Ämari verlegt.
Beim Air Policing der NATO im Baltikum arbeiten beide Luftstreitkräfte bereits eng zusammen. Im Mai 2019 gab es erste gemeinsame Operationen im estnischen Ämari. Darauf aufbauend hat die Luftwaffe im Sommer 2020 während der Mission der RAF im litauischen Siauliai ein Kontingent an das der Briten angedockt – was als „Plug & Fight” bezeichnet wird. In einem dritten Schritt erfolgt aktuell eine vertiefte Integration der Teile der RAF in das Luftwaffen-Kontingent. Für das nächste Jahr ist bereits eine erneute Zusammenarbeit im britischen Kontingent geplant, Ziel ist ein gemeinsamer deutsch-britischer Einsatz zum Jahreswechsel 2022/2023.
Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, äußert sich zur aktuellen Kooperation im Baltikum wie folgt: „Die britische und die deutsche Flagge Seite an Seite in einem gemeinsamen NATO-Einsatz, das ist für mich gelebte Solidarität. Trotz Brexit fliegen wir zusammen und sichern den baltischen Luftraum – ein ganz starkes Symbol mit praktischem Nutzen für beide Nationen und die NATO.”
Seit 2018 verfolgt die Luftwaffe die Steigerung der Interoperabilität mit der RAF mit dem Ziel der eigenen Fähigkeits- und Effizienzsteigerung sowie der multinationalen Einsatzfähigkeit mit verbündeten Luftstreitkräften. Die deutsch-britische Zusammenarbeit basiert dabei auf vier Säulen: Ausbildung und Übung (auch durch gegenseitige Austauschprogramme), Partnerschaften zwischen Verbänden („Twinning” zwischen dem Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff” in Laage und der Royal Air Force Station Coningsby als jeweiligen Ausbildungszentren für Eurofighterpiloten); Zusammenarbeit im technisch-logistischen Bereich sowie der gemeinsamen Weiterentwicklung des Eurofighters.
„Die britische und die deutsche Flagge Seite an Seite in einem gemeinsamen NATO-Einsatz, das ist für mich gelebte Solidarität.“
Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe
Die NATO unterstützt bereits seit 2004 ihre baltischen Mitgliedsländer bei der Überwachung ihres Luftraums, da diese über keine entsprechend ausgerüsteten Luftstreitkräfte verfügen. Als Reaktion auf die Krise in der Ukraine und die russische Annexion der Krim wurde das Air Policing 2014 erweitert. Von Beginn an zählt Deutschland zu den wichtigsten Truppenstellern. Es ist bereits die insgesamt zwölfte deutsche Beteiligung seit Beginn der Mission vor 16 Jahren.