Auf dem modernen Gefechtsfeld ist Schutz entscheidend. Daher setzt das Österreichische Bundesheer bei Ulan-, Leopard- und Pandur- Fahrzeugen auf das Barracuda-Tarnsystem von Saab.

Barrakudas sind räuberische Salzwasserfische, die vor allem in jungen Jahren in riesigen Schwärmen auftreten. Mit ihren scharfen Fangzähnen, die in tiefen Zahnfächern sitzen, greifen sie gelegentlich sogar Menschen an. Als äußerst erfolgreiche Jäger benötigen sie in der Regel aber weder Tarnung noch geschützte Rückzugsorte für ihre Angriffe.

Ganz anders das Barracuda-System des schwedischen Rüstungskonzerns Saab: Statt anzugreifen, ist es darauf ausgelegt, Fahrzeuge auf dem Gefechtsfeld zu verbergen, wie Oberst Michael Lex, Kommandant des Panzergrenadierbataillons 35, im Gespräch mit Militär Aktuell erklärt.

©Militär Aktuell

„Das System funktioniert wie ein Tarn­anzug. Die einzelnen Module werden mithilfe industrieller Klettflächen an unseren Schützenpanzer Ulan angebracht”, so Lex. Dort verringert die als Mobile Camouflage System (MCS) bezeichnete „Tarnkappe” dann vor allem die Hitzesignatur, aber auch die Möglichkeiten zur elektromagnetischen Aufklärung: von ultravioletten und sichtbaren Bereichen bis hin zu Nah­infrarot, kurzwelligen Infrarotstrahlen, thermischem Infrarot und Radar.

Angaben von Saab zufolge lassen sich damit Signaturen im Idealfall über das gesamte Spektrum hinweg deutlich senken. Positive Nebeneffekte seien ein verbessertes Thermomanagement im Fahrzeug, der Energieverbrauch etwa für die Kühlung sinke deutlich.

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Für Lex entscheidend: „Ein effektiver Schutz ist nur in Kombination von modernen Mitteln mit althergebrachten Tarnmethoden wie aufgesetzten ausgestochenen Rasenziegeln, Ästen, Zweigen und Tarnnetzen möglich. Angesichts immer leistungsfähigerer Sensoren und Aufklärungsmittel müssen sämtliche Möglichkeiten genutzt werden, um so lange wie möglich un­entdeckt zu bleiben oder Fahrzeuge vollständig vor dem Feind zu verbergen.”

Denn, so Lex weiter: „Wer nicht gesehen wird, kann nicht bekämpft werden. Auch wenn es ,nur’ gelingt, dank der Tarnung einige Hundert Meter näher an den Feind heranzukommen oder länger verborgen zu bleiben, kann sich daraus im Gefecht ein entscheidender Vorteil ergeben, der über Erfolg oder Misserfolg einer Mission entscheidet.”

Oberst MIchael Lex – ©Sebastian Freiler
Oberst Michael Lex ist Kommandant des in der Jansa-Kaserne stationierten Panzergrenadierbataillons 35.

„Dem Feind mehrere Dilemmata aufzuzwingen, ist das Ziel”, heißt es auf Nachfrage auch von Niklas Ålund, Direktor für Strategie und Geschäftsentwicklung bei Saabs Barracuda-Sparte. „Eigene Aktionen müssen verborgen und unklar sein, während falsche Manöver und Attrappen den Gegner zu Fehlentscheidungen verleiten, um die Initiative zu behalten.” Nachsatz: „Eine effektive Tarnung verstärkt die Täuschung, steigert den Kampferfolg und minimiert die Entdeckungsgefahr selbst auf große Distanzen.”

Erstmals beim Bundesheer eingeführt wurde das System in geringer Stückzahl Ende der 2000er-Jahre. Nun geht man mit einer neueren Version bei den Schützenpanzern Ulan in den beiden Panzergrenadierbataillonen 13 und 35, aber auch bei den Kampfpanzern Leopard und den Mannschaftstranportfahrzeugen Pandur Evolution in Richtung Vollausstattung.

Auf vorbereiteten Fahrzeugen sind die Barracuda-Module laut Lex innerhalb von drei Stunden angebracht. Meist bleiben sie dann über Wochen und Monate hinweg direkt am Fahrzeug, werden nur für Instandhaltungsarbeiten abgenommen.

„Tarnung ist allen technischen Möglichkeiten zum Trotz nur so gut wie ihre Umsetzung. Schon ein kleiner Fehler kann die Position verraten – und dann dauert es oft nur Minuten, bis der Feind zuschlägt.“

Oberst Michael Lex, Kommandant des Panzergrenadierbataillons 35

„Der Krieg in der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) zeigt die Notwendigkeit einer guten Tarnung”, so der Kommandant des Panzergrenadierbataillons 35. „Truppen direkt an der Front bis mehrere Kilometer ins Hinterland sind jederzeit aufspür- und damit auch angreifbar – sofern man keine entsprechenden Gegenmaßnahmen setzt. Und da gehört eine gute Tarnung einfach dazu.”

Neben dem MCS bietet der schwedische Rüstungskonzern im Rahmen seiner „Barracuda-Familie” auch rund ein Kilogramm schwere Ponchos für einzelne Soldaten und großflächigere Tarnnetze (Ultra-Lightweight Camouflage System, ULCAS) an, unter denen sich Fahrzeuge und Soldaten unterziehen, Unterstände und Versorgungspunkte sichern lassen. In seiner neuesten Version ist das bei mehreren Kunden in Test befindliche ULCAS mit einem frequenzselektiven Material bedruckt, das als Tiefpassfilter wirkt. Dieser lässt niedrige Frequenzen wie Funkfrequenzen durch und filtert hohe (Radar-)Frequenzen aus.

Barracuda-System – ©Saab
Gut getarnt: Das Barracuda-System von Saab ist an unterschiedlichste Fahrzeuge anpassbar.

Das Bundesheer kombiniert bei seinen Führungsfahrzeugen Elemente von ULCAS und MCS. „Das Paket umfasst eine Kommandozelt-Ausstattung, die direkt am Fahrzeug angebracht wird und der Besatzung in Gefechtspausen zusätzlichen Raum für Führungseinrichtungen bietet”, erklärt Oberst Lex. Entscheidend bleibt jedoch die korrekte Anwendung: „Tarnung ist allen technischen Möglichkeiten zum Trotz nur so gut wie ihre Umsetzung. Schon ein kleiner Fehler kann die Position verraten – und dann dauert es oft nur Minuten, bis der Feind zuschlägt.”

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FOTOS©Bundesheer/Kreibich, Sebastian Freiler, Saab