24. Mai 1944 im mittelitalienischen Liri-Tal: Kanadische Einheiten suchten nach einer Möglichkeit, gegen starken deutschen Widerstand über den Fluss Melfa zu setzen. Der Reconnaissance Troop des Lord Strathcona´s Horse Regiments unter dem Kommando von Lieutenant Edward J. Perkins hielt nach einer Furt Ausschau – und war letztlich auch wegen seiner elf leichten, turmlosen und mit Browning-M2HB-Maschinengewehren ausgestatteten Panzer vom Typ Stuart Recces durchaus erfolgreich.

Die aus Einheiten des Westminster Regiments (Infanterie) und solchen des Lord Strathcona´s Horse Regiments (Panzer) bestehende „Griffin Force” wurde von einer Sektion vier solcher Turretless Stuarts (oder Stuart Recces) unter dem Kommando von Lieutenant Perkins angeführt. In dem unübersichtlichen Gelände passierten die mit großer Geschwindigkeit vorstoßenden Turretless Stuarts einen deutschen Schützenpanzerwagen, den die Kanadier mit konzentriertem MG-Feuer überschütteten. Unvermittelt stieß Perkins auch auf einen deutschen Panther, den ersten Kampfpanzer dieses Typs, den er zu Gesicht bekam. Der Panzerkommandant stand im offenen Turmluk und Perkins traf ihn mit dem schweren MG. Ohne zu verlangsamen, preschten die Turretless Stuarts weiter vor. Eines der Fahrzeuge blieb liegen und musste zurückgelassen werden. Perkins gelang noch die Gefangennahme einiger deutscher Soldaten in einem Bauernhaus, dann erreichte er um 15.00 Uhr das Flussufer.

@Alf van BeemDie Fahrzeuge wurden in Deckung zurückgelassen, zu Fuß suchte Perkins zusammen mit Sergeant Macey eine Furt. Sie fanden einen Pfad, der zum Fluss hinunterführte, und auch eine passable Übergangsstelle. Die beiden durchwateten den Fluss, stellten dabei fest, dass er hier für eine Durchquerung mit den Panzern seicht genug war. Unbemerkt vom Gegner, aber zeitweise unter Beschuss durch eigene Kräfte, klärten Perkins und Macey das feindseitige Ufer auf. Perkins schickte Macey zurück, der mit den Turretless Stuarts, die ohne Mühe das Gewässer durchfuhren, wiederkam. Am feindseitigen Ufer bereiteten Perkins und seine Leute mit Sprengstoff, Schaufeln und Spitzhacken einen Weg vor, der die Uferböschung hinaufführte. Dort fuhren sie zwei ihrer kleinen Kampfwagen so in Stellung, dass die Browning-MGs gerade über die Deckung lugten. So warteten sie nun auf die nachrückende Infanterie des Westminster Regiments – aber die erschien erst mal nicht: ihre Half Tracks waren nicht in der Lage, den Weg, den die Turretless Stuarts genommen hatten, zu fahren.

Während Perkins mit seiner kleinen Truppe der nun zu Fuß nachrückende Infanterie harrte, erschienen zwei deutsche Panther und ein Jagdpanzer oder Panzerjäger mit 88mm-KwK. Die deutschen Panzer nahmen die kanadischen Shermans auf der anderen Seite unter Beschuss. Den kanadischen Panzermännern gelang es, alle deutschen Fahrzeuge auf der südlichen Seite des Flusses außer Gefecht zu setzen, dabei verloren sie allerdings 17 Shermans. Die drei schweren „Brocken” auf der Nordseite setzten ihnen aber immer noch zu. Colonel Griffin befahl Perkins, sich abzusetzen, der aber überzeugte seinen Vorgesetzten, er könne die Stellung halten und zog den inzwischen reparierten vierten Turretless Stuart nach. Trooper Funk aus Perkins Troop meldete sich freiwillig, den Jagdpanther (oder das Nashorn) mit einem PIAT-Werfer auszuschalten. Mit dem vierten Schuss aus rund 100 Meter Entfernung erzielte er einen wirkungsvollen Treffer. Daraufhin zogen sich die beiden verbliebenen Panther zurück.

Steyr-Puch-Pinzgauer: Von Anfang an ein Erfolg

@Alf van Beem

Perkins erhielt nun zum zweiten Mal den Befehl, sich zurückzuziehen. Er bat aber noch, solange zu bleiben, bis die Infanterie mit ihrem Angriff durchgedrungen war: er wollte den Infanteristen mit den schweren Brownings Feuerschutz geben. Sein Ansuchen wurde gewährt, erst nachdem sich die Turretless Stuarts von Lieutenant Perkins komplett verschossen hatten, zogen sie sich um die Mittagszeit des 25. Mai zurück. Perkins erhielt für seinen Einsatz das Distinguished Service Order.

@Nationaal Archief
Vorführung eines turmlosen Stuart der KNIL.

Benannt nach dem konföderierten Kavalleriegeneral im Sezessionskrieg, James Ewel Brown („Jeb”) Stuart, war der M3/M5 ein leichter Panzer der US Army im Zweiten Weltkrieg – die Bezeichnung „Stuart” stammt von britischer Seite, bei der US Army hieß er schlicht „M3” beziehungsweise „M5”.

Bei vielen Fahrzeugen wurden die Türme abgenommen, die nun entstandenen Varianten („Stuart Recce”) mit sehr niedriger Silhouette dienten in den britischen Streitkräften vorzugsweise Artilleriebeobachtern, aber auch als Zugmaschinen oder Truppentransporter („Stuart Kangaroo”) und (wie der Name schon sagt) als Spähfahrzeuge. Ohne Turm, das heißt mit deutlich niedrigerem Gewicht, infolgedessen niedrigerem Bodendruck fuhr dieses Fahrzeug auf beinahe jedem Untergrund. Die niedrige Silhouette war bei Aufklärungsmissionen ebenfalls von Vorteil. Besonders kanadische Einheiten, hier war der Stuart zuerst im Februar 1942 aufgetaucht, setzten den Turretless Stuart ein. Auch die Neuseeländer verwendeten auf dem italienischen Kriegsschauplatz drei Stuart Recces.

Nach dem Krieg nutzten die Briten turmlose Stuarts als Zugmaschinen für Geschütze (beispielsweise die 17-Pfünder-PAK). Eine mit anderer Funkausstattung versehene Version diente in kleinen Stückzahlen als Gefechtsstandfahrzeug („Stuart Command”). Auch die „Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger“ (KNIL) setzte den kleinen Kampfwagen Ende der 1940er-Jahre in Südostasien erfolgreich ein.

@Nationaal Archief
Turmloser Stuart der KNIL, aufgenommen im November 1946.

Die meisten Stuarts der KNIL kamen aus den Beständen der kaiserlich-indischen Armee. 1946 wurden 54 Stuarts verschiedener Versionen übernommen, ausreichend, um damit vier Panzerkompanien ausstatten zu können. 38 waren M3A1, vier waren M3A3 und zwölf „Turretless Stuarts” oder „Stuart Recces”. In jeder Panzerkompanie gab es einen M3A3 (für den Kompaniechef), neun M3A1 in drei Zügen und drei Stuart-Recces. Die Panzer wurden in Kämpfen gegen indonesische Nationalisten eingesetzt und nach dem Abzug der Niederländer den indonesischen Streitkräften übergeben.

Quelle@Archiv Seehase, Nationaal Archief, Alf van Beem