Wie die Ständige Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen nun bekanntgab, hat die Islamische Republik den Kauf von Su-35-Kampfflugzeugen aus Russland abgeschlossen. Das bestätigte einen Tag später auch der iranische Staatssender IRIB, bald folgten Meldungen internationaler Nachrichtenportale.

Vor dem Hintergrund der sich vertiefenden Beziehungen mit Russland – Stichwort: Lieferung von iranischen Shahed-136-Kamikaze-Drohnen für russische Attacken im Ukraine-Krieg – war ein solcher Deal schon seit längerer Zeit erwartet worden. Der IRIB-Bericht verknüpft die Rüstungsbeschaffung mit dem Auslaufen des UN-Embargos über konventionelle Großwaffensysteme für den Iran im Oktober 2020. Dabei handelt es sich um ein „Nebenprodukt” des 2015 erfolgreichen Wiener Abkommens zum „Nuklear-Deal” mit dem Iran aus Obama-Zeiten – welches aber durch Präsident Trump später aufgekündigt wurde. Für eine Verlängerung des Embargos fand sich danach keine UN-Mehrheit mehr, kurioserweise offenbar, weil sich die USA nicht mehr daran beteiligen wollten. EU-Sanktionen betreffend Militärgüter sind hingegen weiter aufrecht.

@IRIAF Jafari
Brigadegeneral Hamid Vahedi ist Kommandeur der iranischen Luftwaffe.

Der seit September 2021 amtierende IRIAF-Kommandeur (iranische Luftwaffe) Brigadegeneral Hamid Vahedi, erklärte im vergangenen September öffentlich, dass „der Iran speziell an russischen Flugzeugen der sogenannten ,4++-Generation’ interessiert ist”, und da findet sich in Moskaus Portfolio nur der Su-35. Hochrangige US-Beamte enthüllten zwei Monate später, dass Russland seit vergangenem Frühjahr bereits eine Gruppe iranischer Piloten (beziehungsweise Fluglehrer) auf der Su-35 ausgebildet hat, wobei jene Schulungen und eventuelle Transfers wohl an die fortgesetzte Unterstützung des russischen Krieges in der Ukraine gebunden sind.

@IRNARasche Lieferung wahrscheinlich
Jene US-Quellen machten auch ihre Einschätzung öffentlich, dass Russland möglicherweise noch in der ersten Hälfte 2023 mit der Lieferung erster Flugzeuge beginnen könnte – und tatsächlich hat die russische Industrie die Möglichkeit, einen solchen Transfer zu beschleunigen. Denn aktuell stehen rund 20 Su-35SE – für Satelliten gut sichtbar – beim UAC-Werk KnAAZ in Komsomolsk/Amur (Sibirien) auf Halde. Sie waren für Ägypten bestimmt, Kairo ist vor einem Jahr aber aufgrund von CAATSA-Sanktionsdrohungen der USA von dem Vertrag zurückgetreten. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist eine US-Ausnahme davon – wie beispielsweise davor mit Indien verhandelt – nicht zu erwarten.

@KnAAZ, Montage Mader
Montage: Noch tragen die russischen Su-35 keine iranischen Hoheitsabzeichen – in einigen Wochen könnte es aber soweit sein.

Die 2018 von Kairo um rund zwei Milliarden Euro bestellte und ab Mai 2020 produzierte Tranche umfasst 24 Stück in grau-grauer Zweifarben-Tarnung und mit den taktischen Nummern von „Schwarz 9210” aufwärts. Noch ist aber nicht gesagt, dass die gesamten, ursprünglich für Ägypten geplanten, Maschinen in den Iran gehen werden. Möglicherweise werden einige davon auch zur russische Luftwaffe umgeleitet, um Verluste über der Ukraine auszugleichen, obwohl es sich bei der SE-Version „nur” um eine abgespeckte Exportversion handelt.

@DigiGlobe
Auf Satellitenaufnahmen sind die ursprünglich für Ägypten gedachten, und nun für den Iran geplanten, Maschinen eindeutig zu identifizieren.

Schwer veraltete Flotte
Der Zulauf von Kampfjets vom Typ Su-35 würde für die IRIAF in jedem Fall – auch wenn aktuell von maximal 24 Maschinen die Rede ist – eine gewaltige Stärkung ihrer Luftkampffähigkeit bedeuten. Aktuell betreibt die Luftwaffe des Landes zahlreiche noch vor der Revolution von 1979 angeschaffte und in der Zwischenzeit oft kannibalisierte amerikanische (F-14, F-4 und F-5/-Derivate), chinesische (F-7P) und sowjetische Jäger (MiG-29, Su-22 und Su-24, teilweise handelt es sich dabei um ex-irakische Maschinen).

@Babak
Iranische F-5E (genannt „Saegeh”) mit zwei Leitwerken.

Angesichts der nunmehrigen Bestätigung, der bisherigen Ausbildung und der vertieften Zusammenarbeit mit einem kriegsführenden Russland dürfte die Erstlandung von Su-35 auf einem iranischen Luftwaffenstützpunkt für dieses Jahr erwartbar sein. Jener könnte der im vergangenen Monat enthüllte unterirdischen (nicht so) „geheime” Luftwaffenstützpunkt Eagle 44 sein. Dort hat man – ein weiterer Puzzlestein, der auf eine rasche Lieferung hindeutet – auf Satellitenbildern bereits ein blaues Flanker-Mock-Up entdeckt.

Quelle@IRIAF Jafari, Montage: KnAAZ/Mader, IRNA, Georg Mader, Babak