Der Aufbau der Jägerkompanie Tulln schreitet zügig voran. Ein aktueller Lagebericht von Kompanie-Kommandant Major Joachim Krammer.
Im Sommer 2015 wurde die Milizstruktur im Bundesheer neu geordnet. Eine einschneidende Änderung stellte die Aufstellung von zwölf zusätzlichen Kompanien der selbstständig strukturierten Miliz dar. Für mich, der ich zu diesem Zeitpunkt die Position des S3 des Jägerbataillons Niederösterreich (JgB NÖ) innehatte, war rasch klar: Hier gibt es die Möglichkeit, etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Rasch war Ersatz für mich im JgB NÖ gefunden, sodass ich die Freigabe von meinem Bataillonskommandanten bekam und ab sofort mit meinem neuen mobverantwortlichen Kommando, dem Panzerstabsbataillon 3 in Mautern, in Kontakt treten konnte.
In einem ersten Schritt galt es, der „Geisterkompanie” Leben einzuhauchen. Die Einheit soll bis Ende 2017 stehen, mindestens 210 Personen stark sein und einen festgelegten Schutzauftrag erfüllen. Da gemäß Konzept „Miliz im ÖBH 2018” zwölf neue Kompanien entstehen sollen, war von Anfang an die Einschränkung gegeben, hier nur wenige Kameraden aus den bestehenden Strukturen mitzunehmen. Vielmehr sollten Personen aus der Reserve und abrüstende Grundwehrdiener für das Projekt gewonnen werden. Ich versuchte daher, Freunde und Bekannte, welche den Grundwehrdienst bereits – großteils vor vielen Jahren – absolviert hatten, von den Vorteilen der Reaktivierung in den Milizstand zu überzeugen. Und das war – überraschenderweise – gar nicht so schwer!
Für viele war das Kapitel „Bundesheer” geistig noch nicht abgeschlossen, sie trauerten ihrer Zeit beim Heer nach. Rasch wurde dabei auch klar: Das „Erlebnis Bundesheer” hat für die Jungs immensen Stellenwert und diese Erkenntnis wollte ich fortan auch in der Personalgewinnung nutzen. Ich ging medial in die Offensive, schuf einen Internetauftritt auf www.jgkp-tulln.at und erstellte eine Facebook-Seite für die Kompanie. Zudem versuchte ich so viele Kameraden wie möglich persönlich von unserem Auftrag zu überzeugen. In vielen Einzelgesprächen, Kompaniestammtischen und gemeinsamen Unternehmungen teilte ich meine Begeisterung an der Sache mit den Jungs und so entstanden innerhalb weniger Monate die Grundstrukturen der Kompanie. Die wichtigsten Positionen waren mit verlässlichen Kameraden besetzt und auch die übrigen Rückmeldungen bestätigten uns in unserem Weg.
Aufgrund der Gesamtlage ab dem zweiten Halbjahr 2015, in welchem die Migrationskrise und herrschende Unsicherheit in der Bevölkerung intensiv spürbar wurde, nahmen immer mehr Personen direkten Kontakt mit mir auf und „bewarben” sich für meine Kompanie. Im Jänner 2016 konnte ich schließlich die ersten 24 ehemaligen Reservisten zurück im Milizstand willkommen heißen und mit den Jungs in Mautern den Kampfanzug 03 (KAZ03) ausfassen.
Die kommenden Monate werden durch intensive Ausbildung (Nachholen der Vorbereitenden Milizausbildung, Waffenausbildung, Scharfschießen etc.) geprägt sein. Die Masse dieser Tätigkeiten wird an sogenannten „Milizsamstagen” in Form freiwilliger Milizarbeit durchgeführt werden. Absolut in die Hände spielt uns dabei die Tatsache, dass wir direkten Zugriff auf das Moblager haben und somit ein vereinfachter Zugriff auf die Ausbildungsmittel gegeben ist.