Mit 1. Dezember hat Kroatien seine verbliebenen MiG-21 endgültig aus der aktiven Luftpolizeimission abgezogen. Den Schutz des kroatischen Luftraums stellen nun vorübergehend bis Ende 2025 Ungarn und Italien sicher, danach soll die in Aufwuchs befindliche Flotte gebraucht gekaufter französischer Dassault Rafale-Kampfjets (sieben von zwölf bestellten Maschinen sind inzwischen geliefert) diese Rolle übernehmen.

Kroatien war die letzte europäische Bastion des Typs. Rumänien (-> Rumäniens aktuelle Militärbeschaffungen im Überblick), ein weiterer großer MiG-21-Betreiber mit der Eigenbau-Modifikation LanceR, hat den Typ bereits im Mai 2023 ausgemustert. Die tschechischen MiG-21 gingen sogar schon 2005 außer Dienst – und teilweise nach Afrika. Und von den polnischen MiG-21 wurde eine ganze Tranche an US-Feinddarstellerfirmen verkauft. In Kroatien fliegen die restlichen noch operationellen „Fishbeds” (NATO-Code) nun ihre restlichen Flugstunden ab.

„Jet-Legende” des Kalten Krieges

Ihren Erstflug absolvierte die Maschine am 14. Februar 1955. In der Folge wurde die MiG-21 nicht nur zum Symbol für russische Kampfflugzeuge, sondern prägte über Jahrzehnte Luftkämpfe in Nahost, Südasien und Afrika. Ab Herbst 1959 lief die Serienproduktion in Gorkij, und ab März 1960 wurden die ersten Maschinen an die sowjetischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Ihre Feuertaufe erlebte sie dann 1967 in Nahost und Vietnam.

Tschechische MiG-21-Kampfjets – ©Georg Mader
Tschechien hat seine MiG-21 bereits 2005 außer Dienst gestellt.

Mit rund 10.300 produzierten Exemplaren ist die MiG-21 das meistgebaute Überschallflugzeug der Geschichte und eines der meistgebauten Kampfflugzeuge seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurde in 57 Produktionsjahren gefertigt, umfasst mehr als 15 Versionen in vier Generationen (zum Beispiel -F, -MF, -bis, -UM) und diente zeitweise in etwa 50 Luftstreitkräften auf vier Kontinenten. Kein anderes Kampfflugzeug war je so weit verbreitet und hielt sich so lange im Einsatz.

Noch heute sind mehrere Hundert MiG-21 sowie die chinesischen Varianten J-7/F-7P im Einsatz und Teil des Inventars von 17 außereuropäischen Luftstreitkräften. Mit der bevorstehenden Ausmusterung der MiG-21 in Kroatien bleiben in Europa nur noch wenige Kampfflugzeuge aus der Sowjetzeit im Dienst: MiG-29 in Bulgarien, Serbien und Polen sowie Su-22 in Polen. Diese werden jedoch schrittweise durch moderne Modelle wie die F-16/70, koreanische FA-50 und Dassault Rafale ersetzt.

Rumänische MiG-21 LanceR – ©Georg Mader
Das rumänische MiG-21-Derivat LanceR galt als eine der kampfstärksten MiG-21-Versionen.

Besondere Beziehung zu Österreich

Die kroatischen MiG-21 wurden in den frühen 1990er-Jahren während der Loslösung von Jugoslawien und des darauffolgenden Unabhängigkeitskriegs unter Umgehung des UN-Embargos vermutlich aus der Ukraine beschafft. Dabei spielte auch Know-how aus der ehemaligen DDR eine Rolle. Zudem trugen Deserteure der jugoslawischen Volksarmee (JRV) kroatischer Abstammung zur Verstärkung der kroatischen Luftwaffe bei, darunter der berühmte Fall von Rudolf Perešin.

Europas Luftstreitkräfte rüsten massiv auf

Am 25. Oktober 1991 überflog Perešin mit seiner MiG-21 die Grenze und landete in Klagenfurt – ein symbolträchtiger Akt für den kroatischen Widerstand. In einer politisch umstrittenen Entscheidung, angeblich auf Initiative des damaligen Außenministers Alois Mock, durfte Perešin nur vier Tage später Österreich verlassen, um sich dem kroatischen Militär anzuschließen. Am 2. Mai 1995 fiel er während eines Einsatzes bei Bosanska Gradiška, als seine Maschine von serbischem Flugabwehrfeuer getroffen wurde.

Belgrad verlangte in scharfen Demarchen die Herausgabe seines Flugzeuges, Kroatien ersuchte Österreich ebenso eindringlich, dies nicht zu tun. Wohl in Unkenntnis der genauen Version der MiG-21 rief Andreas Khol – damals außenpolitischer Sprecher der ÖVP – dazu auf, zu verhindern, dass „die Maschine wieder Bomben auf Frauen und Kinder in Kroatien” abwerfe. Notfalls müsse ihr „Start in Richtung Serbien mit einer Menschenkette verhindert” werden.

Jugoslawische MiG-21 in Klagenfurt – ©Georg Mader
Die von Rudolf Perešin nach Österreich geflogene Maschine am Flughafen Klagenfurt.

Das war aber nicht notwendig, Österreichs Regierung entschloss sich ohnehin, die Sache in die Länge zu ziehen. Da mittlerweile auch Kroatien Ansprüche auf die Maschine anmeldete, strengten insgesamt vier Ministerien völkerrechtliche Untersuchungen, Gutachten und Erörterungen zur Thematik an. Kanzler Franz Vranitzky sagte damals dazu in einem Radio-Interview den – nicht nur für diese Causa – bezeichnenden Satz: „Wir sind Österreicher und daher für ,österreichische Lösungen’ zuständig.”

©Militär Aktuell

Der MiG-21R Aufklärer (er kam ohne Kamerabehälter an) lagerte in Folge in der Heeresmunitionsanstalt , stand 2002 vor dem Heeresgeschichtlichen Museum (HGM, -> Direktor Hoffmann: „Beim HGM geht es aufwärts”) und später im Museum der GFL (nun HGM) in Zeltweg. Erst im Mai 2018 wurde vom kroatischen Amtskollegen Damir Krstičević bei einem Besuch in Zagreb die Bitte an den damaligen Verteidigungsminister Mario Kunasek gerichtet, Österreich möge eine Herausgabe des Flugzeuges prüfen – für das neue Kroatien ist die Maschine ein „Kultobjekt”, die Luftwaffenakademie trägt Perešin‘s Namen. Dem Ersuchen wurde dann auch am 6. Mai. 2019 entsprochen. Heute wird die Maschine für Airshows aus dem kroatischen Militärmuseum in die statische Schau geholt.

Quelle©Georg Mader