Neue F-35- und F-16-Kampfjets, Patriot-Flugabwehrsysteme und zahlreiche weitere geplante Investitionen – Rumänien verfolgt seit Jahren einen konsequenten Aufrüstungskurs.
Größte NATO-Basis Europas
Teil der Pläne ist auch die neue NATO-Basis auf dem Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogălniceanu nahe der Hafenstadt Constanța (-> NATO errichtet neue Militärbasis in Rumänien). Dort entsteht derzeit eine militärische Kleinstadt für die NATO – ein Mammutprojekt von dem sich das westliche Verteidigungsbündnis viel erhofft. Nach Fertigstellung wird die Basis flächenmäßig die größte in Europa sein – doppelt so groß wie die Air Base im deutschen Ramstein. Das ehemalige Ostblock-Land entwickelt sich damit zu einer zentralen Stütze der NATO an ihrer Ostflanke.
Herzstück ist der Bau einer weiteren Start- und Landebahn parallel zur bereits existierenden. Dazu kommen ein neuer Tower, Rollfelder, Wartungshangars, Treibstofflager, Munitionsbunker, Simulatoren, Messen, Kasinos und Unterkünfte. Die Entscheidung zum Ausbau der alten Luftwaffenbasis fiel übrigens bereits vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg): Schon im Juli 2015 legte die NATO die Pläne angesichts der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland und des Konflikts in der Ostukraine vor. 2019 wurden sie von der rumänischen Regierung genehmigt und dafür etwa 2,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Fertigstellung wird aber wohl noch einige Jahre dauern.
F-16-Staffeln für Übergang zur 5. Generation
Nach dem Zulauf von 17 F-16 MLU Block 15 (13 AM und vier BM, M6XR-Standard) aus portugiesischen Beständen um gut 900 Millionen Euro und Hersteller-Support um rund 170 Millionen Euro zwischen 2013 und 2021, landete im November 2023 die ersten drei von 32 weiteren F-16 in Rumänien. Jene sind aus Norwegen, wo auf F-35 umgestellt wurde (-> Europas Luftstreitkräfte rüsten massiv auf).
Die im November 2022 angekauften F-16 werden vor ihrer Überstellung bei Kongsberg Aviation Maintenance Services in Kjeller überholt. Damit entstehen eine zweite und dritte Staffel, und alle Jets sollen noch dieses Jahr übergeben werden. Die Maschinen sollen die Einsatzfähigkeit während eines Übergangszeitraums von mindestens zehn Jahren zu den Flugzeugen der fünften Generation gewährleisten.
2023 übernahmen erstmals vier rumänische F-16 die aktive Komponente der „Enhanced Air Policing”-Mission im Baltikum und zeigten damit Rumäniens gestärkte Rolle in der NATO.
Neue F-35: Größte Verteidigungsinvestition der Geschichte
Wie viele andere europäische Länder hat sich auch Rumänien für F-35-Kampfjets von Lockheed Martin entschieden. Nach der Genehmigung durch das US-Außenministerium und die Bestätigung durch die rumänische Regierung sollen ab 2031 insgesamt 32 F-35A Lightning II in Dienst gestellt werden.
Das 6,3 Milliarden Euro umfassende Paket beinhaltet neben den Jets auch logistische Unterstützung, die Ausbildung von Piloten und Technikern in den USA, Flugsimulatoren sowie Luft-Luft- und Luft-Boden-Munition. Es ist die bisher größte Verteidigungsinvestition des Landes, finanziert aus dem Staatshaushalt sowie durch Darlehen und Darlehensgarantien der US-Regierung.

Rumänien setzt auf Patriot-Fliegerabwehrsysteme
Bereits 2017 beschaffte Rumänien sieben Batterien des Flugabwehrraketensystems MIM-104 Patriot, von denen inzwischen vier geliefert wurden. Allerdings hat das Land, gemäß einer Entscheidung des Obersten Verteidigungsrats (CSAT) und von Staatspräsident Klaus Iohannis, seine einzige operationelle Batterie der Ukraine überlassen.
Der Schritt erfolgte in enger Abstimmung mit den NATO-Bündnispartnern und wurde damit begründet, dass russische Angriffe auf den Energiesektor der Ukraine auch die Sicherheit Rumäniens beeinträchtigen könnten. Gleichzeitig stellte Rumänien die Bedingung, dass eine Übergangslösung für die entstehende Schwachstelle gefunden wird. Die Ersatzbeschaffung im Wert von rund 120 Millionen Euro wird nun von Norwegen finanziert.
Rumänien beteiligt sich auch an der gemeinsamen Beschaffung von bis zu 1.000 Patriot PAC-2 GEM-T-Raketen im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI). Der Auftrag im Wert von bis zu 5,5 Milliarden Euro wurde Anfang dieses Jahres an COMLOG vergeben – ein 1987 gegründetes Joint Venture zwischen Raytheon und MBDA Deutschland. Daraus wird Rumänien voraussichtlich 200 PAC-2 GEM-T Flugkörper für seine Patriot-Systeme erwerben.
Weitere Großprojekte und -vorhaben
Neben F-16, F35 und Patriot-Fliegerabwehrsystemen investiert Bukarest auch in andere Bereiche seiner rund 67.000 Frau und Mann starken Berufsarmee. So traf das Land kürzlich die Entscheidung zur Beschaffung der Counter-UAS-Lösung ReDrone von Elbit Systems (Kostenpunkt rund 60 Millionen Euro) und vom türkischen Hersteller Otokar sollen um 865 Millionen Euro insgesamt 1.069 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Cobra II 4×4 zulaufen. Etwa 75 Prozent dieser Fahrzeuge – genauer gesagt 781 – sollen in Rumänien montiert werden.
Von der britischen Armee hat Rumänien zudem die beiden Minenabwehrschiffe (MCMV) „HMS Blyth” und „HMS Pembroke” übernommen, von Quantum Systems wurden Vector-Drohnen im Wert von knapp 20 Millionen Euro beschafft und Polaris Government and Defense liefert mehr als 50 Stück seines ultraleichten taktischen Fahrzeugs Dagor. Im Bereich der Fliegerabwehr hat das Land zudem Rheinmetall mit der umfassenden Modernisierung seiner Flugabwehr-Artilleriesysteme vom Typ Oerlikon GDF 103 beauftragt.
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Verteidigungsbudget auf 2,5 Prozent des BIP angehoben
Mit Blick auf den Krieg im Nachbarland Ukraine gab es in Rumänien bereits mehrfach gefährliche Vorfälle mit Drohnen und Flugkörpern, stets im Zusammenhang mit russischen Angriffen auf ukrainische Donauhäfen. Diese liegen nur wenige Hundert Meter von der rumänischen Grenze entfernt. Mehrfach fand die Armee danach Trümmer russischer Geran- und Shahed-Drohnen sowie anderer Flugkörper auf rumänischem Boden. Als eine der Reaktionen auf die verschlechterte Sicherheitslage in der Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wurde das Verteidigungsbudget des Landes ab 2024 auf 2,5 Prozent des BIP erhöht.
Auch international kommt das Land seiner Verantwortung nach: Derzeit nehmen mehr als 600 rumänische Soldaten an internationalen Einsätzen der NATO, der EU und der UN im Irak, in Kosovo, in Bosnien und Herzegowina und in anderen Ländern teil. Außerdem hat Rumänien mit Jänner erstmals das Kommando der Mission EUFOR ALTHEA übernommen. Diese Kommandoübernahme deutet Bukarest als Bestätigung der Relevanz seiner Leitung im Militär und Verteidigungsbereich.