Der slowakische Verteidigungsminister Martin Sklenár hatte es vor wenigen Tagen am Slovak International Air Fest (-> hier geht es zu den Highlights) bereits angekündigt – nun konnte er tatsächlich das zumindest für ihn „historische Fenster” (Ende September sind in der Slowakei – wieder einmal – Neuwahlen) nutzen und in Greenville in South Carolina zusammen mit Orlando Sanchez (Vizepräsident der „Integrated Fighter Group” bei Hersteller Lockheed Martin) das erste von 14 F-16C/D Block-70 Kampfflugzeugen der (SVK) Vzdušné sily Slovenskej Republiky enthüllen.
Minister Sklenár: „Nach der Lieferung der Flotte wird die Slowakei das erste europäische Land sein, das diese neueste und leistungsfähigste Version des Fighting Falcon betreibt. Die F-16C/D Block 70 verfügt über zahlreiche fortschrittliche Funktionen und garantiert damit in den kommenden Jahrzehnten die höchsten Standards für die Luftraumsicherheit in der Slowakei. Ich freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, den ersten Kampfjet zu sehen, der die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes auf Jahrzehnte hinaus sicherstellen wird. Es handelt sich dabei nicht nur um das größte Investitionsprojekt der Slowakei im Rahmen der Modernisierung unserer Streitkräfte, sondern auch um eine ausgezeichnete Gelegenheit, zur Vertiefung unserer strategischen Partnerschaft.”
Orlando Sanchez: „Diese F-16 werden es der slowakischen Luftwaffe ermöglichen, den Bedrohungen in der Region immer einen Schritt voraus zu sein und ein wesentlicher Teil der alliierten Mission in Europa, der NATO und auf der ganzen Welt sein. Dieser Jet repräsentiert die starke Partnerschaft zwischen Lockheed Martin, den Vereinigten Staaten, der Slowakischen Republik und all ihren Verbündeten.”
„dieSer kampfjet wird die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes auf Jahrzehnte hinaus sicherstellen.“
Slowakeis Verteidigungsminister Martin Sklenár
Der Vertrag über zwölf Ein- und zwei Zweisitzer wurde bereits 2018 unterzeichnet. Damit wird die Slowakei – nach Verzögerungen durch Corona und die Übersiedlung der Fertigung von Fort Worth nach Greenville – das erste europäische Land sein, das den Block-70 Standard des weit verbreiteten US-Kampfjets erhält. Mit den Maschinen hat die Slowakei auch AIM-120C-7 AMRAAM (inzwischen gibt es nur mehr C8) und AIM-9X Sidewinder Luft-Luft-Lenkwaffen bestellt. Der Auftrag hatte letztlich ein Volumen von rund 1,7 Milliarden Euro, fast die Hälfte weniger als in den üblichen US-Kongressmitteilungen.
2024 wird in Sliac hochgefahren
Die erste Maschine (Taktische Nummer 1001, FMS 20-4001, Konstruktions-Nummer EY-01) wartet noch auf die vollständige Ausrüstung, die Flug-/Abnahmetests sind für diesen November geplant. Die Delegation des slowakischen Verteidigungsministeriums wurde auch über die Fortschritte bei der Produktion der anderen 13 F-16-Jets informiert, wobei nach Angaben des slowakischen Rüstungsdirektors Michal Homza die Vorbereitungen unter Beteiligung von Expertenteams auf individueller Ebene auf Kurs seien, um sicherzustellen, dass die ersten beiden Flugzeuge für die Ausbildung slowakischer F-16-Techniker in den USA zur Verfügung stehen. Slowakische Piloten sind bereits vor Ort. „Auf der Grundlage der aktuellen Vereinbarung werden dann die ersten vier F-16/70 ab dem zweiten Quartal nächsten Jahres schrittweise in der Slowakei eintreffen”, sagte er.
… und LOTN Trenčín soll mitpartizipieren
Wie das Ministerium in Bratislava in einer Aussendung betont, böte die strategische Partnerschaft mit Lockheed Martin und den USA auch Möglichkeiten zur Beteiligung der nationalen Industrie, darunter die Aufnahme einer Zusammenarbeit zwischen der staatlichen slowakischen Flugzeugreparaturgesellschaft Trenčín (LOTN) und Lockheed Martin als F-16-Hersteller. Dabei geht es um die zukünftige Beteiligung von LOTN an der Wartung einiger Flugzeugkomponenten. Darüber hinaus wird LOTN für die Einführung des Integrierten Logistik-Informations- und Automatisierungssystems (ILIAS) verantwortlich sein, um die Implementierung und Wartung der slowakischen F-16 Block 70-Flotte zu unterstützen. Als ein praktisches Ergebnis dieser Zusammenarbeit wird auch eine Spende des US-Herstellers in Höhe von 170.000 Euro an das Zentrale Militärkrankenhaus in Ružomberok erwähnt, zur Behebung von Brandschäden am Chirurgischen Pavillon.
Block-70/72
Die neu gebauten F-16 Level Block 70/72 (die Nummern stehen für entweder das General Electric F100-GE-129D Triebwerk oder im Block 72 das Pratt & Whitney F100-PW-229), sind nicht mit der Bezeichnung F-16V für ältere und auf 70/72 hochgerüstete Versionen (wie beispielsweise in Taiwan oder Griechenland) zu verwechseln. Ihr AN/APG-83 aktiv strahlschwenkende (AESA) sogenanntes „Scalable Agile Beam Radar” wurde von Northrop Grumman entwickelt und ersetzt das AN-APG-80, das in den Block 60-Flugzeugen wie beispielsweise in den VAE verwendet wird. Diese letzte Version verfügt über einen neuen Flugsteuerungscomputer, einen neuen Missionscomputer von Raytheon sowie das Datenlinksystem Link 16 zum Informationsaustausch auch mit Kampfflugzeugen der fünften Generation oder zum Beispiel dem Patriot-Raketenabwehrsystem.
Die nunmehr in Gang gekommene F-16-Produktionslinie in Greenville (am Stammwerk in Fort Worth werden nur mehr F-35 gebaut) wird aus heutiger Sicht wohl bis etwa 2030 laufen, mit Bestellungen für neue Block 70/72-Flugzeuge für Bahrain (16 Maschine), wie erwähnt die Slowakei (14), Marokko (24), Bulgarien (16) sowie als Viper-Ugrade für Taiwan (66 V) und Griechenland (83). Das Unternehmen sieht einen Markt für bis zu 300 weitere Verkäufe und hat Interessenten identifiziert, darunter Jordanien, die Philippinen oder Indonesien (welche aber bereits auf F-15EX und Rafále gehen). Jordanien hat ein Angebots- und Annahmeschreiben für acht neue Flugzeuge unterzeichnet, nachdem der US-Kongress bis zu zwölf F-16C Block 70 und vier F-16D genehmigt hat.
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