Am 9. Mai begannen um 10.00 Uhr vormittags auf dem Roten Platz in Moskau und in 27 weiteren russischen Städten die Feierlichkeiten zum inzwischen 76. Jahrestag des Sieges der Roten Armee über Hitlerdeutschland im sogenannten „Großen Patriotischen Krieg”.

Die während der Regierung von Präsident Wladimir Putin schon traditonell abgehaltene Militärparade (davor gab es sie jahrelang nicht) fand heuer wieder zum eigentlichen Jahrestag der deutschen Kapitulation in Karlshorst am 9. Mai 1945 statt, nachdem sie 2020 Corona-bedingt auf den Juni verlegt worden war. Betont wurde dazu, dass „alle Teilnehmer gegen das Virus geimpft worden sind und Militärchemiker täglich die zeremonielle militärische Ausrüstung desinfizieren.”

@AIF
Wie schon bei den vergangenen Paraden bestanden auch dieses Mal einige Marschblöcke ausschließlich aus weiblichen Soldatinnen beziehungsweise Militärstudentinnen.

Nach der vom Kreml-Glockenturm eingeläuteten Schweigeminute meldete der die Parade kommandierende Oberbefehlsleiter der Armee, General Oleg Saljukow, dem ausrichtenden russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu das Antreten in 37 Marschblöcken von rund 12.000 Soldaten und Soldatinnen beziehungsweise Kadetten. Schoigu begrüßte – ebenfalls in Generalsuniform und aus der 4,4-Liter V8-Hybrid-Limousine Aurus – dann wie üblich die Truppenteile zur Siegesfeier, jene antworteten ebenso üblich mit dem dreimaligen „Urrah!”

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@Kremlin.ru
Bei der Parade durften natürlich auch die T-14 Armata Panzer nicht fehlen.

Sie setzten sich zusammen aus Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten der diversen Streitkräfte-Garnisonen des größten Landes der Erde (siehe Grafik unten), Kadetten von Militäruniversitäten, Mitglieder der allrussischen Bewegung „Unarmia” sowie Vertreter von Militär-Strafverfolgungsbehörden und Kosakentruppen. Im den Ansprachen folgenden Defilé – ohne Masken – war erstmals in diesem Jahr die Militärpolizei aus dem Zentralen Militärbezirk vertreten. Rein weibliche Marschblöcke bildeten die Studentinnen der Militäruniversität, der Akademie der Raumfahrt- und Luftwaffentruppen, der Militärakademie für Kommunikation „Budjonny” sowie der Logistsik-Akademie.

@AIFWarnungen und Erinnern
Der russische Präsident Wladimir Putin: „Wir werden uns immer daran erinnern, dass dieses majestätische Kunststück vom ganzen sowjetischen Volk vollbracht wurde. Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Glaubensrichtungen haben mit Geschick und unter großen Opfern für jeden Zentimeter ihrer Heimat gekämpft. Der Tag dieses Sieges wird Russland immer heilig sein!” Was das Heute betraf, prangerte Putin „eine schleichende Rückkehr der Ideologien von damals” an. „Diese macht sich in Form von rassistischer Rhetorik, nationaler Überlegenheit, Antisemitismus und Russophobie bemerkbar. Und es gibt keine Vergebung und Entschuldigung für diejenigen, die wieder über aggressive Pläne nachdenken”, so der Präsident welcher auch den Truppen versprach „die nationalen Interessen des Landes stets entschieden zu verteidigen, um die Sicherheit des Volkes stets zu gewährleisten.”

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Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin gratulierte den Bewohnern der Stadt zum Tag des Sieges: „Die Erinnerung an das Heldentum der siegreichen Soldaten macht die heutigen Generationen von Moskauern stärker und hilft ihnen, ihre Geschichte besser zu verstehen. Für uns, die wir in Friedenszeiten geboren sind, ist es fast unmöglich, uns vorzustellen, was unsere Großväter und Urgroßväter erlebt haben. Aber wenn wir uns an ihre Leistung erinnern, werden wir selbst stärker, wir verstehen unsere Geschichte besser, wir sind stolz auf unser Land. Und auf seine Vergangenheit – ohne die eine Zukunft unmöglich ist!”

@AIF
Die an der Parade teilnehmenden Systeme in der Übersicht.

Militärtechnik-Defilés
Anschließend gab es in Vorbeifahrt mehr als 191 Stück historischer, moderner und – wie man es bezeichnet – „zukunftsweisender” militärischer Ausrüstung zu sehen, letztere wurde mit 35 Exemplaren ganz neuer und modernisierter Technik quantifiziert. (siehe Grafik rechts) Einigen historischen T-34/85 folgten unter anderem wieder T-14 Armata-Kampfpanzer sowie T-72B3M, T-80BVM und T-90M „Durchbruchspanzer”. Auch der Nachfolger der BMP-Schützenpanzer war wieder zu sehen, Kurganets 25. Als Ausrüstung der amphibischen und der Luftlandetruppen die schwimmfähigen sowie luftverlegbaren Ketten-Kampffahrzeuge BMD-4M und APC-MDM Rakuschka. Es folgten taktische Boden-Boden-Raketen Iskander-M, Mehrfachfeldraketenwerfer Tornado-S und selbstfahrende Haubitzen Koalitsija SW. Auch kein Novum mehr waren die – teils auch aus jüngsten Konflikten wie in Libyen bekannten – Luftabwehrsysteme Buk und Tor in den russischen Eigenversionen M3 und M2. Ebenso Pantsir-S und das vom umstrittenen Export in die Türkei bekannte S-400. Das Nachfolgemodell S-500 soll übrigens bereits in oder vor Truppentests stehen. Den Abschluß des Landtreffens bildeten wieder die schweren nuklearen Interkontinentalraketen mit Mehrfachgefechtskopf RS-24 Jars beziehungsweise deren wohl leere vielachsige Trägerfahrzeuge.

Lufttreffen
Am – ürigens diesmal nicht mit Silberjodid „freigeimpftem” und teils sogar regnerischem – Himmel über Moskau nahmen diesmal 76 Geräte teil, exakt so viele wie Jahre seit dem Tag der deutschen Kapitulation. Die Vorbeiflüge wurden – teils knapp entlang der Wolkenuntergrenze – in Höhen von 180 bis 550 Metern und mit Geschwindigkeiten von 200 bis 550 Kilometern pro Stunde durchgeführt. Die Hubschrauber wurden von drei Mi-26 angeführt (dem größten im Einsatz stehenden Drehflügler der Welt), ihnen folgten Mi-8/171, Mi-24 und Mi-35, Kamow-52 und Mi-28N. Danach die Bomber (nur Russland, die USA und China betreiben diese schwere Kategorie) Tu-95MS, Tu-22M3 und Tu-160 (dem größten und schwersten Kampfflugzeug der Welt) und taktische Maschinen wie Su-30SM, vier Su-35S, Su-34 und vier MiG-31 (an der Mittelrumpfstation die Hyperschallwaffe Kinschal – Dolch).

Ebenso vier Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeuge der 5. Generation Su-57 (NATO-Code: Felon), wobei die air-to-air Nahaufnahme der vier Maschinen im Video ab 1:06:45 inzwischen als – gut gemachte – Computergrafik entlarvt ist. Weder bei der Parade, noch bei den Generalproben flog irgendetwas so knapp vor den vier, zudem passen Himmel und Wolken nicht. Anhand der erkennbaren Bort-Nummern handelte es sich um einen Mix aus ersten Serienmustern (das allererste ist 2019 abgestürzt) und den zweiten fünf Erprobungsträgern, welche in Aktjubinsk und Schukowski fliegen. Die haben aber verschiedene Farbschemen, während in der Videosequenz alle gleich „geklont” sind. Danke dazu an aufmerksame bzw. detaillierte Korrelation durch Valius Venckunas.

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Vorbereitung und „Vorbeugung”
Die Marschblöcke und die mechanisierten Teile hielten in den Wochen davor elf gemeinsame Trainingsdurchgänge in der Alabino-Garnison bei Moskau ab, wo vor einigen Jahren eine spezielle Plattform mit einem Nachbau des Roten Platzes gebaut wurde. Auch für die chinesischen Paraden gibt es in der inneren Mongolei übrigens einen Nachbau des Platzes entlang der Mauer der „Verbotenen Stadt”. Für die Parade wurden dann auf dem Roten Platz am 4. Mai (nachts) und am 6. Mai wieder Generalproben abehalten, auf den Routen wurde dazu laut RT extra Gummibeschichtung ausgelegt. In vergangenen Jahren gab es nämlich nachher einigen (finanziellen) Ärger mit der Stadt Moskau wegen großer Extra-Aufwände zur Reparatur der von den Gefechtsfahrzeugen (trotz Gummi in den Ketten) durch ihr schieres Gewicht sowie durch Manövrieren und Wenden ruinierten Straßendecken, Randsteinen und Straßenmöbel.

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Quelle@RIA Novosti, AIF