Am 19. April 1911 gründete Österreich-Ungarn mit der Aufstellung der „Flugmaschinen-Instruktions-Abteilung” in Wiener Neustadt die erste k.u.k. Militärfliegerschule. Damit richtete die Monarchie erstmalig eine strukturierte Ausbildungsstätte für jenen sich gerade entwickelnden Teil der Heeresorganisation ein, die heute als „Luftstreitkräfte” bezeichnet werden. 110 Jahre später gedachte die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule nun im Rahmen der Traditionspflege diesem besonderen historischen Tag in der Geschichte der österreichischen Militärluftfahrt.
Tradition hat im Österreichischen Bundesheer einen ganz besonderen Stellenwert. Sie soll den Soldaten durch Beispiele und Vorbilder aus der Vergangenheit aus unserer Militärgeschichte, Handlungssicherheit geben. Dies ist besonders dann wichtig, wenn es um die soldatischen Tugenden wie Achtung der Menschenwürde, Tapferkeit, Kameradschaft, Gehorsam, Disziplin oder fürsorgliches Verhalten der Vorgesetzten geht.
Was vor 110 Jahren mit der strukturierten und erstmalig organisatorisch abgebildeten Ausbildung der sogenannten Feldpiloten begann, hat sich über die Jahre und Jahrzehnte zu einer modernen, zukunftsorientierten, international vernetzten Ausbildung weiterentwickelt. Die Piloten sind dabei sicherlich die Speerspitze im Gesamtsystem Luftstreitkräfte. Doch ohne Zusammenwirken mit Technikern, Fluglotsen, Luftraumbeobachtung, meteorologischem Dienst oder Luftfahrzeugrettung wäre ein Flugbetrieb in der Gegenwart nicht mehr denkbar.
Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, als zentrale Bildungseinrichtung der Luftstreitkräfte, spiegelt dabei die Luftstreitkräfte wider. Sie vermittelt den zukünftigen Soldaten und Zivilbediensteten alle notwendigen Fachkenntnisse, welche in den unterschiedlichsten Waffengattungen und Fachrichtungen der Luftstreitkräfte erforderlich sind. Die in Langenlebarn und Zeltweg durchgeführte Individualausbildung legt somit den Grundstein für eine erfolgreiche Auftragserfüllung in den Einsatzverbänden.
„Ein jeder Einzelne trägt zum gesamten Erfolg bei. Ausnahmslos muss jeder Teilbereich funktionieren, anders ist an eine Zielerreichung nicht zu denken”, hielt Oberst des Generalstabsdienstes Reinhard Kraft in seiner Ansprache fest. „Aus diesem Grund wurde seit Anbeginn ein hoher Wert auf eine gediegene Ausbildung des Personals gelegt, was sich zu einer absoluten Stärke der heutigen Streitkräfte entwickelt hat.”
Nicht fehlten durfte an diesem Gedenktag der Traditionsmarsch der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, der Banfield-Marsch, welcher durch die Militärmusik von Niederösterreich gespielt wurde. Linienschiffsleutnant Baron Gottfried von Banfield war nicht nur einer der ersten Absolventen der ersten österreichischen Militärpilotenausbildung, sondern auch der erfolgreichste k.u.k. Marineflieger. Ihm wurde als einzigem der Fliegertruppe das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens verliehen. „Er soll uns beispielgebend dafür sein, dass, wenn wir Ziele auch unter suboptimalen Rahmenbedingungen mit Herz und Wille verfolgen, wir Herausragendes leisten können”, schloss Oberst des Generalstabsdienstes Kraft seine Ansprache.
Der Kommandant der Streitkräfte, Generalleutnant Franz Reißner hob in seiner Ansprache aber auch die besondere Verantwortung hervor, welche die Geschichte mit sich bringt und derer wir uns immer bewusst sein müssen. Ein weiterer wesentlicher Punkt war, dass die Ausbildung auf den Einsatz ausgerichtet sein muss. Er unterstrich damit die primäre Zweckbestimmung des Österreichischen Bundesheers, nämlich die militärische Landesverteidigung sicherzustellen. Denn wenn wir dazu befähigt sind, dann können wir auch qualifizierte Hilfe leisten, wenn diese benötigt wird.