Die Österreicher sprechen sich mehrheitlich für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht aus. In einer Umfrage des Gallup-Instituts befürworten 65 Prozent der Befragten den Status quo, 27 Prozent wollen eine Abschaffung, acht Prozent sind unentschlossen. Was den zuletzt eingeführten freiwilligen Wehrdienst für Frauen anbelangt, zeigen sich 84 Prozent wohlwollend. Einem verpflichtenden Dienst für Frauen stehen die Befragten jedoch mehrheitlich skeptisch gegenüber.

31 Prozent sind dafür, 62 Prozent dagegen und 7 Prozent unentschlossen. Die Meinungen der Männer und Frauen gehen bei diesem Thema allerdings deutlich auseinander: Männer befürworten die Wehrpflicht für beide Geschlechter zu 44 Prozent, bei Frauen beträgt dieser Anteil lediglich 19 Prozent, satte 75 Prozent der Frauen sind strikt dagegen.

Die Ablehnung wird am häufigsten damit begründet, dass Frauen genug andere Verpflichtungen, wie beispielsweise Kindererziehung, haben (47 Prozent). Diese Meinung wird von Frauen und Männern gleichermaßen geteilt. 42 Prozent der Gegner der FrauenWehrpflicht meinen, dass diese „erst dann eingeführt werden soll, wenn Frauen in allen anderen Bereichen den Männern gleichgestellt sind”. Der weibliche Teil der Bevölkerung (47 Prozent) vertritt diesen Standpunkt wesentlich häufiger als der männliche (35 Prozent). 25 Prozent jener, die sich gegen eine Wehrpflicht für Frauen äußern, argumentieren damit, dass Frauen körperlich nicht für das Militär geeignet sind. 27 Prozent sagen, dass Frauen schon jetzt Zivildienst leisten und 21 Prozent befürchten, dass sie beim Bundesheer sexueller Belästigung ausgesetzt wären.

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87 Prozent der Befüworter der Wehrpflicht für Frauen sind davon überzeugt, dass Frauen die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten wie Männer haben sollten. 58 Prozent glauben, dass ein verpflichtender Wehrdienst für Frauen die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Gesellschaft fördern würde. 46 Prozent sagen, dass Frauen und Männer in gleichem Maße zur Landesverteidigung beitragen sollen. Ebenso viele vermuten, dass das Bundesheer und der Zivildienst von den Kompetenzen der Frauen profitieren würden. 31 Prozent gehen davon aus, dass die Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen dem Personalmangel beim Bundesheer und im Zivildienst entgegenwirken würde.

Der Wehrpflicht für Frauen wird eine deutliche Absage erteilt, in erster Linie von den Frauen selbst. Interessanterweise berufen sich sowohl Befürworter als auch Gegner auf Geschlechtergleichstellung”, so Andrea Fronaschütz, die Leiterin des Gallup-Instituts. Die Befürworter argumentieren damit, dass die Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen ein Schritt in Richtung mehr Gleichberechtigung bedeuten würde. Die Gegner sehen darin wiederum eine weitere Verschärfung der Ungleichheit. Der freiwillige Grundwehrdienst kommt den unterschiedlichen Auffassungen von Geschlechtergerechtigkeit anscheinend näher.

Der Wehrpflicht für Frauen wird eine deutliche Absage erteilt, in erster Linie von den Frauen selbst. Interessanterweise berufen sich sowohl Befürworter als auch Gegner auf Geschlechtergleichstellung.“

@Bea Hasler
Andrea Fronaschütz, die Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts.

Ähnlich wie im Mai vergangenen Jahres befürwortet die Hälfte der Bevölkerung eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Österreich, rund ein Drittel ist dagegen, etwas weniger als ein Fünftel zeigt sich bei dieser Frage unentschlossen. Mit dem Alter steigt die Zustimmung zur Aufstockung des Verteidigungsbudgets. Während sich 41 Prozent der Bevölkerung bis zum Alter von 30 Jahren dafür aussprechen, sind es bei den 31 bis 50Jährigen bereits 48 Prozent und bei den über 50Jährigen 54 Prozent.

Wenn es darum geht, ob es für die Sicherheit Österreichs vorteilhafter ist, Neutralität zu bewahren oder der NATO beizutreten, stimmen 77 Prozent der Österreicher der Beibehaltung der Neutralität zu. Das sind in etwa so viele wie zu Beginn des UkraineKrieges (78 Prozent) und etwas mehr als im Mai letzten Jahres (71 Prozent). Ein geringer Anteil von 17 Prozent hält einen NATOBeitritt für zielführender, Prozent haben dazu keine Meinung. Die Zustimmung zur Neutralität überwiegt quer durch die Anhängerschaft aller parlamentarischer Parteien, wenngleich sie bei den Grün(65 Prozent) und den NEOSSympathisanten (59 Prozent) weniger stark ausgeprägt ist. Die meisten Verfechter der Neutralität finden sich in den Reihen der FPÖAffinen (89 Prozent).

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Weniger einig ist sich die Bevölkerung hingegen bei der Frage, ob Österreich enger mit der NATO zusammenarbeiten sollte: 39 Prozent bevorzugen eine stärkere Kooperation, 44 Prozent sind dagegen. Die Befürworter einer engeren Zusammenarbeit sind am häufigsten unter den Anhängern der Grünen und der NEOS vertreten (jeweils 62 Prozent). Gegen eine Intensivierung der Kooperation mit dem Verteidigungsbündnis äußern sich überdurchschnittlich häufig die FPÖSympathisanten (69 Prozent).

„Hinsichtlich der Sicherheitsstrategie Österreichs herrscht in der Bevölkerung eine gewisse Ratlosigkeit. Die Neutralität wird als unverhandelbar betrachtet, gleichzeitig bestehen Zweifel an der Verteidigungsfähigkeit des Landes”, so Andrea Fronaschütz. Die Gallup-Leiterin abschließend:Während über die Beibehaltung der Wehrpflicht weitgehend Konsens besteht, finden sich keine absoluten Mehrheiten für eine Erhöhung der  Verteidigungsausgaben oder eine intensivere NATOKooperation.”

Quelle@Bundesheer/Zisser