Auf der blau-grünen Maskareneninsel Mauritius stieß Militär Aktuell jüngst auf eine fliegende Überraschung: Der Inselstaat verfügt zwar über keine Armee, unterhält aber fünf Alouette III aus indischer Produktion und glaubte bislang die ältesten Exemplare dieses Typs weltweit zu betreiben.

Geologisch waren die Vulkaninseln der Maskarenen nie mit Festland verbunden, weshalb sich dort – knapp 900 Kilometer östlich von Madagaskar und inmitten des Indischen Ozeans – eine exotische Tierwelt entwickelt hat. Viele der vor allem von portugiesischen und holländischen Seefahrern als willkommenes Frischfleisch und Proviant gejagten Tiere (die bekannteste Art ist wohl der Dodo) wurden innerhalb kürzester Zeit ausgerottet, trotzdem gibt es auf Mauritius (und dem nebenan gelegenen französischen Überseedépartement La Réunion) auch heute noch viele Arten, die so anderswo nicht heimisch sind. Diese Tatsache dürften sich wohl auch die offiziellen Organe des Landes zum Vorbild genommen haben, unterhalten sie mit einigen Polizeihubschraubern und Küstenwachefliegern doch ebenfalls exotisches Gerät – allerdings mit stark indischem Einfluss.

Alouette III @Georg Mader
In diesem Jahr hat Mauritius die älteste Alouette III seiner Hubschraubereinheit nach 44 Dienstjahren abgestellt.

Die seit 1968 von England unabhängige Inselnation verfügt zwar über kein Militär, allerdings je eine dem Polizeihochkommissar unterstellte Polizeihubschrauber- und Küstenwachefliegereinheit. Deren gemeinsames „Nest” am Flughafen Plaisance zu besuchen bedingte eine fast zweimonatige „inner­insulare” Genehmigungsphase, bis schließlich der Premierminister selbst Militär Aktuell Tür und Tor öffnete.

Der Aufwand lohnte sich, dahinter gab es fünf Österreichern gut vertraute und top gewartete SA.316B Alouette III der indischen Chetak-Baureihe zu sehen. Die Männer der von indischen Offizieren in zwei- bis dreijähriger Rotation geführten Staffel haben ihren ältesten Hubschrauber erst heuer nach 44 Jahren abgestellt und waren der Meinung, dies wäre die älteste Alouette überhaupt. Groß das Erstaunen, als Militär Aktuell diese Ansicht mit Hinweis auf Aigen im Ennstal toppen konnte. Völlig unterschiedlich ist natürlich das Einsatzgebiet: Während die rot-weiß-roten Alouette vornehmlich im Gebirge unterwegs sind, nehmen unsere „Rotor-Antipoden” im Indischen Ozean vor allem Überwachungs-, Patrouillen- und Rettungseinsätze über Meer wahr – und das bis zu zehn Kilometer vor der Küste. Seit 2016 operieren die Hubschrauber außerdem auch vom ebenfalls indisch gebauten Patrouillenschiff Barracuda aus.

@Georg Mader
Die Überwachung der riesigen Exklusiven Wirtschaftszone (EEZ) erfolgt auch mithilfe von aktuell drei Dornier-228/202.

Das zu überwachende Gebiet ist riesig: Die EEZ (Exklusive Wirtschaftszone) von Mauritius ist inklusive der Inseln Rodriguez und Agalega 2.000 mal größer als seine nur etwas mehr als 2.000 Quadratkilometer umfassende Landmasse. Neben den Hubschraubern kommen daher auch Flugzeuge zum Einsatz und wieder ist es Indien, das Mauritius’ Küstenwache mit drei, bald vier in Kanpur gebauten Dornier-228/202 ausrüstete, um mit ELTA-Radar illegale und suspekte Schiffsbewegungen zu erfassen.

Militär Aktuell wurden als deren erste Bewaffnung 7,62-mm-Zwillings-MG-Behälter gezeigt, damit sollen potenzielle Piraten abgeschreckt und notfalls auch bekämpft werden. Damit des indischen Einflusses aber noch nicht genug, drängt Delhi zunehmend auch auf eine militärische Nutzung der nördlichen Insel Agalega. Indien sieht sich durch das chinesische „Projekt Perlenkette“ von Myanmar, Sri Lanka über die Malediven bis Djibouti und Gwadar in Pakistan „eingekreist“ und Mauritius als natürlichen Verbündeten. Aber nicht alle Mauritianer sehen das umgekehrt auch so und pochen lieber auf ihre Neu- tralität. Und ja, auch das kommt uns Österreichern irgendwie bekannt vor.

Quelle@Georg Mader