Wie man andernorts mit hochdekorierten Veteranen umgeht (nämlich so, wie sie es verdienen) zeigt die Lebensgeschichte des US-amerikanischen Soldaten John William Finn, der in Pearl Harbor unorthodox japanische Flugzeuge abwehrte und dafür auch Jahrzehnte später von der US Navy nicht vergessen wurde.

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John William Finn mit der Medal of Honor.

John William Finn wurde in Compton, Kalifornien, am 23. Juli 1909 als Sohn eines irischstämmigen Elternpaares geboren. Finn verließ die Schule und trat der US Navy im Alter von 17 Jahren bei.

Mit 32 war Finn Chief Petty Officer und fungierte als Waffenmeister (mit dem Kommando über 20 Mann) bei den Marinefliegern auf der Kaneohe Bay Naval Air Station auf Oahu, Hawaii.

Am Morgen des schicksalhaften 7. Dezember 1941 befand sich Finn bei seiner Frau zuhause und wurde vom Lärm der Explosionen und Schüsse geweckt. Ein Nachbar rief ihm zu, er würde dringend auf der Basis gebraucht. Finn stieg etwas verwirrt in seinen Wagen und fuhr (unter strikter Beachtung der Geschwindigkeitsbegrenzung) zu seinem Dienstort. Erst ein tief über ihn hinwegfliegender japanischer Jäger brachte ihn darauf, was wirklich los war – die Japaner hatten den US-amerikanischen Marinehafen Pearl Harbor angegriffen. Jetzt gab Finn Vollgas und kam zu seiner Teileinheit. Hier traf er auf einen Mann, der gerade ein schweres MG, das er aus einer beschädigten Maschine geborgen hatte, forttrug. Der Kamerad war eigentlich Lackierer und mit dem Anstrich der Flugzeuge der Marineflieger beschäftigt. Also entschied Finn, der nun wirklich mehr Erfahrung mit Maschinengewehren hatte, es an sich zu nehmen.

@US Navy photo by James F. Bartels
Petty Officers der US Navy überreichen John William Finn einen Entersäbel.

Finn montierte das MG auf eine Lafette, die zum Training verwendet wurde. Dann trug er alle Munition zusammen, die er auftreiben konnte. Die Lafette zerrte er auf einen offenen Platz. Dort stand er nun völlig ohne Deckung, aber mit hervorragender Sicht auf die an- und abfliegenden japanischen Flugzeuge. Die nächsten zwei Stunden gab Finn Feuer auf alle Feindmaschinen, die er ausmachen konnte. Neben etlichen kleineren Verletzungen trug er einen Schuss in den Fuss davon und eine Schrapnellwunde in der linken Schulter, die dazu führte, dass er den linken Arm nicht mehr bewegen konnte.

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John William Finn bekommt 2009 eine Flagge von seiner Ehreneskorte.

In einem 2001 geführten Interview gab Finn bescheiden an, er könne sich nicht daran erinnern, feindliche Flugzeuge getroffen zu haben. Hatte er aber, und zwar mehrere. Ein japanisches Flugzeug stürzte aufgrund der Treffer, die Finn ihm mit seinem MG beigebracht hatte, ab.

Erst auf Befehl eines Vorgesetzten ließ sich Finn medizinisch versorgen. Im Lazarett sah er viele Schwerverwundete und entschied, es zu verlassen. Den Rest des Tages und die folgende Nacht verbrachte er in der Waffenkammer mit Reparaturen. Dann schickte ihn ein Offizier erneut ins Hospital, wo er dann zwei Wochen bleiben musste.

Am 14. September 1942 verlieh ihm Admiral Chester Nimitz an Bord von USS Enterprise die Medal of Honor. Finn blieb in weiterer Folge bis 1956 in der US Navy, zuletzt im Range eines Lieutenants. Danach betrieb er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn eine kleine Ranch.

Von allen Ordensträgern, die Auszeichnungen wegen Taten im Zusammenhang mit Pearl Harbour bekommen hatten, war Finn der letzte lebende Träger des Ordens. Er starb am 27. Mai 2010 im Alter von 100 Jahren und liegt in der Reservation des Diegueno-Stammes begraben (Finn hatte sich als Pflegevater um fünf Kinder dieses Stammes gekümmert).

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Die Waffenmechaniker der Besatzung von USS John C. Stennis treten zu Ehren von John William Finns 100. Geburtstag an.

Die Bilder in diesem Beitrag sind beredtes Zeugnis, wie sich die US Navy um ihre alten Veteranen kümmert und welche große (und nachahmenswerte) Ehrerbietung ihnen in den Vereinigten Staaten von Amerika entgegengebracht wird.

Quelle@US Navy photo by Antonio D. Ramos, US Navy photo by Josue L. Escobosa, @US Navy photo by James F. Bartels, US Army, Archiv Seehase