Im Ersten Weltkrieg kamen auf britischer Seite Panzerwagen des Herstellers Lanchester zum Einsatz. Die Fahrzeuge erwiesen sich als robust und zuverlässig und so beauftragte die Armee bei dem Unternehmen die Entwicklung eines Armoured Cars.
Die Firma Lanchester Motor Company (welche später von Daimler aufgekauft wurde) produzierte ab 1928 einen in der Konzeption dem eben erwähnten Panzerwagen ähnlichen, aber viel größeren und leistungsfähigeren Panzerwagen auf einem eigens entwickelten Fahrgestell. Die Abkehr von der Praxis, einfach Fahrgestelle von handelsüblichen beziehungsweise Militär-Lkw oder Pkw zu verwenden, brachte natürlich technische Vorteile, aber auch Nachteile logistischer Natur. Nachdem zwei Prototypen vorgeführt und getestet worden waren, stellte sich heraus, dass eine Verbesserung des Chassis nötig war. 22 verbesserte Fahrzeuge wurden geordert. Bis 1932 wurden weitere 15 Fahrzeuge bestellt.
Ein Panzeraufbau mit Drehturm saß auf einem eigens entwickelten Fahrgestell (wie erwähnt) mit der Antriebsformel 6×4. Das Fahrzeug wog ungefähr sieben Tonnen. Die erste Baureihe hatte Zwillingsbereifung auf den Hinterachsen, die folgende nicht. Die Bewaffnung bestand aus einem Maschinengewehr Kaliber .50 und einem weiteren Kaliber .303 im Drehturm und einem Maschinengewehr (Kaliber .303) in der Wanne. Zur Besatzung gehörten vier Mann. In der Konfiguration war der Lanchester Armoured Car nicht unähnlich zeitgleichen deutschen, schwedischen oder russischen Entwicklungen. Bei der britischen Armee hatte er einen weit besseren Ruf als die zeitgleich eingeführten Crossley-Panzerwagen in 6×4. Vor allem die Geländegängigkeit war besser.
Der Lanchester Armoured Car wies wie erwähnt eine einigermaßen gute Geländegängigkeit auf und sein Sechszylinder-Benzinmotor beschleunigte ihn auf 72 km/h. Außerdem war er zuverlässig und wartungsfreundlich. Die Stärke der Panzerung betrug neun Millimeter. Er hatte aber einen Hauptfehler, der bei der britischen Armee in der Zwischenkriegsperiode kaum zum Tragen kam: der Lanchester Armoured Car war kompliziert (vor allem in der Herstellung) und deshalb teuer. Hoher Produktionsausstoß beziehungsweise Exporterfolge waren daher kaum zu erwarten. Die irische Armee zeigte eine Zeitlang Interesse an dem Erwerb einer Handvoll der Panzerwagen, ließ dann aber von dem Vorhaben ab.
1929 erhielt das Regiment der 11th Hussars Lanchesters und einige Rolls-Royce. Erst 1934 waren alle Lanchesters, die dafür vorgesehen waren, an das Regiment übergeben. Als die Hussars nach Ägypten abrückten (das war dann gegen Ende des Jahres 1934), verblieben die Lanchesters in Großbritannien. Das macht deutlich, dass diese Panzerwagen nicht für den Polizeieinsatz in Kolonien und Protektoraten vorgesehen waren, wie das bei anderen Entwicklungen (etwa dem Crossley) der Fall war. Die 12th Lancers erhielten 16 Lanchesters, die sie gegen Morris CS 9 eintauschten, als das Regiment als Teil der B.E.F. nach Frankreich ging.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden 22 Lanchester (13 Mk I, ein Mk IA, fünf Mk II, drei Mk IIA) an diverse militärische und paramilitärische Verbände in der Kolonie Malaya gesandt, fünf davon erhielt das 2nd Battalion Argyll & Sutherland Highlanders, seinerzeit kommandiert von Lt.-Col. Lindsay Robertson, nebst vier Spähwagen Marmon-Herrington.
Bei einem Gefecht („Battle of the Slim River” am 7. Jänner 1942) mit den Panzern der japanischen Invasionstruppen unter General Yamashita gingen alle Panzerwagen des traditionsreichen schottischen Verbandes verloren. Von den rund 200 Panzern von Yamashitas Invasionsarmee wurde eine Panzerkompanie unter Major Toyosaku Shimada mit 17 Panzern Typ 97 Chi-Ha und drei leichten Panzern Typ 95 Ha-Go gegen die Highlander eingesetzt. Shimada setzte einen riskanten Nachtangriff mit seinen Panzern durch, der die Linien des schottischen Eliteregimentes durchbrach.
Einer der in England verbliebenen Lanchesters wurde zum Transport von Mitgliedern des britischen Kriegskabinetts eingerichtet, zwei erhielten die Exilstreitkräfte Belgiens. Zehn gingen an zwei Verbände der Territorials (1st Derbyshire Yeomanry, 3rd County of London Yeomanry).Ein Lanchester Armoured Car ist erhalten, es ist ein Mk II. Er steht im Bovington Tank Museum.