Ende Mai brach der neue britische Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth zu seiner ersten Einsatzfahrt in Richtung Ostasien auf. Das von BAE Systems produzierte 3,5-Milliarden-Euro-Schiff wird dabei insgesamt 40 Ländern einen Besuch abstatten.

Die Royal Navy hatte es in den vergangenen Jahrzehnten nicht leicht. Das enge finanzielle Korsett machte eine beträchtliche Reduktion der einst größten und stärksten Marine der Welt notwendig, bereits 1978 wurde mit der HMS Ark Royal der letzte traditionelle Flugzeugträger außer Dienst gestellt. Die drei mit rund 20.300 Tonnen Verdrängung eher kleinen und als Hubschrauberträger konzipierten Boote der Invincible-Klasse (HMS Invincible, HMS Illustrious und HMS Ark Royal) konnten diesen Abgang nie ganz kompensieren.

@Militär AktuellQuantitativ wird die Royal Navy auch in Zukunft nicht an alte Zeiten anschließen können, immerhin tut sich nun aber qualitativ einiges. Die Flotte wird aktuell unter anderem mit sieben atomgetriebenen Jagd-U-Booten und mehreren modernen Fregatten erneuert. Herzstück des Investitionsprogramms sind aber die beiden je 65.000 Tonnen großen Flugzeugträger-Schwesternschiffe HMS Queen Elizabeth und HMS Prince of Wales. Während die Prince of Wales erst ab 2023 voll einsatzbereit sein wird, ist die Queen Elizabeth schon seit Ende Mai auf ihrer ersten großen Einsatzfahrt. Über insgesamt 26.000 Seemeilen geht es nach Ostasien; unterwegs sollen insgesamt 40 Länder besucht werden. Zudem wird die Gruppe an Übungen mit dem französischen Flugzeug­träger Charles de Gaulle im Mittelmeer sowie mit Marinen und Flugzeugen von Verbündeten wie den USA, Kanada, Dänemark, Griechenland, Israel, Italien, Japan und den Vereinigten Arabischen Emiraten teilnehmen. Im Pazifik steht außerdem die Übung „Bersama Lima” auf dem Programm. Zur Einsatzvorbereitung nahm der Verband in der ersten Maihälfte bereits an der multinationalen Übung „Strike Warrior” vor der schottischen Küste teil.

@www.royalnavy.mod.ukIm Nachfolgenden gehen wir auf einige Highlights und technische Leistungsmerkmale des neuen Trägers ein:

Zwei-Insel-System
Eine weltweit einmalige Besonderheit des Trägers sind seine geteilten Aufbauten,
die sogenannten Inseln. Damit sollen die Vorteile einer weiter vorne positionierten Insel (ideale Kommandobrücke) und einer weiter hinten am Schiff positionierten Insel (erleichtert die Flugkontrolle) kombiniert werden.

Bewaffnung
Da die HMS Queen Elizabeth stets in einem Verband (Carrier Strike Group – siehe Infos weiter unten) zum Einsatz kommt, wurde auf eine üppige eigene Bewaffnung verzichtet. Diese besteht daher nur aus drei voll automatisierten Phalanx-MK15 1B mit einer 20-mm-Gatling-Kanone (CIWS) für die Bekämpfung von Raketen, Seeminen, Drohnen, Flugzeugen, kleinen Booten und Hubschraubern sowie aus automatisierten kleinkalibrigen Kanonen zur Abwehr von Schwarmangriffen kleinerer Boote und einem Torpedoabwehrsystem.

Hangar & Flugdeck
Mit rund 16.000 Quadratmetern entspricht die Fläche des Flugfelds der Größe von zwei Fußballfeldern. Es weist im Gegensatz zu den etwas größeren Flugzeugträgern der US Navy keine Katapulte oder Fangseile aus, verfügt allerdings über eine Sprungschanze am Bug. Der unter dem Flugdeck liegende Hangar ist rund 4.700 Quadratmeter groß und kann gleichzeitig bis zu 36 F-35B-Kampflugzeuge und vier Transporthubschrauber aufnehmen.

Hoch Mechanisiertes Waffen-Handhabungssystem (HMWHS)
Ähnlich wie bei den neuen US-Zerstörern der Zumwalt-Klasse kommt auf der HMS Queen Elizabeth ein automatisiertes Lagersystem zum Einsatz. Die palettierte Munition wird im Schiff entlang von Schienen und über zahlreiche Lifte aus den tief im zentralen Drittel des Rumpfes befindlichen unbemannten Waffenkammern zu den Munitionsvorbereitungs­bereichen und weiter zum Hangar und auf das Flugdeck transportiert. Um das gesamte System zu bedienen, sind nur 50 (im Notfall sogar nur zwölf) Seeleute notwendig.

Carrier Air Wing@www.royalnavy.mod.uk
Abhängig von Mission und Auftrag kann die Zusammenstellung der Flugzeuge und Hubschrauber unterschiedlich gewählt werden. Bei der Fahrt nach Südostasien sind aktuell mehr als 30 Flugzeuge und Hubschrauber an Bord, darunter acht F-35B Lightning II der 617 Squadron „Dambusters” und zehn weitere Maschinen desselben Typs der VMFA-211 des US Marine Corps. Weiters vier Wildcat-Hubschrauber der 815 Naval Air Squadron, sieben Merlin Mk2-Anti-U-Boot-Hubschrauber der 820 Naval Air Squadron und vier Merlin Mk4-Kommandohubschrauber der 845 Naval Air Squadron. Bei Bedarf können auch andere Typen – beispielsweise Chinook-Transporthubschrauber – vom Träger aus betrieben werden.

Carrier Strike Group
Zum besseren Schutz ist die HMS Queen Elizabeth in eine sogenannte Carrier Strike Group eingebettet. Diese besteht aus einem Atom-Jagd-U-Boot der Astute-Klasse, zwei Zerstörern der Daring-Klasse (HMS Defender und HMS Diamond), mit der HMS Kent und der HMS Richmond außerdem zwei Fregatten der Duke-Klasse sowie mit RFA Tidespring und RFA Fort Victoria zwei Versorgungsschiffen. Im Fall der aktuellen Ostasienreise komplettieren außerdem der US-amerikanische Arleigh-Burke-Zerstörer USS The Sullivans und die niederländische Fregatte HNLMS Evertsen den Verband.

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Quelle@www.royalnavy.mod.uk