Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz sind oft unerwarteten Gefahren ausgesetzt. Neben militärischen Risiken warten auch andere, unvorhergesehene Bedrohungen auf die Streitkräfte im Ausland – genauer gesagt Tiere als potentielle Gefahrenquelle. Heute präsentierten Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Katrin Vohland, gemeinsam mit Expertinnen und Experten die gemeinsamen Forschungsprojekte zur „Gefährlichen Fauna”.
Die Projektreihe des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) und des Naturhistorischen Museums (NHM) macht auf tierischen Gefahren aufmerksam. Dazu haben die Experten eine Datenbank für die im Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten erstellt. Das Projekt konnte Ende 2020 für den Einsatzraum Nordafrika abgeschlossen werden, nun wird es auf Zentralafrika ausgeweitet.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner: „Die Zusammenarbeit für dieses Forschungsprojekt kommt unseren Soldatinnen und Soldaten zu Gute und sorgt für mehr Sicherheit in den Auslandseinsätzen. Projekte wie diese zeigen, wie wichtig es für das Bundesheer ist über den Tellerrand zu schauen und gemeinsam mit Expertinnen und Experten anderer Forschungseinrichtungen zusammen zu arbeiten.”
Generaldirektorin NHM Katrin Vohland: „Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres sind im Auftrag der UNO und der EU in Ländern wie dem Kosovo, Bosnien, aber auch im Libanon, im Nahen Osten, in Afghanistan sowie in Westsahara, Senegal, Mali und Tschad. Dort erwarten sie nicht nur ungewohnte Lebensbedingungen und militärische Sicherheitsrisiken, sondern auch biologische in der Form von Skorpionen, Giftschlangen, Eingeweidewürmern oder Stechmücken. Diese Risiken abzuschätzen und soweit möglich zu vermeiden und im Schadensfall das Richtige tun zu können, wird seit Jahren durch die Erstellung von Datenbanken und Handbüchern vom Naturhistorischen Museum Wien unterstützt. Wir freuen uns, dass diese Zusammenarbeit weiter Bestand hat.”
Datenbank hilft beim Umgang mit exotischen Tieren
Für die Zusammenschau von gefährlichen Tierarten, speziell im nord-, west- und ostafrikanischen Raum, haben die Expertinnen und Experten des Instituts für Militärisches Geowesen und des Naturhistorischen Museums eine Datenbank über deren Verteilung sowie der von den Tieren ausgehendenden Gefahr (beispielsweise giftige Schlangenbisse) erstellt. Diese Daten sollen Militärs im Ausland dabei unterstützen das Risiko richtig einzuordnen und ein Bewusstsein mit dem Umgang exotischer Tierarten zu entwickeln.
Weiters werden die Informationen mit Grunddaten, wie topographische Karten, Infrastruktur, demographische Daten und meteorologische Geo-Informationen verknüpft. Die Datensätze können dann schnell und effizient für die Einsatzvorbereitung herangezogen werden.
Projektpartner seit 2012
Die Zusammenarbeit zu dieser Projektreihe zwischen NHM und ÖBH besteht seit 2012. Insgesamt wurden unter der Leitung der Abteilung WFE (Wissenschaft, Forschung und Entwicklung) des BMLV sechs Projekte im Wert von 330.475 Euro abwickelt. Die Projektreihe „Gefährliche Fauna” startete zunächst mit dem Pilotprojekt „Gefährliche Fauna im Libanon”, ehe dieses im Jahr 2016 auf Afrika erweitert wurde.
Tödliche Schlangenbisse
Wie relevant diese Informationen sind, werden an folgenden Beispielen sichtbar: Verletzungen und Vergiftungen durch Säugetiere und Reptilien, wie durch Giftschlangen, spielen in vielen Ländern Afrikas eine wichtige Rolle. Giftschlangenbisse können zu Lähmungen, Blutungen, Muskelspasmen oder -nekrosen, Gewebeschädigungen, Herzbeschwerden und infolgedessen auch zum Tod führen. Schätzungen der World Health Organization (WHO) zufolge, kommt es allein am afrikanischen Kontinent jährlich zu 435.000 bis 580.000 Schlangenbisse bei Menschen, wovon etwa 20.000 Fälle jährlich tödlich enden.