Rheinmetall wird mit wichtigen Erweiterungen und zusätzlicher Ausstattung für den Schützenpanzer Puma der Bundeswehr beauftragt. Das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat die industrielle Seite, vertreten durch eine Projektmanagementgesellschaft, nun mit einem umfassenden Erweiterungspaket im Bruttowert von 260 MioEUR (netto 218 MioEUR) beauftragt.
Hinzu kommt eine optionale Nachrüstung mit weiteren Komponenten, für die Mittel in Höhe von 108 MioEUR brutto zur Verfügung stehen. Innerhalb des Konsortiums, das für die Entwicklung und die Produktion des Puma verantwortlich ist, entfällt vom jetzigen Auftragswert ein Bruttoanteil in Höhe von 115 MioEUR (netto 97 MioEUR) auf Rheinmetall. Die Beauftragung innerhalb des Industriekonsortiums an Rheinmetall wird innerhalb der nächsten Wochen erfolgen.
Die beauftragten Erweiterungen sollen die Leistungsfähigkeit des Schützenpanzers nochmals in wichtigen Bereichen erhöhen und weiterhin die Ausbildungsmöglichkeiten verbessern.
Im Einzelnen umfasst das Erweiterungspaket u.a. die Entwicklung der neuen turmunabhängigen Sekundärwaffenanlage (TSWA) für den Puma, den Einbau modernisierter Sichtmittel und Displays sowie die Bereitstellung neuer Ausbildungsmittel.
Die turmunabhängige Sekundärwaffenanlage (TSWA) trägt dazu bei, die Kampfkraft und vor allem den Eigenschutz des Schützenpanzers deutlich zu erhöhen. Es handelt sich um eine unbemannte Waffenstation, die am Heck des jeweiligen Fahrzeuges – nicht auf dem drehbaren Turm – montiert wird und aus dem Inneren des Fahrzeugs fernbedient werden kann. Bedrohungen können unabhängig von der Hauptwaffe auch im nächsten Umfeld abgewehrt werden, was insbesondere im urbanen Umfeld von hoher Bedeutung ist und der Sicherheit der Besatzung erheblich zugutekommt. Die TSWA verschießt letale und nichtletale (z.B. Reizgas und Blitzlicht) Munition im Kaliber 40mm auf einer Distanz von bis zu 400 Metern.
Beauftragt wurden nun die Musterintegration, die Serienreifmachung sowie die Herstellung von drei TSWA-Prototypen. Die eigentliche Serienbeauftragung, die die Ausstattung der Puma-Flotte mit der Waffenanlage auslöst, ist für das Jahr 2023 vorgesehen.
Im Bereich der Sichtmittel wird der Puma an heutige Standards angepasst, indem die bisherigen Schwarzweiß-Monitore und dazugehörige Optiken durch moderne und besonders leistungsfähige Farb-Displays ersetzt werden. Kommandant und Richtschütze erhalten somit eine hochauflösende und detailreiche Darstellung des Umfeldes. Weiterhin verbessern sich die Möglichkeiten bei der Aufklärung und der Wirkung. Ein neuer Infrarot-Scheinwerfer am Heck verbessert zudem die Nachtsichtfähigkeit des Kraftfahrers.
Der jetzt erteilte Entwicklungsauftrag bezieht sich auf die Musterintegration der Sichtmittel bei drei Fahrzeugen. Die Auslösung einer späteren Serienoption ist für das Jahr 2020 vorgesehen.
Ein weiterer Auftrag enthält neue Ausbildungsmittel für die Bediener des Puma-Turms, des technisch anspruchsvollsten Subsystems des Schützenpanzers. Separate Turmtrainingsanlagen, die jeweils aus einem Serienturm und dem oberen Wannensegment des Puma bestehen, ermöglichen künftig die Ausbildung der Kommandanten und der Richtschützen unabhängig vom Fahrzeug. Instandsetzungspersonal kann Wartungs- und Montagearbeiten am Turmtrainer effektiv und realitätsnah üben. Dies schont Ressourcen und reduziert Kosten, indem Fahrzeug-Hardware nicht unnötig gebunden und belastet wird. Die Ausbildung kann damit wesentlich flexibler gestaltet werden.
Die Auslieferung der Turmtrainer soll im Zeitraum 2019 bis 2023 erfolgen. Beauftragt wurden die Bereitstellung von elf neuen Turmtrainingsanlagen sowie die Anpassung eines bereits vorhandenen Turmtrainers, so dass der Bundeswehr künftig zwölf Anlagen zur Verfügung stehen. Konkret sollen alle Panzergrenadierstandorte sowie die Ausbildungszentren der Bundeswehr in Aachen und Munster mit Puma-Schützenpanzern ausgestattet werden.
Der Schützenpanzer Puma ist das weltweit leistungsfähigste und modernste System seiner Art. In punkto Wirksamkeit im Einsatz, Mobilität, Führungsfähigkeit und Aufklärung setzt er neue Maßstäbe. Neben einem modularen, hochwirksamen Schutz besitzt der Puma ein einzigartiges Durchsetzungsniveau und die Fähigkeit, im Rahmen vernetzter Operationen eingesetzt zu werden. Der Schützenpanzer bietet Raum für eine Besatzung von neun Mann und kann mit dem militärischen Transportflugzeug A400M zum Einsatzort verbracht werden.
Der Puma befindet sich derzeit in der Einführungsphase bei der Truppe. Die Auslieferung der insgesamt 350 Schützenpanzer, die im Juni 2015 aufgenommen wurde, soll 2020 abgeschlossen sein. Derzeit werden erste Einheiten in der Bedienung und Nutzung des Systems Puma geschult.
Bild: Hersteller