In den vergangenen beiden Jahren war die türkische Stealth-Nurflügeldrohne Anka-3 auf zahlreichen Messen als Modell zu sehen, nun vermeldete Hersteller Turkish Aerospace Industries (TAI) den Erstflug des Systems. Damit schließt Ankara mit Ländern wie Frankreich, den USA oder China auf, die bereits Drohnen in dieser Klasse entwickelt und in die Luft gebracht haben.

Der Jungfernflug am 28. Dezember dauerte eine Stunde und zehn Minuten. Das Gerät war dabei in einer Höhe von 2.400 Metern und mit einer Geschwindigkeit von etwa 280 km/h unterwegs und wurde von einem Turboprop-Trainingsflugzeug begleitet.

@TAI
Die Anka-3 soll vor allem für die Bekämpfung von Hochwert-Bodenzielen geeignet sein.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan teilte das Video des Herstellers TAI über das Debut der MIUS (türkisch für „Nationales unbemanntes Kampfflugzeugsystem”) mit den Worten: „Unser unbemanntes Kampfflugzeug Anka-3 hat heute seinen Erstflug erfolgreich abgeschlossen. Wir hoffen, dass unsere Flugzeuge mit ihren fortschrittlichen Technologien, ihrem Design und ihren Funktionen einen starken Beitrag zur Verteidigung unseres Landes leisten werden.”

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Noch nicht die finale Version
Die Anka-3 ist ein äußerlich schwer erkennbarer Nurflügler für die Unterdrückung und Zerstörung feindlicher Luftabwehr (SEAD/DEAD) sowie ISR-, EW-Missionen und Angriffsoperationen in der Tiefe. Es ist zu erwarten, dass die noch klassisch-runde und nach hinten herausragende Schubdüse – wie beispielsweise bei der chinesischen GJ-11 – später zu einer intern verborgeneren Version modifiziert wird. Das Gerät hat außen sechs Befestigungsmöglichkeiten für Waffen: An den Befestigungsstationen rechts und links am Rumpf kann es jeweils 635 Kilogramm tragen, ebenso an den beiden inneren Stationen des Flügels. An den beiden weiteren Stationen sich nochmals je 100 Kilogramm möglich. Natürlich werden die primären Waffenlasten im Stealth-Modus aber aus den internen Waffenschächten eingesetzt werden.

Ein Lawineneinsatzzug-Kommandant im Gespräch

TAI nennt in Prospekten als kompatible Waffen die Mark 82, eine 227 Kilogramm schwere Freifallbombe, die mit verschiedenen Suchköpfen (GPS, Infrarot, Laser) auch gelenkt  verwendet werden kann und die Small Diameter Bomb (SDB), eine präzisionsgelenkte Gleitbombe mit Ausklapp-Trapezoidflügeln mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern. Zudem soll die Anka-3 auch den türkischen Marschflugkörper SOM-J mit 275 Kilometern Reichweite aufnehmen können.

@Georg MaderAuch Stealth-Kampfjet in der Entwicklung
Neben der Anka-3 entwickelt TAI aktuell auch ein bemanntes zweistrahliges Tarnkappenflugzeug, das eigentlich vor Kurzem ebenfalls seinen Jungfernflug hätte absolvieren sollen. Der Jet namens TF-X oder Kaan könnte künftig mit der Anka-3, die dann als interagierender Wingman agieren dürfte, zusammenarbeiten. Diesbezüglich wird es interessant, welchen Platz die Anka-3 im Arsenal der türkischen Luftwaffe (THK) tatsächlich einnehmen wird, denn parallel entwickelt das türkische Unternehmen Bayrar die Kampfdrohne Bayraktar Kizilelma, die ebenso flexibel eingesetzt werden kann und als Wingman bemannte Kampfjets begleiten soll. Auch sie hat Stealth-Eigenschaften, befindet sich bereits in Flugtests und ist ebenfalls vom türkischen Präsidenten bereits offiziell besichtigt worden. Kizilelma dürfte aber schneller und agiler als Anka-3 sein und soll eher zur Bekämpfung von Luftzielen geeignet sein. Die Anka-3 hingegen dürfte eher gegen hochwertige Bodenziele zum Einsatz kommen.

Quelle@TAI, Georg Mader