Angesichts des andauerndem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist etwas untergegangen, dass das größte multinationale Rüstungsprojekt mit deutscher Beteiligung, das deutsch-französisch-spanische Future Combat Air System (FCAS), vor dem Scheitern stehen könnte.
Darauf deutet eine Formulierung im jüngsten Rüstungsbericht hin, den das deutsche Verteidigungsministerium am vergangenen Mittwoch veröffentlichte und welche bisher weitgehend medial unbeachtet blieb
Zum Stand und zur Entwicklung des Projektes steht dort: „Das Future Combat Air System (FCAS) bezeichnet den Systemverbund (System of Systems) luftgestützter bemannter und/oder unbemannter bereits existierender und zukünftiger Waffensysteme sowie weiterer, nicht notwendigerweise luftgestützter Sensoren. Innerhalb des FCAS wird das Next Generation Weapon System (NGWS) die zukünftige Kernfähigkeit in einem Future Operating Environment abbilden. Dabei ist das NGWS ein eigenes ,System of Systems’, bestehend aus einer bemannten oder optional bemannten Plattform (Next Generation Fighter) und unbemannten Komponenten (Remote Carriers =RC), das in den FCAS-Verbund zu integrieren sein wird. Es soll ab 2040 sukzessive alle Funktionen von offensiven und defensiven Luftoperationen übernehmen.”
Und weiter: „Mit Abschluss des IA 3 wurde der Weg für eine Fortsetzung des Kooperationsprojektes auf Auftraggeberseite geebnet. Die Unstimmigkeiten zwischen den Industrien – hier insbesondere zwischen Dassault Aviation und Airbus – führen zu einer Verzögerung des Starts der nächsten Phase (Technologiematurierung). Sollte auch weiterhin keine Einigung gefunden werden, die die Interessen aller drei Nationen nach einer Beteiligung auf Augenhöhe erfüllt, ist die Fortsetzung der Kooperation zu hinterfragen.”
Die Aussage ist vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen des Chefs der französischen Luftfahrtfirma Dassault zu sehen. Vor wenigen Tagen hatte Eric Trappier (nach einem Bericht der französischen Zeitung La Tribune) auf die Unstimmigkeiten hingewiesen, indem er am 28. Juni bei einer Gedenkfeier für die 79 Märtyrer des Flugzeugbaus der Société nationale des Constructions Aéronautiques du Sud Ouest während des Zweiten Weltkriegs in Mérignac im Département Gironde daran erinnerte, dass Frankreich seine „kritischen Kompetenzen im Bereich der Luftfahrt und der Verteidigungsluftfahrt bewahren muss, damit unsere Piloten morgen die beste Ausrüstung zum besten Preis erhalten”. Trappier weiter: „Irgendwann muss man sagen können, ob man es schafft, das Projekt zu starten oder nicht! Kooperation kann besser sein, wenn sie effizient ist, aber wenn sie mehr kostet und weniger effizient ist, dann ist es keine Schande, alles auch alleine zu machen!”
Die Probleme mit der fehlenden Einigung auf Ebene der Industrie hatte auch der Haushaltsausschuss des Bundestages im vergangenen Jahr angesprochen. Ob mit den aktuellen Aussagen beider Seiten nur Druck aufgebaut werden soll oder ob das Projekt tatsächlich gefährdet ist, muss sich noch zeigen.
Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um Airbus Defence and Space und hier zu weiteren Meldungen rund um Dassault Aviation.