Oberösterreichs Militärkommandant Brigadier Dieter Muhr reflektiert das Krisenmanagement vor dem Hintergrund der Pandemie und betont dabei das oberste Gebot im militärischen Krisenmanagement: Du sollst Dich nicht täuschen!
Hörsching, 23. Dezember 2020: Die ständige Härte im Denken des Krisenmanagements liegt darin, dass man die Tatsachen und den Sachstand zur Kenntnis nimmt, selbst wenn er unangenehm ist. Aufpassen: Niemals einer Täuschung oder einer Selbsttäuschung unterliegen.
Ein aktives Krisenmanagement trachtet ständig danach, nicht überrascht zu werden. Deswegen bedient man sich verschiedener Techniken, beispielsweise der Szenarien- Technik, um Entwicklungen und eigene Reaktionen darauf, zu folgern und rechtzeitig Maßnahmen vorzubereiten. Dennoch wird ein gutes Krisenmanagement mit Überraschungen leben müssen. Man darf sich aber nicht überraschen lassen, dass es Überraschungen gibt.
Das militärische Krisenmanagement arbeitet ständig daran, die Handlungsfreiheit seiner Organisation zu erhalten oder wiederzuerlangen. Nur so kann es auf Lageentwicklungen rechtzeitig reagieren. Dafür sind Entscheidungen aufzubereiten. Und für die Umsetzung gilt: Lieber eine unvollständige Anordnung rechtzeitig, als eine vollständige zu spät.
Ein erfolgreiches Krisenmanagement sorgt sdafür, dass es immer Teil der Lösung ist. Niemals soll ein Krisenmanagement die Krise an sich verschärfen. Und aufpassen, dass man nicht irgendwann beginnt, die Krise zu lieben. Immer emotional Abstand wahren, sonst läuft man Gefahr, von der Krise gefressen zu werden. Irgendwann ist die Krise vorbei. Da heißt es dann, rechtzeitig loslassen können. Denn wer schneller aus der Krise herauskommt, der wird sich für das normale Leben besser einstellen können.