Militärbischof Werner Freistetter zu seinem fünfjährigen Bischofsjubiläum über anstehende Reformen in der Militärseelsorge, Missbrauch, Rassismus, die Coronakrise und seine Zeit als behelfsmäßiger „Brückenbauer” in Kärnten.

Anlässlich seines fünfjährigen Jubiläums als österreichischer Militärbischof wünscht sich Werner Freistetter mehr Mittel für das Bundesheer und neue Priester für die Militärseelsorge. Im ausführlichen Interview mit der Katholischen Presseagentur zeigt er sich besorgt über die finanzielle Ausstattung des Bundesheeres und spricht von der „Verpflichtung, unsere Soldaten mit bestmöglicher Ausrüstung und Gerät auszustatten, damit sie ihre Aufgaben im In- und Ausland erfüllen können”.

Das Verhältnis zu Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bezeichnete der Bischof als sehr gut. Die Verteidigungsministerin schätze die Arbeit der Militärseelsorge sehr – „und zwar die aller Kirchen und Religionsgemeinschaften”. Neben der katholischen gibt es im Militär auch eine evangelische, orthodoxe, islamische und jüdische Seelsorge. Freistetter: „Was man in dieser eher kleinen Welt des Bundesheeres lernen kann, ist, dass es auf Dialogbereitschaft und Wertschätzung ankommt.” Dann könne man auch Diskussionen führen. Niemand habe freilich Interesse, „die Arbeit im Bundesheer und die Sorge um die Soldaten mit religiösen oder theologischen Auseinandersetzungen oder Konflikten zu beeinträchtigen.” Vorhandene Probleme ließen sich zudem in der Regel auf unterschiedliche Kulturen und weniger auf Religion zurückführen.

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Militärbischof Freistetter: „Niemand hat Interesse, die Arbeit im Bundesheer und die Sorge um die Soldaten mit religiösen oder theologischen Auseinandersetzungen oder Konflikten zu beeinträchtigen.”

Von Ende Juni 2019 bis Anfang Februar 2020 stand Freistetter als Apostolischer Administrator der konfliktbeladenen Diözese Gurk-Klagenfurt vor. Im Konflikt zwischen der interimistischen Kärntner Diözesanleitung und Bischof Alois Schwarz habe er auf Dialog und Gespräche gesetzt und versucht, Brücken zu bauen – „zumindest Behelfsbrücken, wie man das ja auch beim Bundesheer immer wieder macht”. Um das Bauen von Behelfsbrücken ging es laut Freistetter auch in den vergangenen Wochen und Monaten, als die Coronakrise öffentliche Großveranstaltungen verhinderte. Vielen Kommandanten von Assistenzeinsätzen sei es aber trotzdem wichtig gewesen, dass die Militärseelsorger bei den Soldaten waren, so Freistetter. Von den Soldaten sei dieser Dienst sehr geschätzt worden, die persönliche Begleitung der Soldaten sei unter dem Strich durch nichts zu ersetzen.

Abschließend sprach der Bischof auch über den Personalstand der katholischen Militärseelsorge, der aktuell rund 20 Priester und vier Diakone umfasst, ein fünfter wird im Herbst geweiht. Durch die anstehenden Pensionierungen werde sich aber vieles strukturell ändern müssen, Freistetter hofft dahingehend „auf die Bereitschaft der österreichischen Diözesen, geeignete Priester etwa für die seelsorgliche Betreuung bei Auslandseinsätzen zur Verfügung zu stellen”.

Das Militärordinariat ist für rund 100.000 Katholikinnen und Katholiken im Umfeld des Österreichischen Bundesheeres zuständig: Rekruten, Berufssoldaten und deren Angehörige. Eingerichtet wurde die einzige kategoriale Diözese Österreichs (neben neun territorialen) im Jahr 1987.

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