Lockheed Martin wurde von der amerikanischen Raketenabwehrbehörde (MDA) kürzlich für knapp 16 Milliarden Euro mit der Lieferung des sogenannten Next Generation Interceptor (NGI) beauftragt. Der neue weitreichende Gefechtskopf-Abfanglenkflugkörper soll laut Sarah Hiza, Lockheed Martin Vice President und General Manager of Strategic and Missile Defense, Teil des sogenannten „Ground-based Midcourse Defense” (GMD)-Netzwerks sein und das kontinentale Staatsgebiet der USA gegen Angriffe mit Interkontinentalraketen (ICBM) durch potenzieller Gegner beziehungsweise Schurkenstaaten schützen.
Die Missile Defense Agency hat 2019 einen NGI-Wettbewerb begonnen, um den aktuellen aber veralteten ballistischen Raketenabfangschirm (36 GBI-Abfangraketen in Kalifornien und Alaska) zu ersetzen. Lockheed Martin wurde im März 2021 von der MDA ausgewählt, um ebenfalls an der Entwicklungsphase des NGI-Beschaffungsprogramms teilzunehmen. Im Oktober 2021 genehmigte die MDA die NGI-Anforderungs-Review (SRR) des Unternehmens und nach mehreren weiteren Entwicklungsschritten hat Lockheed Martin dann im vergangenen November den sogenannten „Knowledge Point-1” – vorzeitig – erreicht. Dieser „Meilenstein” der MDA-Akquisition demonstriert einen bedeutenden Reifegrad bei kritischen Technologien und der Fertigungsbereitschaft und leitet über in die Produktentwicklungsphase und nun kann – laut Sarah Hiza – der neue Interceptor auch mit Blick auf neue Bedrohungen weiterentwickelt werden. Diese Entwicklung wird übrigens vollständig digital erfolgen und zwar am „raketenhistorischen” Standort Huntsville, Alabama.
In einer aktuellen Aussendung zum Thema heißt es: „Lockheed Martin verfügt über ein umfassendes Verständnis der End-to-End-Raketenabwehrmission und setzt sich für eine positive und transparente Beziehung zur MDA ein. Für NGI nutzt das Unternehmen Investitionen in die Technologie von sogenannten Kill Vehicles, kampferprobte Erfahrungen beim Abfangen von exoatmosphärischen Bedrohungen und fast sieben Jahrzehnte Erfahrung in der Versorgung der Nation mit strategischen Raketensystemen. Das Unternehmen leistete Pionierarbeit bei der Entwicklung von Hit-to-Kill-Abfangtechnologien, auf die sich unsere ,Warfighter’ und die Bevölkerung heute verlassen.”
Laut MDA steht nun die „Critical Design Review” bevor, gefolgt von der Integration in das GMD-Waffensystem und Flugtests. Danach erfolge der mehrjährige Produktionsauftrag, eine Anfangs-Operationsfähigkeit (IOC) soll bis spätestens zum vierten Quartal des US-Fiskaljahres 2028 erreicht werden. Laut Generalleutnant Heath Collins als Chef der MDA, ist zunächst der Kauf von 20 Abfangflugkörper zum Abfangen von exoatmosphärischen Bedrohungen geplant. Diese sollen zuerst in Fort Greely, Alaska, stationiert und auf den pazifischen Raum mit den ICBM-Staaten China, Russland und Nordkorea ausgerichtet werden.