Endlich wieder ein Lichtblick auf dem Westbalkan. Die längst überfällige Einigung von Griechenland und Nordmazedonien im leidigen Namensstreit ist ein ermutigendes Signal. Es zeigt, dass nachhaltige Lösungen möglich sind, wenn die beteiligten Parteien ernsthaft, konstruktiv und mit der erforderlichen Ausdauer an ein Problem herangehen. Für Nordmazedonien ist damit der Weg frei für die Aufnahme in die NATO und eine beschleunigte Heranführung an die Europäische Union.
Ähnliches würde man sich auch an anderen Orten wünschen. So kommt der Dialog zwischen Serbien und dem Kosovo nicht voran, sogar vor militärischen Drohungen scheut man nicht zurück. Nationalistisches Gedankengut, das schon den Nährboden für die blutigen Kriege in den 1990er-Jahren bot, scheint wieder salonfähig zu werden. Auch Ideen hinsichtlich eines Gebietsaustausches zwischen Serben und Kosovaren mögen verlockend klingen, doch bergen sie enormes Konfliktpotenzial und würden sicher nicht auf den Kosovo begrenzt bleiben. Abgesehen davon wäre es eine Kehrtwendung auf dem bisherigen Weg, der sich an friedlicher Koexistenz, regionaler Kooperation und Versöhnung orientierte.
Das sollten sich nicht nur die Akteure vor Ort, sondern auch die EU in Erinnerung rufen. Selbst wenn derzeit einerseits Brüssel an Attraktivität eingebüßt und andererseits dessen Erweiterungsbereitschaft gelitten hat – die Europäische Union bietet unverändert die beste Perspektive und damit auch den Stabilitätsanker für die Region. Das sollte aber nicht dazu führen, die Ansprüche an Beitrittskandidaten zu reduzieren oder unkritisch zu agieren. Denn der Transformationsprozess ist noch nicht abgeschlossen, ein selbsttragender Friede keinesfalls garantiert! Es bleibt daher zu hoffen, dass dem aktuellen Lichtblick Nordmazedonien eine generelle Erleuchtung folgen wird.
Lesen Sie dazu auch die Analyse „Unruhe am Westbalkan” von IFK-Experte Predrag Jurekovic. Hier geht es außerdem zu weiteren Beiträgen von IFK-Leiter Brigadier Walter Feichtinger.