Vor wenigen Tagen wurde der erste Prototyp des KF-X-Kampfjet-Programms von Korea Aerospace Industries (KAI) enthüllt und damit ein Meilenstein für den ersten im Inland entwickelten Kampfjet des Landes erreicht. KAI präsentierte den – offiziell KF-21 Boromae (= „Junger Jagdfalke”) genannten – Zweistrahler mit äußerer niedriger Erfassbarkeit (Stealth) im Rahmen einer hochrangigen Zeremonie in seiner Sacheon-Produktionsanlage.
Der Roll Out ebnet den Weg für den ersten Flug des Typs, der bereits 2022 stattfinden soll. KAI wird laut der Defense Acquisition Program Administration (DAPA) voraussichtlich sechs KF-21-Prototypen für Tests und Entwicklung produzieren, die ersten drei sollen bis Ende dieses Jahres fertiggestellt sein. Der die Veranstaltung eröffnende südkoreanische Präsident Moon Jae-in sagte, dass nach Abschluss der Boden- und Flugtests die Massenproduktion der KF-21 mit einem Ziel von 40 Jets bis 2028 und 120 Stück bis 2032 beginnen werde.
Mit dem zu 65 Prozent im Land produzierten Überschall-Kampfjet (die beiden Triebwerke sind wie in Gripen-E und Tejas Mk.1A vom Typ General-Electric F414-400) steigt Südkorea in den exklusiven Club militärischer Luftfahrtgiganten auf und bereitet die Bühne für ein 5,2-Milliarden-Dollar-Programm (4,4 Milliarden Euro), von dem es hofft, dass es ein Exporthit und großer Arbeitsplatzfaktor für bis zu 100.000 Technik-Jobs sein wird. Die Flugzeuge werden in ein- und zweisitzigen Versionen kommen und sollen mit einer Reihe von Luft-Luft- und Luft-Boden-Lenkwaffen ausgestattet sein – und möglicherweise sogar mit luft-gestarteten Marschflugkörpern. Im Segment Luft-Luft kommen übrigens die Europäer zum Zug, Korea entschied sich für die MBDA Meteor sowie die IRIS-T. Allerdings gibt es keinen internen Waffenschacht, dafür halbversenkte Raketenbuchten und laut Hersteller mehr Flexibilität in der Bewaffnungswahl und Missionsauslegung. Zudem sei der Jet deutlich schneller als der F-35 von Lockheed Martin.
Der KF-21 soll die südkoreanischen F-4- und F-5-Kampfflugzeuge ersetzen, die in den 1960er-Jahren aus den USA beschafft wurden. Weniger wahrscheinlich – aus heutiger Sicht – erscheint ein Ersatz der F-16 und F-15K der RoKAF. Südkorea betreibt aber auch F-35 Stealth-Jets von Lockheed Martin und erhielt 2018 die erste Maschine des 40 Jets umfassenden Auftrags. Seouls Regierungssprecher Lim Se-eun sagte, dass Südkorea zudem seine eigenen Überwachungs- und Aufklärungskapazitäten plane, sowie elektronische Kriegsführungsfähigkeit aufbauen möchte, um seine Luftverteidigung zu verbessern, stärkere gelenkte Waffen zu bauen und sich ein unabhängiges Satellitennavigationssystem und Weltraumkriegsfähigkeit zu sichern. Alles mit dem Ziel, bis 2030 unter den ersten sieben Nationen der globalen Luftfahrtindustrie und Luftwaffentechnologie zu sein.
Indonesien weiter dabei
An der Veranstaltung nahm auch der – auch Österreich bekannte – indonesische Verteidigungsminister Prabowo Subianto teil, was in Seoul als Zeichen der fortgesetzten Unterstützung des südostasiatischen Landes für das KF-X Programm angesehen wird. Partner Indonesien ist zu 20 Prozent dabei. Jakarta soll voraussichtlich bis zu 50 von den geplant 170 produzierten Jets erhalten. Die Monate vor dem Prototypenbau wurden von Spekulationen überschattet, Indonesien wolle aus der Partnerschaft heraus, wobei Djakarta Medienberichten zufolge bei den Zahlungen für das Programm hinterherhinkte.
Prabowo stattete nun – auch deshalb – Präsident Moon Jae-in am 8. April einen Besuch ab, wo sie unter anderem über das KF-X-Programm diskutierten. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap sagte Moon nach dem Treffen, das gemeinsame Kampfjetprogramm zeige „symbolisch das hohe Maß an Vertrauen und Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen”. Er sagte auch, dass Prabowos Teilnahme an der Prototypen-Vorstellungszeremonie „Indonesiens robustes Engagement für das Programm” unterstreiche.
Seouls südostasiatische Nachbar soll, laut einer Ankündigung bei einer Führungskonferenz der TNI-AU (indonesesische Luftwaffe) am 18. Februar, in den kommenden Jahren auch bis zu 36 Dassault Rafáles und um die zehn Boeing F-15EX-Kampfflugzeuge erhalten.