Auf der slowakischen Airshow SIAF-2021 konnten wir mit dem Chefdesigner des tschechischen Jet-Trainers Aero L-39NG über die Neuauflage des Albatros sprechen. Dabei wurde deutlich: Aero rechnet schon bald mit neuen Kunden in Österreichs östlicher Nachbarschaft und hat nach wie vor auch die heimischen Luftstreitkräfte am Radar.

Herr Lang, Aero hat 2014 in Farnborough den L-39NG angekündigt und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Wie viel Albatros steckt noch im neuen L-39NG?
Wir haben den Mittelrumpf übernommen, ihn aber um 40 Zentimeter verschlankt und um 30 Zentimeter gekürzt. Das Flügelprofil haben wir ebenfalls übernommen, die 100-Liter-Tanks an den Enden aber durch 700-Liter- Flügelintegraltanks ersetzt. Das Leitwerk stammt von der JaBo-Version des L-159. Neu ist der Vorderrumpf, mit mehr Volumen und einer großen Kanzelhaube. Der signifikanteste Unterschied ist neben 180 Kilogramm weniger Leergewicht das neue, viel leichtere, kleinere und verbrauchseffizientere Williams-44-Triebwerk. Außerdem hat der L-39NG in Summe mit dem Haupttank im Rumpf ein deutlich größeres Tankvolumen, wodurch wir die Flugdauer gegenüber früher zumindest verdoppeln konnten.

Mittlerweile soll die Produktion angelaufen sein. Erstkunde ist nun aber nicht mehr der Senegal, oder?
Das ist richtig. Die Produktion läuft und für Senegal gibt es prinzipiell einen Vertrag über sechs Maschinen. Dieser liegt aber – aus nationalen Gründen – aktuell auf Eis. Aber wir haben mittlerweile einen weiteren ersten Kunden in Asien.

@Georg Mader
Der Erstauftrag aus dem Senegal liegt momentan auf Eis, aber auch sonst gibt es am neuen L-39NG großes Interesse.

Damit meinen Sie wohl Vietnam?
Wir nennen Kunden nicht, wenn es deren Wunsch ist. Was aber diesbezüglich bemerkenswert ist: Wir haben ein ehemaliges „Ost-Flugzeug” erfolgreich „westernisiert” – und nun will jener Kunde alle Dokumentation in Russisch haben (lacht).

Ein angeblicher Interessent ist auch das Kunstflugteam der VAE, die „Al Fursan” fliegen momentan MB.339. Was ist da dran?
Das VAE-Team hat uns jedenfalls vor einiger Zeit besucht und ihr Leader hat den NG auch bereits geflogen. Das müssten sie nun auch noch in einer Formation tun und dann müssten auch Tests in großer Hitze erfolgen, das Interesse ehrt uns jedenfalls.

Sie haben auch eine bewaffnungsfähige leichte Kampfflugzeugversion im Konzept. Ist da ein Bordradar vorgesehen?
Die Bewaffnung ist strukturell vorbereitet, es fehlt nur die relevante Verkabelung und das Waffenkontrollgerät. Ein eigenes Bordradar haben wir zurzeit aber nicht geplant, aber natürlich kann man ein solches – auch im Trainer – im Rahmen unseres virtuellen Simulationskonzepts im Flugzeug und mit Datenlink darstellen. Interesse am LCA gibt es beispielsweise aus der Slowakei und aus Ungarn. Auch Österreich haben wir diesbezüglich noch nicht aufgegeben. Wir glauben, dass wir das als sehr teuer kolportierte Auslandstraining auf unseren Flug­zeugen weit kostengünstiger darstellen könnten.

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