Im Rahmen einer Feldforschungsreise untersuchte Nahost-Expertin und IFK-Mitarbeiterin Jasmina Rupp das Engagement der USA im Nahen und Mittleren Osten, insbesondere im Bürgerkriegsland Syrien.

Die Politikentscheidungen der USA haben seit jeher weitreichende Auswirkungen für die arabische Welt. Die Trump-Administration scheint die Politik ihres Vorgängers Obama fortzusetzen und reduziert die amerikanische Truppenpräsenz in der Region weiter. Eine klare Strategie in Syrien, Irak, Jemen und weiteren Konfliktländern verfolgt die USA jedoch nicht: In den letzten Monaten mehrten sich widersprüchliche Aussagen von Regierungsvertretern unter anderem zum Abzug amerikanischer Truppen aus Syrien, zur Konfrontation mit dem Iran und zur Stabilisierung des Irak.

Diesen und ähnlichen Fragen ging die Nahost-Forscherin Jasmina Rupp im Rahmen ihres fünfwöchigen Forschungsaufenthaltes in Washington D.C. und New York nach. Zu den über 20 Gesprächspartnern zählten die Syrien-Taskforce von US-Außenminister Mike Pompeo, die Syrien-Experten im Team von Verteidigungsminister James Mattis, zahlreiche Experten der Intelligence Community, Vertraute des Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton, Experten im UN Counter Terrorism Department sowie Analysten und Berater in einflussreichen Thinktanks, unter anderem die Heritage Foundation, das Center for Strategic and International Studies, das Hudson Institute, das Tahrir Institute, das American Enterprise Institute und weitere. Bereichert wurden die Forschungsgespräche zudem durch einen zuvor stattgefundenen dreiwöchigen Kurs an der amerikanischen Elite-Universität Harvard zum Thema „Crisis and Strategy in American Foreign Policy”.

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Gute Gespräche: Jasmina Rupp traf auf ihrer Reise unter anderem den Leiter des Monitoringteams des UN-Sicherheitsrats für dschihadistische Gruppierungen …

Aus den Forschungsgesprächen ging hervor, dass die Trump-Administration als zentralen Ansatz für die Befriedung des Nahen und Mittleren Ostens die Eindämmung und Konfrontation des Iran verfolgt. Der Masterplan, der rund um US-Außenminister Pompeo und den Nationalen Sicherheitsberater Bolton gestaltet wird, nennt sich „Regime Implosion” im Iran. Die USA möchte den Iran wirtschaftlich in die Knie zwingen, sodass er sein „aggressives” Engagement im Libanon, Syrien, Irak und Jemen nicht mehr erhalten kann, die US-Verbündeten Israel und Saudi-Arabien somit entlastet werden, das Ayatollah-Regime innenpolitisch geschwächt wird und sich zu Verhandlungen mit den USA bereit erklärt. In Syrien sieht die USA Russland als Ordnungs- und Stabilisierungsmacht, mit der man bei der Eindämmung des iranischen Einflusses zusammenarbeiten könnte. Dafür würden die USA notgedrungen auch einen Machtverbleib von Präsident Assad in Kauf nehmen, solange dieser sich von seinem Verbündeten Iran und der libanesischen Miliz Hisbollah lossagt.

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… und Dr. Seth Jones, Director of the Transnational Threats Project at CSIS in Washington.

Die Beziehungen zum NATO-Partner Türkei sind trotz der Turbulenzen der letzten Monate für die USA zentral und sollen normalisiert werden. Die USA rechnet zudem damit, dass die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien weiter bestehen wird und daher die Erhaltung eines zumindest begrenzten Engagements der US-Streitkräfte erforderlich ist. Ob es der Trump-Administration mit dieser Politik gelingt, den Nahen und Mittleren Osten zu befrieden und zu stabilisieren, bleibt abzuwarten.

Quelle@IFK