Militärische Tradition im Beisein der Bevölkerung wurde am 28. September in Wiener Neustadt wieder gelebt. Am „Tag der Leutnante” übernahm das Bundesheer 118 neue Offiziere, darunter acht Frauen, des Jahrgangs „Generalmajor Sommer”, in die Truppe. Militär Aktuell war dabei.
Bereits ab 10.00 Uhr lud das Bundesheer zu einer Waffen- und Geräteschau in die Begegnungszone neben der Militärakademie. Gepanzerte Fahrzeuge wie der Pandur, der Schützenpanzer Ulan, der Kampfpanzer Leopard 2 und die bewährte Panzerhaubitze M-109 konnten aus der Nähe bestaunt werden, während Nachwuchsflieger in einem Alouette III-Simulator ihr Können unter fachkundiger Anleitung durch erfahrene Bundesheer-Einsatzpiloten unter Beweis stellten. Für die jüngsten Besucher stand eine Hüpfburg bereit und verschiedene Standorte und Einheiten des Bundesheeres, darunter natürlich die Militärakademie selbst und die angeschlossene Bundeshandelsakademie für Führung und Sicherheit, präsentierten sich an Informationsständen. Die Stimmung war ausgelassen, die Bevölkerung zeigte sich interessiert.
Die Theresianische Militärakademie ist die Ausbildungsstätte und Heimat der Truppenoffiziere des Österreichischen Bundesheeres. Sie wurde am 14. Dezember 1751 von Kaiserin Maria Theresia mit dem Auftrag „Mach er tüchtige Offiziere und rechtschaffene Männer daraus” gegründet und ist somit die älteste aktive, durchgängig der Offiziersausbildung gewidmete Militärakademie der Welt.
Die heutigen Aufgaben der Militärakademie sind die Ausbildung der Truppenoffiziere, die Weiterbildung der Offiziere sowie die Schulbildung mit dem Betrieb der Bundeshandelsakademie für Führung und Sicherheit. Bei der Truppenoffiziersausbildung kann dabei zwischen zwei Lehrgängen gewählt werden. Es wird sowohl der Fachhochschul-Bachelorstudiengang „Militärische Führung” als auch der Fachhochschul-Bachelorstudiengang „Militärische informations- und kommunikationstechnologische Führung” angeboten.
„Zu Ihren beeindruckenden Leistungen der vergangen Jahre an der Militärakademie gratuliere ich Ihnen herzlich. Sie haben nicht nur Führungsqualitäten unter Beweis gestellt, sondern auch eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten weise und setzen Sie Ihre ganze Kraft für die Sicherheit der Republik Österreich und ihrer Bürger ein. Die Militärakademie hat Sie bestens darauf vorbereitet, und ich wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Weg als Offizier alles Gute.“
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Gegen 12.30 Uhr erfolgte der Einmarsch der teilnehmenden Verbände unter den Klängen der Militärmusik Burgenland, die den Festakt musikalisch umrahmte. Für den burgenländischen Militärkapellmeister Oberst Hans Miertl war der Tag der Leutnante 2024 übrigens sein letzter Auftritt nach fast 44 Jahren beim Bundesheer und mehr als 20 Jahren als Leiter der Militärmusik. Er tritt in Kürze seinen wohlverdienten Ruhestand an.
Neben den frisch gebackenen österreichischen Leutnanten waren unter anderem eine Ehrenformation des Heeres, eine Abordnung von internationalen Gaststudenten (beispielsweise Soldatinnen und Soldaten aus Bosnien-Herzegowina, den USA, Rumänien, Polen, Deutschland oder Tschechien) sowie eine Formation von Schülern der BHAK für Führung und Sicherheit angetreten. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit den Armeen der Westbalkanstaaten beendeten heuer zudem ebenfalls ein Soldat aus Bosnien-Herzegowina sowie eine Soldatin aus Montenegro die Ausbildung zum Offizier an der Theresianischen Militärakademie. Sie feierten mit ihren österreichischen Kameraden.
Oberst Gerhard Fleischmann, langjähriger Kommandant des Akademikerbataillons, führte souverän das Kommando über die Zeremonie – wie schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Für ihn war es ebenfalls das letzte Mal, dass er in dieser Funktion am Tag der Leutnante teilnahm, denn auch Oberst Fleischmann wird demnächst in den Ruhestand gehen.
Der eigentliche Festakt begann pünktlich um 13.00 Uhr mit einem Gruß der Luftstreitkräfte in Form eines niedrigen Überflugs von vier Eurofighter Typhoon Kampfjets und einer Lockheed Martin
C-130 Hercules.
In den folgenden Festansprachen betonten sowohl Bundeskanzler Karl Nehammer in Vertretung des aus gesundheitlichen Gründen abwesenden Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, als auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sowie der Kommandant der Militärakademie, Generalmajor Karl Pronhagl, einmal mehr die Notwendigkeit einer verteidigungsfähigen Armee, die auch entsprechend finanziert sein müsse. Wegen der Abwesenheit des Bundespräsidenten wurde im Rahmen des Festaktes heuer übrigens kein Säbel an den Jahrgangsbesten verliehen. Diese Zeremonie soll zu einem späteren Zeitpunkt in der Präsidentschaftskanzlei nachgeholt werden.
„Ein schlagkräftiges Bundesheer braucht nicht nur militärische Expertise und die beste Ausrüstung, sondern auch Führungskräfte, die unerschütterlich hinter den Werten unserer wehrhaften Demokratie stehen. Unsere Offizierinnen und Offiziere sind Vorbilder und leisten einen wertvollen Beitrag für die Sicherheit unserer Republik und der Menschen in Österreich. Mein Dank gilt ihnen, denn in Zeiten wie diesen ist das nicht selbstverständlich.“
Bundeskanzler Karl Nehmer
Höhepunkt war der Treueeid der 118 neuen Leutnante – 72 Berufs- und 46 Milizoffiziere – auf die Republik Österreich, der zugleich die Übernahme der frisch gebackenen Offiziere in die Truppe markierte. Der Jahrgang hatte sich den Namen „Generalmajor Sommer” gegeben, um diesen großen jüdischen österreichischen Offizier (-> Unter dem Davidstern für Kaiser, Volk und Vaterland) zu ehren, der tapfer im Ersten Weltkrieg dem Kaiser gedient, später, als Offizier des Bundesheeres der Ersten Republik, das Burgenland erfolgreich verteidigt hatte und während der Nazi-Diktatur ins Getto Theresienstadt verschleppt worden war.
Bundeskanzler Nehammer würdigte in seiner Laudatio Generalmajor Sommer als „mutigen Soldaten“” „Generalmajor Sommer hat dafür gekämpft, dass das Burgenland bei uns bleibt und nicht in ungarische Hände fällt und sich damit in der Geschichte unseres Landes durch Soldatenmut bewährt”, so Nehammer. Im Rahmen des Festaktes wurde dann der eigens komponierte „Generalmajor Sommer Marsch” von der Militärmusik Burgenland gespielt.
Die neuen Offiziere wurden in einer insgesamt vier Jahre dauernden Ausbildung zu Leutnanten ausgebildet. Für die Berufsoffiziere erfolgte mit dem Fachhochschul-Bachelorstudiengang „Militärische Führung” auch eine Ausbildung auf Hochschulniveau. Auslandssemester und -praktika ermöglichen nicht nur eine Erweiterung des fachlichen Könnens, sondern fördern vor allem die interkulturelle Kompetenz. Eine Eigenschaft, die im Hinblick auf multinationale Einsätze im Ausland von hoher Bedeutung ist, wie man beim Bundesheer unterstreicht. Die Milizoffiziere absolvierten die ersten zwölf Monate ihrer Ausbildung als aktiver Soldat beim Österreichischen Bundesheer. Dabei erlernten sie gemeinsam mit den Berufsoffizieren die Grundlagen für ihre gewählte Laufbahn. Danach kehrten sie zurück in ihr Berufsleben und absolvierten zusätzlich dazu innerhalb der von drei weiteren Jahre ihre Ausbildung zum Leutnant im Rahmen von Milizübungen.