Am 20. Juni 1914 ereignete sich nahe Fischamend das schwerste Luftfahrtunglück der k.u.k. Monarchie, als ein Doppeldecker mit dem Lenkballon „Körting” kollidierte. Beide Fluggeräte stürzten ab, neun Menschen starben – anlässlich des 110. Jahrestag berichtete Militär Aktuell. Am 24. Juni 1914 wurden die Toten in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt. Zum 110. Jahrestag der Katastrophe fand in Fischamend eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer statt.
Initiiert hatte den Festakt Lokalhistoriker Rudolf Ster. Der Obmann der Interessensgemeinschaft Luftfahrt Fischamend (ILF) befasst sich seit vielen Jahren mit der aviatischen Historie seiner Heimatgemeinde – und da gehört die tragische Geschichte der „Körting” einfach dazu. Schon Anfang des Jahres trat er daher mit der Idee einer würdigen Gedenkfeier am 20. Juni an die Gemeinde heran. Bürgermeister Thomas Ram und sein Vize Gerald Baumgartlinger mussten nicht lange überzeugt werden, sind doch beide Politiker stolz auf die große Luftfahrtgeschichte ihrer Gemeinde und diesbezüglich ausgesprochen engagiert.
Und so fanden sich am vergangenen Donnerstag, dem 110. Jahrestag des Unglücks, vor der Kirche St. Michael in Fischamend zahlreiche Menschen ein, um an die Tragödie der „Körting” zu erinnern. Diese Örtlichkeit war von der ILF und der Gemeinde ganz bewusst gewählt worden, denn vor dem Gotteshaus, dessen Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, befindet sich ein Denkmal für alle in Fischamend ums Leben gekommenen Pioniere der Luftfahrt – auch die Namen der neun Opfer der „Körting”-Katastrophe sind dort selbstredend verzeichnet.
Bürgermeister Thomas Ram und Vizebürgermeister Gerald Baumgartlinger nahmen ebenso am Festakt teil wie eine Abordnung des Hoch- und Deutschmeisterbataillons sowie ein ranghoher Vertreter der Exekutive. Als besonderer Gast konnte Maximilian Habsburg-Lothringen als Vertreter der Familie Habsburg begrüßt werden. Pfarrer Ivica Stankovic, der kurzfristig für seinen erkrankten Bruder Josip eingesprungen war, gedachte der Toten in einer Ansprache vor dem Denkmal, ehe die Abordnung der Deutschmeister zu den Klängen vom Lied vom Guten Kameraden einen von der Gemeinde Fischamend und der ILF gewidmeten Kranz vor dem Fliegerdenkmal niederlegte.
Im Anschluss daran zogen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung unter Führung der Deutschmeister in die Kirche ein, wo Pfarrer Stankovic einen würdigen Gottesdienst zelebrierte. Der 1979 in Bosnien-Herzegowina geborene Geistliche, der als Teenager mit seiner Familie vor dem jugoslawischen Bürgerkrieg flüchten müsste, unterstrich in seiner Predigt den hohen Wert vom „Dienst an der Heimat”, den die neun Flieger, die bei der „Körting”-Katastrophe ums Leben kamen, geleistet hatten. „Viele Pioniere der Luftfahrt mussten ihr Leben opfern, damit wir heute so einfach fliegen können”, rief Stankovic den hohen Blutzoll in den Anfangstagen der Luftfahrt in Erinnerung.
Maximilian Habsburg-Lothringen ging in seiner Ansprache darauf ein, wieso die Katastrophe damals so rasch aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwand: „Nur wenige Tage später führte das Attentat von Sarajewo zum Ersten Weltkrieg mit Millionen Toten”. ILF-Präsident Rudolf Ster verlas in seiner Laudatio andächtig die Namen der neun Flieger, die am 20. Juni 1914 ums Leben gekommen waren: Hauptmann Johann Hauswirth, Oberleutnant Ernst Hofstätter, Leutnant Otto Haidinger, Korporal Franz Chadima, Gefreiter Franz Weber, Ingenieur Gustav Kammerer, Oberleutnant Adolf Breuer, Oberleutnant Ernst Flatz und Fregattenleutnant Wolfgang Puchta.
Musikalisch umrahmten den Gottesdienst Hiromi Landerl (Klavier) und Marion Meissner (Gesang), wobei zum Abschluss „Wandrers Nachtlied” von Franz Schubert erklang. „Dieses Stück wurde vor 110 Jahren zu Ehren der neun verunglückten Luftfahrer gespielt. Daher haben wir es ganz bewusst auch für heute gewählt”, so ILF-Obmann Rudolf Ster gegenüber Militär Aktuell.