Der Sabre ist die Kombination des Turms eines Fox Armoured Reconnaissance Vehicle auf Rädern mit der Wanne eines FV101 Scorpion mit Kettenantrieb und stand über viele Jahre nicht nur in Großbritannien in Dienst.

Der Autor dieser Zeilen konnte sich als junger Wehrpflichtiger und dann als Reservist Ende der 1980er-Jahre während der NATO-Herbstmanöver selbst von der ungeheuren Wendigkeit und Geländegängigkeit der leichten Panzer der Fahrzeugfamilie der Combat Vehicles Reconnaissance (Tracked) überzeugen. Besonders die große Geschwindigkeit fiel jedem Beobachter auf. Die Angabe in der Heeresdienstvorschrift und in der ganzen Literatur zum Thema lautet rund 80 km/h, das ist allerdings stark untertrieben, die CVR(T) fuhren fast allen anderen Militärfahrzeugen davon. Eine der erfolgreichsten Entwicklungen des britischen Panzerbaus der Nachkriegszeit konnte sich auf dem Schlachtfeld und auf dem Exportmarkt bewähren.

@Dennis Buijs
Scimitar und Scorpion.

Und auch heute gehören die Fahrzeuge noch nicht zum alten Eisen (beziehungsweise Aluminium, aus dem die Panzerung gefertigt ist). Rund 200 Fahrzeuge der Typen Scimitar, Sultan, Samaritan, Samson und Spartan wurden generalüberholt an den NATO-Verbündeten Lettland geliefert. Zunächst wurden 116 stark überholte Fahrzeuge bestellt, sie befinden sich derzeit im Einsatz bei der baltischen Armee, dazu kommen sieben für Ausbildungsaufgaben. 82 zusätzliche Fahrzeuge sind im Zulauf.

Aufgrund einer militärischen Forderung des britischen Heeres entwickelte Alvis ab 1968 die Fahrzeugfamilie, ab 1970 standen acht Prototypen im Truppenversuch. Um den Jahreswechsel 1971/72 begann die Serienfertigung, mehr als 2.100 Fahrzeuge wurden für die britischen Streitkräfte (Army und Royal Air Force Regiment) gebaut. Belgien bekam ab 1973 die CVR(T) in der Stückzahl von 701. Spanien kaufte welche für seine Marineinfanterie (17 Scorpion). Weiterer europäischer Nutzer war Irland.

@Alf van Beem
CVR(W) Fox.

Das Flaggschiff der CVR(T)-Reihe war der leichte Panzer FV 101 Scorpion, der lange Jahre als Nachfolger des Panzerwagens Saladin das Rückgrat der britischen Panzeraufklärereinheiten bildete. Der erste Kampfeinsatz im Rahmen der britischen Armee erfolgte 1982 im Falklandkrieg. Die Hauptwaffe, eine 76-Millimeter-Kanone, zeigte hervorragende Wirkung gegen feindliche Infanterie, ist inzwischen aber zur Panzerabwehr überhaupt nicht mehr geeignet. Deshalb wurde der Scorpion bei den britischen Streitkräften ausgeschieden: Waren 1992 noch 293 Stück vorhanden und 1997 noch 271 Stück, gibt es ihn nun nicht mehr im Rahmen der britischen Truppen. Auch die Belgier und Spanier verwenden ihn nicht mehr, nur die irische Armee nutzte ihn noch bis 2017. Grund für diese Entwicklung dürfte auch einer der Nachteile der Bordkanone gewesen sein: Die starke Rauchentwicklung im Innenraum.

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Der Spähpanzer FV 107 Scimitar (dem Scorpion sehr ähnlich konfiguriert) stand bis Juni 2023 noch im Dienste Seiner Majestät (bis zum Zulauf des Nachfolgemodells „Ajax“ behilft man sich bei den britischen Panzeraufklärern mit dem Schützenpanzer Warrior). Die 30-Millimeter-Bordkanone vom Typ Rarden ist zwar schwierig zu handhaben, aber leistungsfähig. Es können Einzelschüsse und Feuerstöße bis drei Schuss abgegeben werden. Dann kann man einen weiteren Drei-Schuss-Clip ohne großen Zeitverzug verschießen. Einem Scimitar (kommandiert von Sergeant Mick Flynn) gelang im Golfkrieg von 2003 sogar der Abschuss eines irakischen T-55-Kampfpanzers.

Die Brauchbarkeit der Rarden-Kanone und die Verfügbarkeit von Wannen und Türmen ausgesonderter Modelle führten zu einer Interimslösung, die allerdings auch schon Geschichte ist.

@Alf van Beem
CVR(W).

Während der Scorpion ausgesondert wurde, erlebte auch ein weiteres Fahrzeug seinen Schwanengesang im britischen Truppendienst: Der CVR(W) Fox. Dieses 4×4 konfigurierte Radfahrzeug war ungleich dem Scorpion beziehungsweise Scimitar keine sonderlich erfolgreiche oder von seinen Nutzern geschätzte Entwicklung.

@Dennis Buijs
CVR (T) Sabre.

Der Turm dieses Spähpanzers ähnelte dem des Scimitar, die Waffenanlage 30-Millimeter-Rarden war identisch. So wurden ab 1995 die Türme etlicher Fox-Spähpanzer auf Wannen der Scorpion-Spähpanzer gesetzt. Das so entstandene Hybrid-Fahrzeug hieß Sabre. 136 Stück liefen in den Aufklärerzügen der britischen Panzerbataillone und der britischen mechanisierten Infanteriebataillone. Während erster Truppenversuche stellten sich Schwächen heraus, neue Rauchmittelwurfanlagen wurden eingebaut, das koaxiale GPMG durch eine L94A1 chain gun ersetzt (beide im NATO-Standardkaliber 7,62 Millimeter). Die Lukendeckel für Kommandant und Richtschützen wurden durch solche mit Wölbung ersetzt, um größere Kopffreiheit zu gewährleisten. Bei der britischen Armee wurden die Sabre 2004 ausgesondert, andere Nutzer gab es nicht.

Quelle@Gatis Diezins via Wikimedia, Alf van Beem, Dennis Buijs