Die „Saga” um die seit Jahrzehnten überfällige Erneuerung der argentinischen Flugzeugflotte ist nach zahlreichen Ankündigungen und Wendungen nun entschieden: Laut Angaben des dänischen Verteidigungsministeriums unterzeichneten vor wenigen Tagen der argentinische Verteidigungsminister Luis Petri und sein dänischer Amtskollege Troels Lund Poulsen in Buenos Aires eine Absichtserklärung für den Verkauf von 24 gebrauchten F-16AMS von Kopenhagen an Buenos Aires.

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Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen und sein argentinischer Amtskollege Luis Alfonso Petri.

An dem Termin nahm auch der US-Botschafter in Argentinien, Marc Stanley, teil. Der endgültige Vertrag soll dann Ende April in Kopenhagen unterzeichnet werden.

Die insgesamt 77 dänischen F-16A und -B (Zweisitzer) der frühen Blöcke 10 und 15 liefen zwischen 1980 und 1991 zu. 61 Stück wurden ab 1989 einem Mid-Life-Update (MLU) unterzogen (mit AN/APG-66V2-Radar mit 110 Kilometer Erfassungsreichweite), seither lautet die korrekte Bezeichnung F-16AM und -BM. Davon wird Dänemark mit US-Genehmigung aus dem Februar 19 Stück an die Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen Russland abgeben – gemeinsam mit Dänemark, Norwegen und den Niederlanden haben die Dänen Kiew insgesamt 65 Maschinen versprochen, dafür werden auch seit längerem Piloten ausgebildet.

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Insgesamt übernahm Dänemark 77 F-16A und -B – die Maschinen trafen zwischen 1980 und 1991 im Land ein.

Strikte US- beziehungsweise Westorientierung
Die Rolle der USA beim Argentinien-Deal ist nicht nur deswegen erwähnenswert weil Dänemark seine F-16-Flotte durch neue F-35-Jets ersetzt (beides Produkte von Lockheed Martin). Der Verkauf zeigt auch, dass die neue Regierung des zuletzt viele Jahre von Schuldenkrisen und Staatsbankrott geplagten südamerikanischen Landes unter Präsident Javier Milei ihre antisozialistische beziehungsweise anti-russische und anti-chinesische Ausrichtung tatsächlich in die Tat umsetzt. Das honoriert Washington mit der Unterstützung der dänischen Weitergabe, Kopenhagen betont in einem begleitenden Pressestatement, das Geschäft erfolge „in enger Zusammenarbeit mit den USA”.

F-16.net
Blick auf die Details und Versionen der dänischen F16-Flotte.

Die USA verhindern mit ihrer Zustimmung auch, dass einer der in der Vergangenheit gewälzten Pläne zum Ersatz der verbliebenen uralten Skyhawk-Jets (siehe Infos weiter unten) durch pakistanische JF-17, indische Tejas, russische MiG-29, ältere Saab Gripen oder neue koreanische FA-50 verwirklicht wird. Dies übrigens im Konzert mit Großbritannien, welches seit dem Falklandkrieg von 1982 immer noch ein Waffenembargo gegen Buenos Aires aufrecht hält, wonach die in allen genannten Typen – außer der MiG-29 – verbauten britischen Martin Baker-Schleudersitze Tabu sind. Deshalb können die von der französischen Aeronavale erworbenen argentinischen Super Etendard bis heute nicht betrieben werden.

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Die F-16BM im Hintergrund trägt bereits provisorische argentinische Hoheitsabzeichen.

Umgekehrt erhebt Buenos Aires – zumindest bis zu Mileis Vorgängerregierung – weiterhin Anspruch auf die seit 1883 britischen Falklandinseln, die dort Malvinas genannt werden, zumal es seit einigen Jahren auch um Ölförderung in den Gewässern geht. Erst 2023 hat sich die vormalige Regierung aus dem sogenannten Foradori-Duncan-Pakt von 2016 zurückgezogen, einem gemeinsamen Abkommen, das die Förderung von Gas und Öl sowie Schifffahrt und Fischerei rund um die Falklandinseln regelt.

Die Militäraeronautische Anstalt Fischamend

Insgesamt knapp 700 Millionen Euro als US-Kredit
Laut einem Kollegen und Herausgeber einer argentinischen Militärluftfahrtzeitschrift soll Argentinien rund 300 Millionen Euro für die Übernahme der F-16 bezahlen. Der Gesamtpreis inklusive Simulatoren und Bodengerät sowie Ausbildung liegt demnach bei knapp 700 Millionen Euro. Angeblich sollen die USA die Finanzierung in Form eines Kredits ermöglichen – eingepreist seien dabei aber nicht nur die Flugzeuge, sondern auch Waffensysteme und andere Ausrüstung von US-Unternehmen, zahlbar in sechs Jahresraten. Zudem wird die US Defense Security Cooperation Agency den Verkauf und Transfer von Waffensystemen wie Mittelstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen AIM-120 im Rahmen des FMS-Regimes „beisteuern”.

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Die Skyhawks waren im Falklandkrieg vor allem mit ihren Tiefflug-Angriffen erfolgreich.

Ein legendäres Kapitel Militärluftfahrtgeschichte
Die damals schon mehr als 20 Jahre alten argentinischen Skyhawk waren während des Falklandkrieges 1982 dafür verantwortlich, dass der Royal Navy die größten Verluste seit dem Zweiten Weltkrieg entstanden, indem sie zwischen 21. und 28. Mai den Zerstörer „HMS Coventry”, die Fregatten „HMS Ardent”, „HMS Antelope”, sowie die Landungsschiffe „RFA Sir Gallahad” und die „LCU F-4” versenkten und einige andere Schiffe beschädigten. Teils wurden die damals ebenfalls schon alten Bomben so tief abgeworfen, dass sie nicht scharf wurden und die Schiffe „nur” durchschlugen und Bodenziele getroffen wurden (-> Bericht dazu). Die argentinischen Kampfflieger erlitten aber auch schwere Verluste: Zehn A-4B, neun A-4C und drei A-4Q (Marine) gingen im Kampf gegen boden- und schiffsgestützte Luftabwehr sowie gegen die englischen Sea Harrier verloren, dabei wurden insgesamt 18 Piloten getötet.

Quelle@Georg Mader, RDAF, RN-Archives