Nach dem Angriff von Wladimir Putin auf die Ukraine fallen nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU historisch bestehende politische Tabus: Erstmals in seiner Geschichte wird die Union Waffen an ein angegriffenes Land schicken. Die Unterstützung in Höhe von knapp 500 Millionen Euro soll durch die sogenannte „Europäische Friedensfazilität” finanziert werden.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte auf Fragen nach einer Pressekonferenz am 27. Februar, dass die Mitgliedstaaten der Ukraine nicht nur Munition, sondern auch Kampfflugzeuge liefern werden. „Der ukrainische Außenminister Kuleba hat uns gefragt, sie brauchen die Art von Kampfflugzeugen, die die ukrainische Armee betreiben kann. Und wir wissen, welche Art von Flugzeugen, einige Mitgliedstaaten haben diese Art von Flugzeugen”, sagte Borell in einem Hinweis auf Jets aus der Sowjetzeit, die immer noch von osteuropäischen Ländern besessen werden. Die Kampfjets der Ukraine sind in der Sowjetunion gebaute MiG- und Sukhoi-Modelle. Einige EU-Mitglieder, die Teil des Warschauer Pakts waren, fliegen noch solche Flugzeuge (Polen) oder haben alte geparkt (Ungarn – siehe Bild ganz oben, Slowakei).
Unklar ist allerdings, wie Waffen und anderes Material im Wert von einer halben Milliarde Euro – mithin also enorme Mengen – unbeschadet zu den ukrainischen Truppen gelangen sollen, zumal womöglich jederzeit Angriffe auf die Transporte durch die russischen Luftwaffe drohen. Die westlichen Grenzen der Ukraine seien nach wie vor offen, sagte Borrell, und Polen habe sich bereit erklärt, als „logistisches Zentrum” für den Transfer der militärischen und anderen Hilfsgüter zu fungieren.
„Від наших західних партнерів для авіації Повітряних Сил Збройних Сил України надійшла велика партія ракет класу „повітря-повітря“. Вони уже під крилами наших винищувачів.
Льотчики запевняють, що на всіх окупантів вистачить! https://t.co/l03LlBCdxc pic.twitter.com/6RCkDkdD2K— Генеральний штаб ЗСУ (@GeneralStaffUA) February 27, 2022
Die Ukraine könnte jene auch teils selbst „abholen”, am zweiten Tag des Konflikts flogen drei ukrainische Il-76 von Lemberg nach Polen, danach twitterte der ukrainische Generalstab dass man seine Bestände an Luft-Luft-Raketen aufgestockt habe. „Sie sind schon unter den Flügeln unserer Jäger. Unsere Piloten sagen, es sind genug für alle Okkupanten.”
Dementi aus den betreffenden „NATO-Ostflanke-Staaten”
Josep Borrells Bemerkung hat in Folge in Luftwaffenkreisen Diskussionen und auch Skepsis hervorgerufen, schließlich würde es sich zum Teil um etwa in der Slowakei (Bild links MiG-29s) oder Bulgarien noch aktive Jets handeln. Deren Ersatz durch F-16/70 ist zwar eingeleitet, aber erst 2024 oder 2025 abzusehen. Entsprechende Statements gibt es inzwischen aus mehreren der genannten Länder. Ausgeschlossen werden spätere Überlassungen als Ersatzteilreserve jedoch nirgendwo.