In den vergangenen Tagen sorgten Fotos einer schwarz lackierten F/A-18F des US Navy Test und Evaluierungsgeschwaders VX-9 Vampires für Aufsehen. Die Maschine des auf das Naval Air Weapons Station (NAWS) China Lake (Kalifornien) beheimateten Geschwaders trägt eine außergewöhnliche Luftkampf-Bewaffnung, die jedenfalls mehr als einen Blick wert ist.

VX-9 F/A-18F Super Hornet mit phänomenaler Luftkampf-Ausstattung

Zuallererst ins Auge fallen vier Raketen eines Typs, der erst dieses Jahr erstmals überhaupt auf einer US Navy (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte) F/A-18 gesichtet wurde. Es handelt sich dabei um die Luft-Luft-Rakete AIM-174B, welche eine Variante der schiffsgestützten RIM-174 ERAM/Standard Missile SM-6 darstellt.

SM-6 Boden/Luft-Rakete auf Flugzeug – ©Archiv
Die US Navy führt seit einiger Zeit Testflüge durch um die riesige SM-6 Boden/Luft-Rakete auch von Flugzeugen verschießen zu können.

Die Reichweite der Rakete ist unbekannt, es darf aber jedenfalls von Distanzen sehr deutlich über 200 Kilometer ausgegangen werden. Die 1.500 Kilogramm schwere Rakete trägt einen 64 Kilogramm Gefechtskopf und kann Geschwindigkeiten über 4.000 km/h erreichen. Als Suchkopf wird eine Variante des aktiven Suchers aus der Amraam mit größerer Antenne verwendet.

AIM-174B wird von einem Schiff abgefeuert – ©Archiv
Die AIM-174B ist ursprünglich eine schiffsgestützte Waffe und wird aus den Vertikalstartcontainern der US-Navy Schiffe verschossen.

In die Zielkategorie dieser Rakete fallen neben normalen Luftzielen wie Flugzeugen vor allem auch Anti-Schiffs-Raketen, sowohl hochfliegend als auch knapp über den Wellen. Die Rakete ist zudem in der Lage, ballistische Raketen in der Endphase abzufangen und kann auch gegen Schiffe eingesetzt werden. Sie ist mit rund 4,5 Millionen Euro pro Stück allerdings alles andere als ein Schnäppchen.

Weiters sind drei Raytheon AIM-120C Amraam zu sehen, die am weitest verbreitete Mittelstrecken Luft-Luft-Rakete der westlichen Welt. Im konkreten Fall in der modernsten Variante mit mehr als 150 Kilometer Reichweite. Außerdem zwei Raytheon AIM-9X Sidewinder Kurzstrecken Luft-Luft-Raketen an den Flügelspitzen.

Damit nicht genug, trägt die F/A-18F an der linken Rumpfhalterung auch noch einen Raytheon AN/ASQ-228 ATFLIR (Advanced Targeting Forward Looking InfraRed) Zielbeleuchtungsbehälter. Der Behälter verfügt über eine Infrarot-Kamera sowie eine Taglicht-Kamera und Laser Funktionen wie Entfernungsmessung, Beleuchtung und auch automatische Zielverfolgung.

ATFLIR-Kamerbehälter – ©Archiv
Der ATFLIR Kamerabehälter liefert stabilisierte Bilder von Luftzielen und folgt diesen automatisch.

Letztes auffälliges Detail ist der Tank an der mittleren Unterrumpfstation. Die „schwarze Kugel” am Bug identifiziert ihn als FPU-13/A Tank. Neben seiner Funktion als Zusatztank mit einem Fassungsvermögen von 1.287 Liter (340 Gallonen) ist im Bug ein Lockheed Martin IRST21-Sensor verbaut. Das Infrarot-Such- und Verfolgungssystem (IRST) liefert ein passives Luftlagebild aufgrund der Hitzeemissionen anderer Luftkontakte. Allerdings nur präzise Höhen- und Seitenwinkel und keine Entfernungsdaten.

IRST21 Sensor – ©Archiv
Auf welche Entfernungen der IRST21 Sensor Luftziele erfasst, ist unbekannt. Da aber heute schon FLIR-Bilder aus an die 100km machbar sind sprechen wir abhängig von den astmosphärichen Bedingungen von bis zu weit im dreistelligen Kilometer-Bereich.

Die „neuen“ Luftkampfregeln

Weithin bekannt ist die Stealth-Tarnkappentechnologie. Fachleute sprechen inzwischen von „LO” für „Low Observable Technology”. Frei übersetzt bedeutet das „geringe Signatur”, denn unsichtbar gibt es nicht. Abhängig von der Frequenz, der Sendestärke des Radars und des Winkels, in dem die Radarstahlung auf das Flugzeug trifft, gibt es in jedem Fall eine Rückstrahlung der Radarenergie. Die Menge der rückgestrahlten Energie – sehr abhängig von der Entfernung – die Qualität der Radartechnik, vor allem mit Blick auf die Softwarefilter, entscheiden dann, ob am Radarschirm etwas angezeigt wird, oder eben nicht.

Allerdings ist Radar nicht mehr die einzige Frequenz, mit der im Luftraum nach Zielen gesucht wird. Das IRST-System entdeckt Hitzesignaturen und sendet, anders als ein Radar, selbst keine verräterische Energie aus. Es liefert Höhen- und Seitenwinkel der erfassten Hitzequellen.

Mit dem ATFLIR kann sich der Pilot ein Bild dieser Hitzequellen auf den Schirm holen. Abhängig von der Entfernung und der Qualität des Bildes kann er dann eventuell schon abschätzen, womit er es zu tun hat. Eventuell ist so auch eine grobe Entfernungsabschätzung möglich.

Litening 5 Tod von Rafael – ©Martin Rosenkranz
Auch das Bundesheer hat in moderne Infrarottechnik investiert und wird den Eurofighter mit dem Rafael Litening V austatten. Der Behälter ermöglicht elektro-optische und Infrarot die Erkennung, Erfassung, Identifizierung und Verfolgung von Zielen aus großer Entfernung.

Das Radar muss nicht mehr mit hoher Sendestärke suchen, sondern es kann im Zug des Zielerfassungsprozesses ganz gezielt, mit einem schmalen Strahl, eine Entfernung zu einer bekannten Infrarotquelle ermitteln.

Um den Radarwarnempfänger des Ziels nicht aufzuschrecken, beginnend mit niedrigen Energiewerten steigend bis zu dem Moment, wo gerade einmal eine Erfassung zustande kommt. Und das auch noch mit ständig wechselnden Frequenzen. Es ist sehr schwer solch moderne LPI-Radargeräte (Low-Probability-of-Intercept) mit den passiven Radar-Warnempfängern noch aufzuspüren.

Solange nur Radar und Raketen im Spiel waren, lief ein Luftkampf auf große Entfernung etwa so ab: Man suchte mit dem Radar ein Ziel – und fand eines. Abhängig von der Entfernung wurde auf möglichst große Höhe und Geschwindigkeit beschleunigt, bevor die Luft-Luft-Rakete gestartet wird. Die Rakete erhält so einen „Energiebonus”, der sie schneller und weiter fliegen lässt, und sie am Ende wendiger macht. Nach dem Start der Rakete erfolgt eine scharfe Kurve und es wird mit hoher Geschwindigkeit versucht dem Gegenschuss zu entkommen.

©Militär Aktuell

Infrarot ändert die Luftkampftaktik

Mit der FLIR+IRST Infrarottechnik ändert sich nun dieses Szenario. Denn hohe Fluggeschwindigkeiten führen zwangsweise zu mehr Luftreibung an der Flugzeugaussenhaut und man ist im Infrarot-Band nicht mehr Stealth, sondern weithin sichtbar. Auch das ist ein Grund, weshalb das Generation 5-Kampfflugzeug F-35 Lightning II nicht mehr so schnell ist wie die Vorgängergeneration. Denn schnell fliegen beraubt sie im Infrarot-Band des größten Vorteils den sie hat – der „geringen Signatur”

F-35 auf der „Airpower” in Zeltweg – ©Martin Rosenkranz
Die F-35 hat nur ein Radar nach vorne, aber gleich sieben Sensoren die im Infrarot-Band die gesamte Sphäre um das Flugzeug permanent automatisch überwachen.

Und da kommt dann die AIM-174B ins Spiel. Denn auch eine F/A-18 tut sich schwer mit 6.000 Kilogramm unter den Flügeln plus erhöhtem Luftwiderstand mit all den Außenlasten noch stark zu beschleunigen und hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Muss sie aber auch nicht. Denn der riesige Motor der Rakete ermöglicht ihr hohe Geschwindigkeit und große Reichweiten, auch ohne viel Schwung beim Start durch das Trägerflugzeug.

Stealth ermöglichte einen simplen Radar-Reichweitenvorteil gegenüber Gegnern ohne Tarnkappe. Infrarot schafft hier wieder ein Maß an Gleichheit. Alle müssen mit ihrer IR-Signatur haushalten und dürfen ihre Außenhaut nicht über notwendig erhitzen. Niedrigere Geschwindigkeiten im modernen Luftkampf, als das bei den Vorgänger-Generationen der Fall war, könnte die Folge dieser Entwicklungen sein.

Mit rund 8.000 kg Aussenlast ist auch eine F/A-18E/F keine Ballerina mehr. Realistisch ist solch eine Waffenlast nur mehr im Krieg. Eine Rücklandung auf den Träger mit diesem Gewicht ist ausgeschlossen. Der Pilot müsste vor der Landung 20 bis 25 Millionen Euro an unverschossenemn Waffen ins Meer werfen. – ©Point Mutu Skies
Mit rund 8.000 kg Außenlast ist auch eine F/A-18E/F keine Ballerina mehr. Realistisch ist solch eine Waffenlast nur mehr im Krieg. Eine Rücklandung auf den Träger mit diesem Gewicht ist ausgeschlossen. Der Pilot müsste vor der Landung 20 bis 25 Millionen Euro an unverschossenemn Waffen ins Meer werfen.

Abschließend einen großen Dank an den Instagram-Account „point_mugu_skies”. Ohne die Genehmigung diese Fotos zu verwenden, gäbe es keine Story.

Quelle©Archiv, Martin Rosenkranz, Point Mutu Skies