Vor wenigen Tagen hat die ungarische Armee mit der Vertragsunterzeichnung ihre Fortgeschrittenen-Jetpiloten-Ausbildung vorübergehend an den gemeinsam von der italienischen Luftwaffe und Leonardo auf T.346 (bei uns als M-346 bezeichnet) betriebenen IFTS-Campus am Luftwaffenstützpunkt Decimomannu in Sardinien ausgelagert.
„Vorübergehend” wohl deshalb, weil noch in diesem Jahr die Auslieferung der zwölf von Ungarn bei Aero Vodochody bestellten L-39NG-Jettrainer (-> Ungarn beschafft zwölf L-39NG Jettrainer) beginnen soll. Rüstungsdirektor Gáspár Maróth hat acht reine Trainerversionen (als Ersatz für die Propeller-Trainer Zlin Z-143LSi und Z-242L; die alten L-39 aus der Ex-DDR sind seit 2009 ausgemustert) bestellt und ließ vier weitere Maschinen mit Infrarot- und elektro-optischen Sensoren für Aufklärungsmissionen konfigurieren. Bis jene Flotte aber operationell sein wird, werden noch ein paar Jahre vergehen. Dazu kommt, dass im Zuge des „Feilschens” um den von Ungarn lange Zeit hinausgezögerten NATO-Beitritt Schwedens die Flotte der Magyar Légierő um vier Saab Gripen C aufgestockt wurde, der Pilotenbedarf also zuletzt gestiegen ist.
IFTS hat schon zehn Gastnationen
Im Jahr 2022 eröffnet (-> Spatenstich für internationale Pilotenschule auf Sardinien), bietet die IFTS-Pilotenschule aktuell Platz für 80 Schüler pro Jahr. Größter Kunde in „Deci” ist natürlich die heimische italienische Luftwaffe (AMI), neben ihrem Nachwuchs haben im vergangenen Jahr aber auch Piloten aus Großbritannien, Kanada, Japan, Niederlande, Österreich, Saudi-Arabien, Singapur und – nach dem dortigen Ausscheiden der Saab 105 auf zehn Jahre angelegt – auch Schweden die Phase IV/LIFT abgeschlossen.
Für die Ausbildung verfügt die Einrichtung über 22 T.346-Flugzeuge – 18 davon gehören der AMI und die vier weiteren Maschinen Leonardo. Eine davon war Anfang September auch bei der „Airpower 2024” (-> 250.000 Besucher in Zeltweg) am Fliegerhorst Hinterstoisser zu Gast. Weitere sechs sind im Besitz von Katar und ebenfalls bei IFTS stationiert, darauf wird ausschließlich katarisches Flugpersonal ausgebildet. Angesichts der großen Nachfrage wurden zuletzt fünf weitere T.346 nachbestellt, dazu kommen 15 Maschinen, die für die Frecce Triccolori bestimmt sind.
In den vergangenen drei Jahren haben rund 140 Piloten die IFTS absolviert. Der Unterricht wird von einer Mischung aus zivilen Ausbildern der Industriepartner Leonardo-CAE Advanced Jet Training – in blauen Overalls – und Militärangehörigen der AMI gehalten. Die italienische Luftwaffe verwaltet das Projekt, entscheidet über den Lehrplan und stellt die Ausbildungsqualität und die Standards der Flugschule sicher. Im neunmonatigen Kurs werden die Fortgeschrittenen-Schüler mit einer Kombination aus Live- und synthetischem Training auf Muster der vierten und auch schon fünften Generation (F-35) vorbereitet.
Große Synergien und Einsparungen
Zusätzlich zum Live-Fliegen mit den T.346 können die Schüler ein umfangreiches bodengestütztes Trainingssystem nutzen, das Vollmissionssimulatoren, Flugtrainingsgeräte sowie computer- und simulationsbasiertes Training umfasst. Einige davon können die Schüler auch nutzen, um in der Freizeit ihre Fähigkeiten zu verbessern. Das IFTS nutzt in jedem Fall Live-, virtuelle und konstruktive Schulungen, um die synthetische Welt mit dem echten taktischen Fliegen zu vereinen.
Die Pilotenanwärter können vor Ort – dank des ganzjährig guten Flugwetters und der Tausende Quadratkilometer Luftraum westlich und östlich der Insel – 30 bis 40 Einsätze pro Tag in „echten” T.346 fliegen. Dazu kommen die umfangreichen Simulator-Einrichtungen, die es möglich machen, dass Techniker – je nach Fortbildungsstand und individuellem Können der Piloten – unterschiedlichste Bedrohungen und Übungsszenarien einspielen. So können beispielsweise zwei Jets (mit je zwei Piloten) und vier weitere Piloten in zwei Simulatoren zugleich gegen vier „feindliche Maschinen” (mit jeweils wieder zwei Piloten) fliegen, um beispielsweise den Luftkampf außerhalb der Sichtweite (BVR) zu trainieren. Ohne Einbußen bei der Ausbildungsqualität lassen sich damit die Flugstunden von sechs Maschinen einsparen.