Wie BAE Systems vermeldet, hat vor Kurzem in Lancashire ein Tranche-3-Eurofighter (Kennzeichnung ZK355, Nummer BS116 = der 116. britische Einsitzer, -> hier geht es zu weiteren Eurofighter-News) der RAF 41st Test and Evaluation Squadron erstmals mit dem über Jahre entwickelten, strahlschwenkenden European Common Radar System (ECRS) Mark-2 abgehoben. Das Flugerprobungsprogramm soll nun sukzessive auch auf andere Tranche-3-Eurofighter ausgeweitet werden. Ziel ist es, am Ende insgesamt 40 Maschinen der RAF mit dem Radar auszustatten.

In einer Erklärung von BAE Systems hieß es dazu: „Der Flug ist der jüngste Schritt im laufenden Entwicklungsprogramm für die britische Typhoon-Flotte und stärkt die Kontrolle des Flugzeugs über den Luftraum. Das ECRS Mk.2 kann traditionelle Radarfunktionen wie Suche und Zielerfassung ausführen, aber auch fortschrittliche Fähigkeiten zur elektronischen Kriegsführung bereitstellen, was es zu einer noch leistungsfähigeren Fähigkeit in der Frontflotte der NATO macht. Dies wird es Typhoons ermöglichen, das Radar eines Gegners zu lokalisieren und mit einem leistungsstarken elektronischen Störangriff zu behindern, während sie außerhalb der Reichweite von Bedrohungen bleiben.”

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Air Commodore Nick Lowe, RAF Capability Delivery Combat Air and Typhoon Senior Responsible Officer, ergänzte: „Die Weiterentwicklung der Luftkampffähigkeit der Typhoons ist von größter Bedeutung, um sicherzustellen, dass dadurch weiterhin potenzielle Aggressoren abgeschreckt werden und wir Gegner bei Bedarf im Kampf auch besiegen können – wo auch immer wir fliegen und kämpfen müssen. Der Erstflug dieses neuen Radars und der Beginn der Flugtests ist ein beträchtlicher Schritt, um dies weiter zu gewährleisten.”

In Großbritannien wird das ECRS Mk.2 von Leonardo-UK entwickelt und bereitgestellt. In den vergangenen Monaten wurden der Prozessor, der Empfänger und die Antennennetzteile sowie die Steuereinheiten des Radars gegenüber dem Prototyp-Design überarbeitet, um die Kapazität und Leistungsfähigkeit des Mk.2-Systems in Übereinstimmung mit der neuen Antenne und der elektronischen Kampfführung weiter zu verbessern. In diesem Zusammenhang unterstützt die Entwicklung des neuen Typhoon-Radars bereits heute 600 Arbeitsplätze in der britischen Luftfahrtindustrie und es wird erwartet, dass das Programm in den nächsten zehn Jahren mehr als 1.300 Arbeitsplätze im Ingenieurwesen in Großbritannien und Italien schaffen wird.

Mehrere Varianten des sogenannten Captor-E

Captor-M war das mechanisch mit Antenne schwenkende Feuerleitradar der ersten 20 Eurofighter-Jahre und wurde somit – wie in Österreich – in Tranche-1- und Tranche-2-Eurofighter, zum Teil auch in Tranche-3-Jets verbaut ist. Es arbeitet im X-Band von 8 bis 12 GHz (horizontal polarisiert) und besitzt dem Vernehmen nach die doppelte Sendeleistung des AN/APG-65 der frühen F/A-18 oder der – wie in Griechenland – nachgerüsteten F-4E/2000.

Die Entwicklung eines aktiven elektronisch scannenden Antennenteils (AESA beziehungsweise Captor-E) begann für den Typhoon etwa 2013, als eine „Ur-Version” in das Testflugzeug IPA5 eingebaut wurde. Seither hat dieses substanzielle, weil weitreichend kampfwertsteigernde Upgrade mehrere Entwicklungsstufen und Baureihen durchlaufen.

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Dazu zählt etwa die Mk.0 Basisvariante, die zunächst für die gegenwärtig belieferten Exportkunden Kuwait und Katar entwickelt wurde. Es unterstützt eine Reihe von präzisionsgelenkten Waffen der GBU-Serie, die von den USA geliefert wurden. Beim Mk.1 handelt es sich um die im Juni 2020 eingeleitete Variante für Deutschland und Spanien von Hensoldt und Indra, für den Neubau der 38 Tranche-4-Quadriga-Flugzeuge und die Modernisierung der bestehenden T2 und T3-Flotten, was pro Flugzeug wohl einige Monate dauern wird.

Die Mk.2-Variante ist schließlich für die britische RAF geplant und ging nun wie oben beschrieben in die Flug- und Wirkungserprobung. Alle Versionen zusammen sind mit Blick auf die Radar-Kapazitäten „Wegbereiter” für die anstehende Long-Term-Evolution (LTE) des Eurofighters sowie die geplante (und möglicherweise auch für Österreich interessante) Tranche-5-Version.

Quelle©BAE Systems