Im County Laois in der irischen Provinz Leinster befinden sich bei Cullenagh die Ruinen von Morett Castle. Jenes befestigte Herrenhaus umgibt ein düsteres Geheimnis. In der Geschichte spielt Lady Elizabeth Fitzgerald eine tragende, ja tragische Rolle.
Stephen Fitzgerald war protestantischer Gutsherr in einem verlassenen Winkel der Grünen Insel. Seine tüchtige Gattin hieß Lady Elizabeth. Ihr Haus hatte noch Burgcharakter, das heißt, es konnte schon einer Belagerung standhalten, wenn die Belagerer nicht gerade Kanonen dabeihatten. Hatten sie nicht, auch keine Feuerwaffen sonstiger Art. Und so gelang ihnen die Einnahme des Hauses nicht, so sehr sie sich auch daran versuchten.
Es geschah im Jahre 1609, die Anhänger von König James, das waren – vereinfacht gesagt – die irischen Katholiken, kämpften gegen die Anhänger König Williams, welche die irischen Protestanten waren. Und wie so oft bei solchen Gelegenheiten galt es alte Rechnungen zu begleichen, Beute zu machen und Rache zu üben. Die katholischen O’Cahils hatten es auf den Besitz der protestantischen Fitzgeralds abgesehen. Nun, Morett Castle konnten die Jakobiten, wie man die Anhänger von König James nannte, nicht so leicht einnehmen. Es war schließlich ein Castle. Die unteren Fensteröffnungen der Burg waren zu klein, um sich hindurchzuzwängen, oder sie waren verbarrikadiert. Die Mauern des Castles waren recht hoch und die Bewohner ließen allerlei schwere, spitze und garstige Dinge auf die Häupter derer, die uneingeladen hereinzukommen versuchten, herabfallen.
Die Belagerer konzentrierten sich deshalb auch auf die Eingangstür – eine schwere Holztür mit Eisen beschlagen. Dort legten sie Feuer. Das war aber auch kein risikoloses Unterfangen, denn die Tür lag in einem Eingangsbereich, der von der Mauerfront zurück sprang. Stand man vor der Tür, so stand man unter einem Loch, das nicht zufällig den Namen „murder hole” trug. Hatten die Belagerer Verluste, frohlockten die Belagerten. Die Angreifer zogen sich etwas zurück und es mochte erscheinen, als hätten sie ihr degoutantes Unterfangen aufgegeben. Stephen Fitzgerald musste feststellen, dass sie dies noch nicht taten, als er unvorsichtig das Haus verließ. Schnell fiel er in die Hände der Jakobiten. Die verfiehlen einem diabolischen Plan. In Sichtweite von Morett Castle erschien der Anführer dieser Jakobiten. Er zeigte den entsetzten Bewohnern erst den gebundenen Stephen Fitzgerald und dann seine kampfeslustigen Leute. Dann rief er der Burgherrin zu, sie möge die Burg aufgeben, ansonsten würden sie den armen Stephen Fitzgerald erhängen. Lady Fitzgerald rief zurück: „Mark the words of Elizabeth Fitzgerald of Morett castle; they may serve for your own wife upon some future occasion. I won’t render my keep and I’ll tell you why – Elizabeth Fitzgerald may get another husband, but Elizabeth Fitzgerald may never get another castle.” Sie wolle die Burg nicht ausliefern, denn sie bekäme eventuell einen neuen Ehemann, aber wohl keine Burg mehr. Damit war nun klar, dass beiden Seiten wohl mehr an der Immobilie lag, als an dem Wohl des armen Burgherrn.
Die Angreifer machten ihre Drohung wahr und ermordeten den wehrlosen Stephen Fitzgerald, dann griffen sie immer wütender Morett Castle an. Lady Fitzgeralds Dienerschaft hatte indes ein gruseliges Gerät ersonnen. Einen Balken, der am unteren Ende mit Eisen verstärkt war und am oberen Ende von einem dicken Seil an einem Haken gehalten wurde. Diese Gerätschaft ließ man durch das murder hole herabsausen, sobald sich ein Angreifer vor der Tür blicken ließ. Dann konnte man den Balken an dem Strick wieder heraufziehen. Nach einer Weile erschienen die Soldaten von König William auf der Szene und die Belagerer gaben eilig Fersengeld. Ein Großneffe von Elizabeth und Steven Fitzgerald schrieb diese Geschichte auf. Morett Castle liegt etwas abseits touristischer Pfade in der Grafschaft Laois.