Die Abwehr unbemannter fliegender Systeme (UAV) rückt angesichts der Bedrohungslagen in Konflikten bei allen Streitkräften immer mehr in den Fokus. Und dabei wurde zuletzt vor allem der Ruf nach sogenannten Hardkill-Systemen (-> Interview mit Rheinmetall Air Defence-Geschäftsführer Oliver Dürr: „Wenn wir schießen, dann treffen wir”) immer lauter.

Grund dafür: Softkill-Lösungen, also das Unterbrechen der Funkverbindung (Jammen) die ein UAV gegebenenfalls benötigt, um ferngesteuert zu werden, ein Bild zu übertragen oder per GPS die Position zu bestimmen, werden immer öfter umgangen und damit wirkungslos. Ein aktuelles Beispiel dafür sind die kabelgelenkten FPV-Drohnen (-> Russland greift mit kabelgelenkten Drohnen an) in der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg), die ihr Steuersignal über Glasfaserkabel beziehen und ihr Bild über dieses ableiten. Ein weiteres Beispiel sind Drohnen mit Bilderkennungssoftware, welche kein Steuersignal mehr benötigen. Und ebenfalls zunehmend relevant sind unbemannte fliegende Systeme, die mit optischer Geländeerkennung navigieren, theoretisch geht das zumindest über Land ohne Reichweitenbegrenzung. Jammen hat auf solche Systeme keinen Einfluss.

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Zuletzt ließ das US-Unternehmen ACS (Allen Control Systems) mit seinem neuen Hardkill-System namens Bullfrog aufhorchen. Bullfrog setzt auf eine rein optische Zielsuche, Zielerfassung, Zielerkennung und Zielfolge und auf ein kleines Kaliber „Maschinelles Sehen” und Führungsgenauigkeit stehen im Mittelpunkt und sollen es einem ganz normalen M240-Maschinengewehr im Kaliber 7,62×51 NATO ermöglichen, ein erkanntes UAV mit nur wenigen Schuss unschädlich zu machen.

Rezept: Hohe Mündungsgeschwindigkeit und Volltreffer mit kleinem Kaliber

Damit hebt sich ACS Bullfrog von der Masse ab. Die große Mehrheit der bislang im Einsatz oder zumindest in Erprobung befindlichen Systeme setzt auf Multisensorik, ganz konkret auch auf Mikrowellen-Radar und auf Maschinengranatkaliber im Bereich 25 bis 40 Millimeter.

Der Vorteil von Radar: es ist allwetter- sowie Tag/Nacht-tauglich, allerdings sind die Geräte meist auch sehr teuer.

Der Vorteil größerer Kaliber: die Granaten wirken im Ziel mit Explosion und Splittern und es gibt auch verschiedene Techniken sie ohne Aufschlag zu zünden, beispielsweise durch Annäherung oder mittels „Tempierung” (Zeitzünder) wie im Falle der Ahead-Munition (-> Wie funktioniert Ahead-Munition). Nachteil der Granaten: sie sind relativ teuer, sie sind groß und begrenzen die Anzahl der Patronen am Geschütz und die V0, die Geschwindigkeit, mit der die Granate das Rohr verlässt, ist niedrig.

Zum Vergleich. Beim M240 liegt die V0 bei rund 850 Meter pro Sekunde, ein Ziel in 250 Meter Entfernung wird somit in rund 3/10 einer Sekunde getroffen.

Bei der 40-Millimeter-Granatmaschinenwaffe von Heckler und Koch liegt die V0 hingegen bei knapp 240 Meter/Sekunde. Um eine Distanz von 250 Meter zu überwinden, benötigt die Granate somit etwas mehr als eine Sekunde. Führt man sich nun vor Augen, dass selbst handelsübliche Kleindrohnen Geschwindigkeiten von 15 bis 20 Meter pro Sekunde erreichen können, dann wird es schwer, diese zu treffen.

Die Granatmaschinenwaffe kann für die Verwendung programmierbarer Granaten hochgerüstet werden. Ein Volltreffer im Ziel ist dann nicht erforderlich, die Wirkung im Ziel entspricht etwa der Explosion einer Handgranate. Für ein Kleindrohnen-Ziel wird der Zerstörungsradius verhältnismäßig gering sein, möglicherweise bei ein bis zwei Meter liegen. Darüber hinaus sinkt die Wahrscheinlichkeit stark, dass ein Splitter die Drohne trifft und ausser Gefecht setzt. Deshalb werden mehrere Granaten verschossen.

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Zukünftig werden auch Laser verstärkte Bedeutung bekommen. Die ersten Systeme werden bereits als Prototypen oder in Kleinserien getestet. Erste Ansätze diese in den Einsatz zu bringen sind erkennbar. Noch sind es sehr große Systeme, die teils einen ganzen Sattleschlepper in Anspruch nehmen. Und die Wirkung im Ziel tritt erst nach einer Bestrahlung von mehreren Sekunden Dauer ein. Trotzdem ist schon jetzt erkennbar, dass am Laser über kurz oder lang kein Weg vorbeiführen wird.

Erfolg bei Schießversuchen

Letztlich liegt die Wahrheit auf dem Platz – auf dem Schießplatz. ACS hatte sich beworben und wurde zum „T-REX 24-2” eingeladen. Die US Defense Department’s Technology Readiness Experimentation-Übungen dienen zur Präsentation modernster Militärtechnologien zur schnellen Technologieentwicklung.

Die zweite Veranstaltung heuer fand vom 19. bis 26. August in Camp Atterbury, Indiana statt.

©Militär AktuellLaut ACS soll Bullfrog das einzige vorgeführte System gewesen sein, dass die gesamte Kette der Erkennung, Verfolgung, Identifizierung und Bekämpfung von Drohnen selbstständig durchzuführen in der Lage war. Dies schließt die Bekämpfung mehrerer Drohnen in schneller Folge mit ein.

Die Kosten pro Abschuss einer Drohne durch Bullfrog sollen bei etwa 10 Euro liegen.

Bundesheer rüstet mit Skyranger und Panther zur Drohnenabwehr

Auch beim Bundesheer gibt es mehrere Ansätze zur Drohnenabwehr. So hat sich beispielsweise im Bereich Softkill in den vergangenen Jahren ELDRO (Elektronische Kampfführung zur Drohnenabwehr) einen Namen gemacht. In Verwendung steht modernste Technologie des deutschen Weltmarktführers Aaronia (-> Aaronia Österreich macht Jagd auf Drohnen).

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Mit Spannung erwartet wird der Pandur Skyranger. Mit 36 Systemen des deutschen Herstellers Rheinmetall, aufgebaut auf den 6×6-Radpanzern Pandur Evolution, gebaut von General Dynamics European Land Systems-Steyr in Wien-Simmering, ist das Österreichische Bundesheer nicht nur Erstkunde, sondern hat bislang auch die meisten Festbestellungen aller Kunden für das moderne Flugabwehrsystem getätigt.

Um ein weiteres Standbein im Kampf gegen Drohnen zu schaffen, bemüht sich das Bundesheer gemeinsam mit Hersteller ESLAIT, die elektrisch fernbedienbare Waffenstation (EFWS) WS4 Panther der Pandur Radpanzer zur Drohnenabwehr zu ertüchtigen.

Panther WS4-Waffenstation von ESLAIT – ©Martin Rosenkranz
Mit seiner WS4 Panther-Waffenstation will ESLAIT auch den Pandur mit „normaler” Turmbewaffnung zur Drohnenabwehr befähigen.

In der Basisversion ist auf der Panther ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr verbaut. Gerichtet wird ferngesteuert mit Tageslicht- und Wärmebildkameras, Laserentfernungsmesser und Suchscheinwerfer. Dazu gibt es eine Wurfanlage. Voll stabilisiert und mit automatischer Zielnachführung können mit der WS4 auch in Fahrt sehr präzise Ziele getroffen werden.

Im Zug der „Airpower 2024” (-> 250.000 Besucher in Zeltweg) wurde erstmals eine Turmversion mit 40-Millimeter-Granatmaschinenwaffe, einem Radar, einem Jammer sowie deutlich stärkerem Scheinwerfer präsentiert. Mit präziser Flugbahnvermessung, Jammen, Blenden und programmierbaren Granaten will man in Zukunft auch Drohnen erfolgreich zu Leibe rücken.

Hier geht es zu unserem Drohnen-Themenbereich mit allen aktuellen News zum Thema.

Quelle©ACS, Martin Rosenkranz