Im Februar wurden in der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) erstmals Trümmer einer russischen FPV-Drohne mit einem zehn Kilometer langen Lichtwellenleiterkabel gefunden. Im Sommer wurden weitere russische Flüge mit dieser Technik registriert, von der Ukraine aber als „Experimente” bewertet. Nun schlagen allerdings ukrainische Experten auf dem Gebiet der Drohnenkriegsführung Alarm: Russland setzt die kabelgelenkten Drohnen mit steigender Tendenz ein und die Technik erweist sich als äußerst treffsicher.

Kabelgelenkte russische FPV-Drohne – ©Archiv
Diese, bereits vom ukrainischen Entminungsdienst unschädlich gemachte russische FPV-Drohne flog neun Kilometer mit Kabellenkung.

Kabelgelenkte Flugkörper

Nach ersten Experimenten noch im Zweiten Weltkrieg kam es ab dem Ende der 1950er-Jahre zu einer weiten Verbreitung kabelgelenkter Panzerabwehr-Raketen.

Der Vorteil dieser Technik: die Rakete kann im Flug durch den Schützen gesteuert werden ohne einen Funkkanal zu benötigen. Somit ist das Stören durch funkelektronische Gegenmaßnahmen (Jammen) nicht möglich. Und da keine Frequenzen belegt werden, ist es auch möglich eine hohe Anzahl solcher Raketen auf engem Raum gleichzeitig zum Einsatz zu bringen.

Die bekanntesten Beispiele im Westen sind die HOT, TOW und Milan. Beim Österreichischen Bundesheer wird die Panzerabwehrlenkwaffe Bill 2000 mit dieser Technik gesteuert.

T-64 mit Minenpflug – ©Archiv
Kurz vor dem Einschlag: Dieser T-64 mit Minenpflug wird gleich getroffen.

Die kabelgelenkte FPV-Drohne

Die mit Masse per Funk gesteuerten FPV-Drohnen benötigen einen Kanal von der Steuerung zur Drohne sowie einen weiteren für die Bildübertragung von der Drohne zur Steuerung. Warnempfänger wie die sogenannten „Sukork” (-> Viele „Bonbons” für die ukrainischen Soldaten) können diese Signale erkennen und ihre Träger warnen. Durch die Aktivierung von Jammern kann die Funktübertragung der gegenerischen Drohne gestört, die Drohne somit unschädlich gemacht werden.

Mit kabelgelenkten Drohnen funktioniert das aber nicht. Weder schlägt ein Warnempfänger an, noch kann sie ein Jammer stören. Auch der Sender des Piloten kann funkelektronisch nicht lokalisiert werden. Und als Bonus obendrauf gibt es für den FPV-Piloten noch ein viel besseres Bild. Denn während bei den funkgesteuerten FPV-Drohnen relativ viel Aufwand für ein sehr schlechtes Bild betrieben werden muss, liefert die kabelgelenkte Drohne hochauflösende, flüssige Videobilder.

Leopard 2 im Ukraine-Krieg – ©Archiv
Jammen nutzlos. Weder der Warnempfänger noch die üblichen Störgeräte schützen vor kabelgelenkten Drohnen. Hier wird ein Leopard 2 angeflogen.

Reichweiten steigen

Während bei den Panzerabwehr-Raketen die Reichweiten von anfänglich zwei Kilometer auf später vier Kilometer und in den neuesten Generationen auf fünf bis acht Kilometer gestiegen ist, wurde in der Ukraine Ende September bereits eine kabelgelenkte FPV-Drohne entdeckt, die neun Kilometer zurückgelegt hatte. Chinesische Händler bieten mittlerweile Komponenten mit 20 Kilometer Kabel an.

Grund genug jedenfalls, dass in der Ukraine dazu aufgerufen wird, Ideen zu entwickeln, wie der neuen Gefahr begegnet werden kann. Anlass zur Sorge gibt es jedenfalls, selbst ein Treffer auf einem Leopard 2 ist bereits dokumentiert (siehe Bild oben).

In Deutschland experimentiert die Firma Highcat (siehe Bild ganz oben) mit kabelgelenkten Drohnen.

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Quelle©Archiv, Highcat