In den Anfangstagen der Heeresmotorisierung setzten alle europäischen Armeen auf Vierbeiner: Pferde und Maultiere als Reit-, Last- und Zugtiere. Die belgische Armee brachte mit ihrem „voiture-mitrailleuse-canimobile” aber sogar Hunde zum Einsatz.
Im Jahre 1911 war es um die Ausstattung der belgischen Armee ziemlich traurig bestellt. Die wirtschaftliche Entwicklung und der Aufbau der belgischen Schwerindustrie waren fortgeschritten, die Streitkräfte gaben aber ein eher dürftiges Bild ab. Zu klein, drastisch unterfinanziert und schlecht ausgebildet sollte diese Armee ein Land verteidigen, das im Zentrum der deutschen Operationen im Westen lag, sollte der Schlieffen-Plan zur Ausführung kommen (und das tat er). Die belgischen Streitkräfte besaßen sage und schreibe 104 Maschinengewehre Maxim (im belgischen Armeekaliber 7,65 x 53), dazu noch einige Hotchkiss-LMG bei der Kavallerie und in den Festungen, schließlich eine Handvoll Lewis-MG und wenige Madsen der radfahrenden Carabiniers-Mitrailleurs.
Das wassergekühlte Maxim war eine leichtere Variante (MG 09) des deutschen MG 08. Es wurde ab 1909 bei DWM in Spandau als Modell 1909 oder auch MG 09 für den Export gefertigt und galt als sehr zuverlässig. Mit rund 17,2 Kilogramm Gewicht war es immer noch ein „dicker Brocken”, und man machte sich Gedanken, wie man die Waffe beweglich machen konnte. Die Leutnante Van de Putte und Blancgarin entwickelten dabei einen hundegezogenen Karren, auf den man das MG verlasten konnte, und vor den zwei Zughunde, vorzugsweise der belgischen Rasse Belgian Mastiff gespannt werden konnten. Experimente verliefen erfolgreich. Bei den Manövern 1913 wurde die Konstruktion vorgestellt, begutachtet und akzeptiert. FN in Lüttich fertigte einige hundert dieser Karren (für Maschinengewehre und für Munition), und die MG-Kompanien der belgischen Infanteriebrigaden zogen mit jeweils sechs Stück dieser „voitures-mitrailleuses-canimobiles” in den Krieg.
Nun waren hundegezogene Karren in jenen Tagen durchaus nichts ungewöhnliches in Belgien. Milchverkäufer nutzten sie weitverbreitet, übrigens auch in den Niederlanden. Die Einführung bei der Armee wurde durch den Umstand begünstigt, dass ein guter Zughund nur zwischen 40 und 50 Francs kostete, für ein Packpferd aber ein Mehrfaches zu zahlen war. Außerdem boten Zughunde, besonders die gelehrigen Belgian Mastiffs einige Vorteile: Sie boten im Vergleich zu Pferden eine wesentlich kleinere Silhouette. Gut erzogen, reagierten sie auf akustische Signale und beherrschten die niedrige Gangart. Pack- und Reitpferde mussten zudem immer von Soldaten gehalten werden, damit sie nicht durchgingen, gehorsame Zughunde nicht.
In der Schlacht von Halen am 12. August 1914 konnte eine Formation abgesessener belgischer Reiterei, radfahrender Infanterie und Carabiniers mit Hundekarren-MG die deutsche Kavallerievorhut stoppen. Das hob zwar die Moral der Belgier, änderte aber am deutschen Vormarsch durch Belgien nichts. In den wechselhaften Kämpfen im Herbst von 1914 ging die belgische Armee fast unter, die oft belächelten voitures-mitrailleuses-canimobiles und die treuen vierbeinigen Begleiter der belgischen MG-Schützen verschwanden aber erstaunlicherweise trotzdem nicht im Inventar der völlig neustrukturierten und neuausgerüsteten belgischen Armee, die 1914 bis 1918 in der Nordwestecke Flanderns durchhielt.
Mehr noch: Hundegezogene Karren, allerdings zum Transport von Munition oder Verwundeten, fanden ab 1914 auch Einzug in die Armeen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz. Vor allem aber wurden sie vom k.u.k.-Heer genutzt, das schon Schwierigkeiten hatte, seine ruhmreiche Kavallerie und die Artillerie mit ausreichend Pferden zu versorgen, da stand die Infanterie natürlich hinten an.
Mit der Massenmotorisierung, die nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte und nach dem Zweiten Weltkrieg weiter Fahrt aufnahm, verschwanden Zughunde nicht nur in der belgischen Armee, sondern auch im Straßenbild belgischer Städte vollständig. Die Rasse Belgian Mastiff wurde nicht mehr gezüchtet, obwohl seit den 1990er-Jahren Versuche unternommen werden, sie durch Rückkreuzungen wiederzubeleben.