Nach dem Nachbarn und ehemaligen Sezessions-Kriegsgegner Kroatien (-> Erste Rafale treffen in Kroatien ein) wird nun auch Serbien Rafale-Mehrzweck-Kampfjets des französischen Herstellers Dassault beschaffen. Wie die französische Zeitung „La Tribune” berichtet, waren die Verhandlungen über den Ankauf von insgesamt zwölf Maschinen für die serbischen Streitkräfte erfolgreich. Die Vertragsunterzeichnung ist für heute zu erwarten, wenn der französische Präsident Emmanuel Macron zu Gast in Belgrad sein wird.
Emmanuel Macron habe laut der Zeitung persönlich erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Verkauf voranzutreiben, was als Schritt vorwärts zur Stärkung der bilateralen Beziehungen angesehen wird. Das habe auch damit zu tun, dass der serbische Präsident Aleksandar Vučić im Juni zugesagt habe, die Beziehungen zum Kosovo im Einklang mit europäischen Vermittlungsbemühungen zu normalisieren. Macron forderte stets die vollständige Umsetzung des von französischen und deutschen Diplomaten entwickelten Ohrid-Abkommens mit dem Ziel, die Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo abzubauen.
Neu gebaute Rafale
Im Detail soll es um die Lieferung von zehn einsitzigen und zwei doppelsitzigen Rafale gehen, die aber – im Gegensatz zu den kroatischen Flugzeugen – wohl neu produzierte Exemplare sein dürften. Denn bei der Ankündigung der Beschaffungspläne im Jahr 2023 sagte Vučić, dass der Erwerb einer Staffel Serbien etwa drei Milliarden Euro kosten würde. In dieser Summe sollten dann aber auch MICA-Luft-Luft-Flugkörper, ein Simulator sowie Piloten- und Technikertraining und ein mehrjähriges umfassendes Logistikunterstützungspaket inkludiert sein.
Zwei interessante Aspekte
EU-Beitrittskandidat Serbien pflegt bislang relativ gute, weil historisch slawisch-kulturelle Beziehungen mit Russland – seit einigen Jahren auch mit China. So waren die letzten neu zugegangenen Kampfflugzeuge gebrauchte MiG-29 – Geschenke (minus Kosten der Generalüberholung) des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Und aus China kam – abseits gemeinsamer serbisch-chinesischer Polizeipatrouillen in serbischen Städten – das Mittelreichweiten-Flugabwehr-Raketensystem HQ-22 des Herstellers Goizhou Aerospace/Shaanxi Yellow River-Group, ein Upgrade des früheren HQ-12, im Export FK-3.
Während die HQ-22-Beschaffung ebenso wie nun der Kauf der Rafale als Abkehr von russischen Systemen zu verstehen ist, bleibt die Tatsache, dass für den Betrieb und die Servicierung der Systeme die Anwesenheit russischen und chinesischen Militär(technik)personals in Serbien anzunehmen ist. Und hier stellen sich wohl gleich mehrere Fragen darum wie ein möglicher sicherer Betrieb (Operational Security, OPSEC) eines westlichen Hochwertsystems im Land möglich ist. Stirnrunzeln und Bedenken dürfte es dahingehend wohl vor allem bei manchen Betreibernationen wie beispielsweise Ägypten (-> Ägypten wird größter Rafale-Exportkunde), Griechenland (-> Erste Rafales in Griechenland eingetroffen), Indien (-> Erste Rafale auf dem Weg nach Indien), Indonesien (-> Indonesien entscheidet sich für 42 Rafale-Kampfjets), Katar (-> Erste Rafale in Katar eingetroffen) oder eben dem einstigen serbischen Kriegsgegner Kroatien geben.
Serbien wird für Dassault der inzwischen achte Rafale-Exportkunde. Mit Ende 2023 verzeichnete Dassault-Chef Eric Tappier Auslieferungen sowie Bestellungen von insgesamt 495 Rafale-Jets, davon gingen 261 ins Ausland. Allerdings: 80 Stück für die VAE sollen angeblich aktuell auf Eis liegen, nachdem man in Paris den in den VAE lebenden Telegram-Eigner Pavel Durow festgenommen hatte. Er ist nach einer Kaution von fast fünf Millionen Euro Kaution inzwischen zumindest vorübergehend frei.
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