Die ersten sechs von Griechenland bestellten Rafale-Kampfjets landeten am 19. Jänner um 12.30 Uhr auf dem Luftwaffenstützpunkt des 114. Schlachtgeschwaders der Griechischen Luftwaffe (Hellenic Air Force, HAF).
Die sechs Maschinen – vier Einsitzer und zwei Doppelsitzer mit Dassault-Werkspiloten am Rücksitz – flogen vom südfranzösischen Istres mit Zusatztanks in zwei Stunden nach Tanagra. Nach dem Einflug in die Athener Fluginformationsregion wurden sie von einem Paar Mirage 2000-5-Kampfjets begleitet und vor der Landung und ihrer Indienststellung bei der 332. Allwetter-Staffel flogen die sechs Maschinen exakt um 12.22 über den Heiligen Felsen der Akropolis in Athen.
In Tanagra wurden die Neuzugänge von Premierminister Kyriakos Mitsotakis, Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos, dem Generalstabschef der Nationalen Verteidigung Konstantinos Floros, dem Generalstabschef der griechischen Luftwaffe Konteradmiral George Blioumis und dem französischen Botschafter Patrick Maisonnave begrüßt.
„Wir brauchen niemandens Erlaubnis”
Premier Mitsotakis sagte in seinen Begrüßungsworten: „Mit der heutigen Übernahme forcieren wir den dringend notwendigen Ausbau unserer Luftwaffe. Bald schon wird unsere Luftwaffe zu einer der stärksten in Europa und im Mittelmeerraum zählen und werden die Rafáles auch gemeinsam mit neuen französischen Fregatten operieren können. Damit stärken wir die Verteidigungsfähigkeit unseres nationalen Territoriums in und über der Ägäis.”
Natürlich hat die Beschaffung mit der „historischen” Rivalität der beiden NATO-Länder Griechenand und Türkei zu tun, welche sich in fast täglichen Einflügen türkischer Jets in die Athener Fuginformationszone (Militär Aktuell berichtete), griechischen Alarmstarts und sogar Verlusten in sich entwicklenden „Trocken-Luftkämpfen” manifestiert. Dazu kommen immer intensivere Anspruchs-Konfikte um offenbar ergiebige Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Es heißt aus Athener Regierungskreisen, man habe „durch das provokative und aggressive Verhalten des türkischen Nachbarn in der Ägäis keine andere Option” als solche Großbeschaffungen. Zudem gelte es, „nach zehn Jahren Finanzkrise und dadurch geringerer Militärausgaben das Gleichgewicht im östlichen Mittemeer wieder herzustellen. Für 2022 sind Aufwände für die Verteidigung von mehr als vier Milliarden Euro geplant, das Geld soll unter anderem in die erwähnten französischen Fregatten fließen.
Analog dazu bekräftige in Tanagra der konservative Regierungschef: „Der Glaube dieser Regierung war und ist, dass die wirtschaftliche und soziale Entwicklung mit einer Verbesserung der nationalen Sicherheit einher gehen muss. Wir brauchen niemandens Erlaubnis, um die Rafále erwerben zu dürfen, da für Griechenland jede Stärkung seiner Verteidigung eine Projektion des Friedens darstellt. Ich werde aber trotzdem nicht müde zu wiederholen, dass wir mit der gleichen Entschlossenheit, mit der wir die Tür zu jeder Bedrohung schließen, den Dialog offen halten.” Weiters erwähnte er auch die gute Tradition der griechisch-französischen Zusammenarbeit sowie deren neuen Schwung in der Bestärkung des Verteidigungsbündnisses zwischen Griechenland und Frankreich, auch in der Perspektive einer autonomen europäischen Strategie.
Die Kosten der neuen Rafale-Jets
Der Premier würdigte auch die sehr kurze Zeit bis zur Auslieferung (samt Training von acht Piloten und 50 Technikern – der Vertrag war erst am 25. Jänner 2021 unterschrieben worden), ermöglicht durch einen Mix aus zwölf gebrauchten ex-französischen und sechs neuen Maschinen. Der Erwerb jener 18 Rafale kostet die griechischen Steuerzahler 2,32 Milliarden Euro, schließt aber auch die Bewaffnung mit SCALP-Marschflugkörpern, Exocet Anti-Schiffsfugkörpern (teils bereits in der HAF vorhanden) und Meteor BVR-Lenkwaffen ein. Später wurden nochmals sechs Rafale dazubestellt, um auf die international übliche Anzahl von 24 Maschinen pro Geschwader zu kommen. Jene werden nochmals weitere 1,07 Milliarden Euro kosten. Die Gesamtkosten aller bis Ende 2023 erwarteten 24 Maschinen inklusive der gesamten Ausrüstung und einem dreijährigen Wartungsvertrag werden daher nach offiziellen Angaben bei knapp 3,4 Milliarden Euro liegen.
Die 24 Rafale werden mit ihrem 1.400 Kilometer Kampfradius und AESA-Radar die blau-weißen F-16C/D Block 52 sowie die älteren Mirage-2000/5 (40 Machinen ab 1985 und 15 weitere „5er” ab 2000) deutlich verstärken und die Lücke füllen, die sich durch die baldige Außerdienststellung der letzten 33 (einst mit DASA/EADS modernisierten) F-4E Phantom in Andravida aufmachen wird. Davor stammten 40 Mirage F1 (Hochdecker) der HAF ab 1974 ebenfalls aus Frankreich.
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