Seit Jahrhunderten galten berittene Einheiten als Fixbestandteil einer Armee. Im 20. Jahrhundert änderte sich dies aber vor allem im Zweiten Weltkrieg rasch. Trotzdem kam es in der Nachkriegszeit zum Einsatz einzelner Kavallarieverbände in der US Army (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte). In Berlin diente die letzte echte berittene Kavallarieeinheit bis 1958.
Nachdem in den unmittelbaren Nachkriegsjahren die Masse der US-Truppen aus Europa abgezogen wurde, verblieb in den amerikanischen Besatzungszonen in Deutschland und Österreich (neben einigen anderen Verbänden) eine Truppe, die hauptsächlich Sicherungsaufgaben wahrnahm: die Constabulary. Bis 1952 tat die in neun Regimenter eingeteilte Constabulary (das 4th Regiment war für Österreich und West-Berlin zuständig) Dienst in den amerikanischen Besatzungszonen.
Von den Deutschen wurden die Angehörigen dieser Truppe scherzhaft „Kartoffelkäfer” genannt, bei anderen GIs hießen sie „Circle-C-Cowboys”. Das Personal bestand hauptsächlich aus früheren Panzeraufklärern – die Panzeraufklärungstruppe gehörte nominell zur US Cavalry. Für Sicherungseinsätze in Deutschland führte man bei der Constabulary neben motorisierten Einheiten (ausgestattet mit Jeeps und Spähpanzern, sowie mit Motorrädern und schweren Limousinen) auch Reiterzüge ein. Die Pferde dafür kamen hauptsächlich aus Deutschland. Sättel, Zaumzeug und weiteres Pferdezubehör jedoch aus den USA.
Es war schon im Zweiten Weltkrieg Praxis gewesen, Kavallerieeinheiten, die nicht zu Panzeraufklärern umgerüstet worden sind und als echte Kavallerie eingesetzt werden sollten, mit Sätteln, Zaumzeug und allem Zubehör zu verlegen, die Pferde aber vor Ort zu beschaffen. So war es beispielsweise mit dem 124th Cavalry Regiment geplant, das nach Burma kam, aber letztlich dort als Infanterie eingesetzt wurde. Auch die berittenen Aufklärungszüge der 5th Army in Italien erhielten in Italien angekaufte Pferde. Zur Ergänzung sei bemerkt, dass der einzige wirklich als Reiterei eingesetzte Kavallerieverband das 26th Cavalry Regiment (Philippine Scouts) war, welches 1941/42 auf den Philippinen gekämpft hatte. Die Pferde der anderen Kavallerieregimenter (zumeist Vollblutpferde) wurden während des Krieges auf Auktionen an zivile Käufer veräußert. Das eigene Zuchtprogramm der Army wurde fast völlig zurückgefahren, im Jahre 1948 übertrug man es gänzlich an das Landwirtschaftsministerium.
Der Anblick berittener Soldaten war im Nachkriegsdeutschland nichts Spektakuläres, da man auch in der Landwirtschaft und beim Kleingewerbe etwa auf Pferdefuhrwerke zurückgriff.
Zu einem denkwürdigen Moment kam es 1946, als General Dwight D. Eisenhower Einheiten der Constabulary in München inspizierte. Das Horse Platoon paradierte mit Lanzen und Wimpeln an Eisenhower vorbei, und man gab sich alle Mühe, den General zu beeindrucken. Offensichtlich hatte man bei den berittenen Einheiten der Constabulary aber ein Personalproblem. Die Lösung war unkonventionell: man suchte in Kriegsgefangenenlagern nach ehemaligen Wehrmachtssoldaten, die gut reiten konnten. Man fand sie bei den gefangenen Angehörigen der 11. Panzerdivision. Und so kam es, dass bei der erwähnten Parade nicht nur US-Constabler hoch zu Ross am Oberbefehlshaber vorbeizogen, sondern auch einige gefangene Wehrmachtssoldaten. Die bekamen als Belohnung für ihre Teilnahme an der gelungenen Parade – die Täuschung flog nicht auf – Zigaretten.
Wenngleich die US Cavalry in der Form von Panzeraufklärern, Panzerverbänden und helikoptergestützten Kampfverbänden bis heute weiterlebt, war 1958 das letzte Jahr für Reiter, Reit- und Tragtiere in der US Army. Die letzten beiden Tragtiereinheiten (sie gehörten nicht zur Cavalry) bestanden bis 1958 fort, als in Fort Carson das 4th Field Artillery Battalion (Pack) und die 35th Quartermaster Pack Company aufgelöst wurden. Insgesamt 322 Mulis gingen an die Nationalparkverwaltung und diverse andere Behörden. Die letzte echte berittene Kavallerieeinheit der US Army wurde ebenfalls 1958 aufgelöst – in Berlin.
Kurz nach dem Eintreffen amerikanischer Soldaten in Berlin im Frühherbst 1945 hatte man schon berittene Patrouillen aufgestellt, welche im Jahre 1953 als „Horse Platoon” unter das Kommando der 287th Military Police Company kamen. Seinerzeit standen 57 Pferde und 37 Soldaten unter dem Kommando von Lieutenant Frank W. Richnak. Anno 1957 kommandierte Lieutenant H. Tutek das Platoon, im Jahre 1958 Lieutenant J.G. Roberts. Am 31. März 1958 löste man den Reiterzug formal auf, einen Tag später hielt er noch eine letzte Parade ab. Das Personal wurde zu anderen Einheiten der „Berlin Brigade” versetzt. Die Pferde verschenkte die US Army an verschiedene reitsportliche Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland.