Lange war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, am Ende hat nun aber Embraer die Nase vorne: Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Beschaffungschef Generalmajor Harald Vodosek heute vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgaben, wird das Bundesheer als Nachfolger für seine in die Jahre gekommenden Hercules-Transportmaschinen neue C-390M des brasilianischen Herstellers Embraer beschaffen. Lockheed Martin hat dabei mit seiner C-130J Super Hercules das Nachsehen.
Den Bundesheer-Plänen zufolge sollen idealerweise vier Stück des modernen Lufttransporters im Rahmen eines Government-to-Government-Geschäfts über die Niederlande ihren Weg nach Österreich finden. Die niederländische Regierung hatte sich vor einem Jahr ebenfalls gegen die C-130J von Lockheed und für den Ankauf von insgesamt fünf Embraer-Transportern entschieden und steht nun knapp vor der Vertragsunterschrift mit Embraer.
Österreich könnte die Gunst der Stunde nutzen und in das Geschäft einstiegen. Den Bundesheer-Plänen zufolge würden die Niederlande in Summe neun Maschinen bei Embraer erwerben und vier davon direkt an das Bundesheer (-> hier geht es zu aktuellen Bundesheer-Meldungen) weiterverkaufen. Einen entsprechenden Vertrag gibt es aktuell noch nicht, wie Generalmajor Harald Vodosek während der Pressekonferenz bestätigte. Vertreter des Beschaffungsamts hatten laut dem Beschaffungschef des Bundesheeres zuletzt mehrfach intensiven Kontakt mit ihren niederländischen Amtskollegen. Ein Vertratsabschluss wird für das erste Halbjahr 2024 angestrebt.
Für die Typenentscheidung habe letztlich gesprochen, dass die „Embraer, als einige der in Frage kommenden Modelle alle unsere Anforderungen erfüllt hat”, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner erklärte. Rüstungschef Harald Vodosek konkretisierte: „Eine wichtige Anforderung war es, dass wir mit der Maschine einen Mannschaftstransporter Pandur Evolution mitsamt Waffenstation und einen Black Hawk-Hubschrauber in internationale Einsatzräume verlegen können.”
„Getreu unserer ,Mission Vorwärts’ setzen wir damit einen weiteren Meilenstein. Wir beschaffen das beste Gerät mit dem größten Nutzen für das Bundesheer und machen mit dieser Beschaffung einen weiteren großen Schritt hin zu einer modernen Armee, hin zu besserem Gerät für unsere Soldatinnen und Soldaten und hin zu mehr Sicherheit für die österreichische Bevölkerung im Inland und im Ausland”, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
Läuft alles glatt, dann könnten die neuen Lufttransporter des Bundesheeres übrigens schon ab 2026/27 in Linz Hörsching abheben und bis 2030 wie geplant die bestehende Hercules-Flotte ersetzen. Die geplante Nutzungsdauer der neuen Maschinen liegt bei 30 Jahren, der Kaufpreis pro Transporter dürfte voraussichtlich zwischen 130 und 150 Millionen Euro betragen.
„Wir machen mit dieser Beschaffung einen weiteren großen Schritt hin zu einer modernen Armee, hin zu besserem Gerät für unsere Soldatinnen und Soldaten und hin zu mehr Sicherheit für die österreichische Bevölkerung im Inland und im Ausland.“
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hatte erst vor wenigen Tagen den Standort Hörsching für die Transportmaschinen bestätigt. „Für unsere Fliegerkräfte in Oberösterreich, möchte ich klarstellen, Hörsching wird weiterhin Heimat für unsere künftigen Transportmaschinen sein sowie für die Nachfolge, der dort stationierten Hubschrauber Agusta Bell. Die derzeit in Planung befindlichen Advanced Jet Trainer sind auch für den Fliegerhorst Vogler vorgesehen, abhängig von der Anzahl die am Ende des Tages beschafft wird”, so Klaudia Tanner Anfang September beim Tradtionstag des Panzerbataillons 14 in Wels.
Apropos Advanced Jet Trainer: Auch da dürfte eine Typenentscheidung nicht mehr lange auf sich warten lassen und möglicherweise sogar noch heuer verkündet werden. „Wir haben bereits vor einiger Zeit einen Request for Information an die Hersteller gesendet und erwarten die Antworten darauf bis Ende September”, so Generalmajor Vodosek.
„Eine wichtige Anforderung war es, dass wir mit der Maschine einen Mannschaftstransporter Pandur Evolution mitsamt Waffenstation und einen Black Hawk-Hubschrauber in internationale Einsatzräume verlegen können.“
Generalmajor Harald Vodosek
In der Pole Position scheint dabei aktuell der auch bewaffnungsfähige M-346FA von Leonardo zu liegen. Außenseiterchancen werden zudem dem L-39NG des tschechischen Herstellers Aero Vodochody eingeräumt. Der T-7A Red Hawk von Boeing und Saab dürfte ebenfalls im erweiterten Kandidatenkreis gelegen sein, schied aber aus, weil der von den US-Luftstreitkräften in großer Stückzahl georderte Trainer noch weit von der Serienreife entfernt und die gewünschte Bewaffnungsfähigkeit in noch weiterer Ferne ist.
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