Am 1. November haben Embraer und das niederländische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass bis Ende 2026 auf der Basis Gilze-Rijen der Königlich Niederländischen Luftwaffe (RNLAF) für das Transportflugzeug C-390M ein Ausbildungszentrum etabliert werden soll. In einer gemeinsamen Beschaffung mit dem Bundesheer haben die Niederlande fünf Maschinen geordert, Österreich erhält vier Transporter (-> Kauf fixiert: Bundesheer beschafft Embraer C-390M).

Vertragsunterzeichnung zum Kauf von C-390M-Transportflugzeugen durch die Rüstungschefs aus Österreich (Generalmajor Harald Vodosek, rechts im Bild) und den Niederlanden (Vizeadmiral Jan Willem Hartman, links) sowie Embraer-Vertreter Jose Gustavo – ©Georg Mader
Vertragsunterzeichnung zum Kauf von C-390M-Transportflugzeugen durch die Rüstungschefs aus Österreich (Generalmajor Harald Vodosek, rechts im Bild) und den Niederlanden (Vizeadmiral Jan Willem Hartman, links) sowie Embraer-Vertreter Jose Gustavo.

Das Ausbildungszentrum soll aus einem Full Flight Mission Simulator (FFMS) und einem Cargo Handling Station Trainer (CHST) bestehen, wie sie bereits gemeinsam mit Rheinmetall Aviation Systems für Brasilien konzipiert und entwickelt wurden (-> Rheinmetall & Embraer: Erster Simulator für C-390M). Ebenso geplant ist ein Computer Based (Klassenraum) Trainer, entwickelt gemeinsam mit ETI.

Stefan Klaes von Rheinmetall und Militär Aktuell-Autor Georg Mader – ©Georg Mader
Stefan Klaes (Vertriebsleiter Aviation Systems bei Rheinmetall) im Gespräch mit Militär Aktuell-Autor Georg Mader.

„Die C-390M-Trainingsgeräte werden die Königlich Niederländische Luftwaffe in die Lage versetzen, ihre Einsätze in einer äußerst realistischen Umgebung vorzubereiten und zu trainieren. Wir verpflichten uns, gemeinsam mit unserem Partner Embraer die besten Trainingssysteme und Dienstleistungen für die C-390M für die kommenden Jahre bereitzustellen”, kommentierte Stefan Klaes als Vertriebsleiter Aviation Systems bei Rheinmetall.

Modernste visuelle Darstellungstechnologie

Stefan Klaes hat Militär Aktuell bereits nach der Dubai Airshow 2023 (-> Die Highlights der Dubai Airshow 2023) einige Ansichten übermittelt, wie diese Systeme aussehen. Laut Beschreibung umfasst der FFMS den Betrieb unter Normal- und auch militärischen Notfallbedingungen, er kann den Crews demzufolge Reaktionen auf mehr als 350 Fehlfunktionen „abverlangen”.

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Im CHST wiederum wird den Besatzungen beziehungsweise Lademeistern (im Standardbetrieb braucht man nur zwei Piloten und einen Lademeister) und anderen Nutzern eine umfassende Simulation der Funktionsabläufe des Lademeisters geboten, samt Innenansicht des Frachtraums und Außenansicht des gesamten Flugzeugs. All das soll es ermöglichen, ohne tatsächliche Flugstunden effektiv zu trainieren, dadurch die Verfügbarkeit von Flugzeugen für Missionen zu erhöhen und letztlich auch die Umweltbelastung beziehungsweise Lärmbelastung rund um die Einsatzbasis zu senken.

Als weitere Synergie wird vom Material- und IT-Kommando der RNLAF angemerkt, dass diese Systeme so konzipiert wären, dass man sie in die Simulatoren anderer für die Niederländer relevanter Typen wie F-35 (-> Lockheed Martin: Niederlande stockt F-35A-Bestellung auf) und MA-9 integrieren können werde.

Weitere Standorte möglich

Eine eigene Simulationseinrichtung für die C-390M ist dem Vernehmen nach im österreichischen Teilvertrag nicht definiert beziehungsweise ausgespart. Man hört zwar, dass man diesbezüglich an einem kombinierten Standort für die im Moment absehbaren drei mitteleuropäischen Betreiber des Typs (Ungarn hat bereits seine erste Maschine übernommen, Tschechien den Kauf fixiert und auch Schweden könnte bald als Nutzer dazustoßen) interessiert sei. Dabei werden auch der heimische Hersteller AMST beziehungsweise die ARGE Sicherheit und Wirtschaft der WKO erwähnt. Genaues ist aber noch nicht bekannt.©Militär Aktuell

Rheinmetall Aviation hat aber schon im Juni über Gespräche mit Embraer berichtet, die eine solche Erweiterung des Trainingsnetzwerks betrafen. Neben dem Ausbildungszentrum in Brasilien sollen weitere derartige Einrichtungen in Europa entstehen, um Besatzungen der wachsenden C-390M-Flotte auszubilden. Rheinmetall sagt dazu, dass das Ergebnis solcher erweiterter Zusammenarbeit zu einem Wachsen des Netzwerks beitragen und weitere zukünftige nationale C-390M FFMS fördern könne – und das weltweit.

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Quelle©Georg Mader, Rheinmetall