Nach monatelangen Debatten hat sich der deutsche Kanzler Olaf Scholz nun offenbar doch dazu durchgerungen, moderne Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an die Ukraine zu liefern. Das berichteten Dienstag abend jedenfalls Spiegel und NTV sowie die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Demnach soll mindestens eine Kompanie Leopard 2A6 aus Deutschland an die Ukraine gehen. Auch die Verbündeten wollen offenbar mitziehen. Geht es nach ukrainischen Quellen, habe Kiew inzwischen bereits die Zusage von zwölf Ländern, insgesamt 100 Leopard 2 beizustellen und laut der Süddeutschen Zeitung erwägen die USA außerdem die Lieferung von Abrams-Kampfpanzern.

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Die unterschiedlichen Leopard Panzer-Versionen.

Strack-Zimmermann begrüßt Leopard-Entscheidung
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat die Entscheidung begrüßt. „Die Entscheidung war zäh, sie dauerte viel zu lange, aber sie ist am Ende unausweichlich. Dass Deutschland die Lieferung seines Panzers Leopard 2 durch Partnerländer freigibt und auch selbst liefert, ist eine erlösende Nachricht für das geschundene und tapfere ukrainische Volk”, sagte Strack-Zimmermann am Dienstag in Berlin. Die Entscheidung bedeute „einen wichtigen Schritt in der Zurückdrängung des brutalen Angriffs Russlands auf ein unschuldiges Land”.

„Mit der sehr großen Hilfe, die Deutschland in den letzten Monaten bereits geleistet hat und mit seinen Partnern noch leisten wird, ist heute ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück zu Frieden und Freiheit gelungen. In diesen Bemühungen werden wir nicht nachlassen, bis dieser Weg vollendet ist”, sagte Strack-Zimmermann.

Die von Kanzler Scholz nun getroffene Entscheidung dürfte vor allem auf den zuletzt deutlich gestiegenen Druck insbesondere von Polen zurückzuführen sein, Panzer liefern zu wollen. Eine Nicht-Lieferung hätte für die deutsche Regierung zudem vor allem bei einer möglichen Niederlage der Ukraine gravierende außen- und sicherheitspolitische Folgen gehabt.

Wo sind die 10.000 russischen Panzer?

Technische beziehungsweise ausbildungsrelevante Aspekte
Interessant wird sein, wie die Ukraine – die Armee hatte bislang primär alte sowjetische Panzer im Einsatz – nun mit den modernen Fahrzeugen und ihrer Ladeautomatik zurechtkommt. Auch wird es spannend, wie lange es dauert, um Fahrer, Kommandanten und Personal, das bislang auf sowjetischen Panzern eingesetzt war, mit den „Leos” vertraut zu machen – und das gleiche gilt auch für die Techniker. Im Unterschied zu den bisher von der Ukraine betriebenen Systemen gehört zur Besatzung des Leopard 2 auch ein Ladeschütze, die entsprechende Ausbildung muss also „von Null weg” beginnen. Die Ukrainer haben zwar auch die bisher aus dem Westen gelieferte Ausrüstung rasch beherrschen gelernt, aber wie lange dauert das im konkreten Fall? Eine Antwort wird wohl schon in wenigen Monaten möglich sein.

Quelle@7th Army Training Command from Grafenwoehr