Vor wenigen Tagen veröffentlichte Andrew S. Bowen, Analytiker für russische und europäische Angelegenheiten im Congressional Research Service, einen neuen Bericht zum GRU. Inhaltilich befasst sich dieser mit der Geschichte, Organisationsstruktur und Aktivitäten des russischen Militärgeheimdienstes.
Der GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije oder Hauptverwaltung Aufklärung des Generalstabes) steht unter dem Kommando des russischen Verteidigungsministeriums und des Verteidigungsministers Sergej Schoigu. Der Geheimdienst wird seit 2018 von Admiral Igor Kostyukov geleitet und spielt auch eine wichtige Rolle im russischen Außenministerium und in der nationalen Sicherheitspolitik. Als Teil des Militärs ist der GRU für alle Ebenen des militärischen Geheimdienstswesens verantwortlich, taktisch wie strategisch. Da aber für die „traditionelle” Auslandsspionage der FSB und SVR zuständig sind, stehen GRU und FSB in harter Konkurrenz um Projekte, Budgets und Einfluss auf die russische Führung.
Zu Beginn von Präsident Wladimir Putins erster Amtszeit hat sich der Militärgeheimdienst seinem Plan zur Unterstellung unter ein Dach des Nationalen Sicherheitsrates erfolgreich entzogen. Unter dem GRU werden auch die russischen „Spetsnaz”-Brigaden geführt – Spezialeinheiten welche Aufklärungs-, Überfall- und Sabotagemissionen ausführen, zusätzlich zur Ausbildung und Überwachung lokaler Milizen oder Söldnereinheiten.
Der US-Kongress und die US-Dienste prüfen stetig Reaktionen und Gegenmaßnahmen auf gezielte russische Aktivitäten. Weil nach US- und westlichen Erkenntnissen der GRU weiterhin Cyberangriffe, Wahlbeeinflussungen, Attentate und Desinformationskampagnen durchführt, soll ein besseres Verständnis über die Struktur der Agentur und ihre Position in der russischen Außen- und Sicherheitspolitik dazu beitragen, zu ermitteln wie und warum der GRU bestimmte Operationen durchführt. Das Verständnis der GRU bietet auch einen Einblick in die breitere russische Nutzung von Cyber-, Desinformations- und Influence-Operationen und soll eine breitere Diskussion über mögliche und angebrachte Reaktionen sowie Gegenmaßnahmen ermöglichen.