In der Welt hochpreisiger Waffensysteme mit langen Lieferzeiten und knappen Verfügbarkeiten hat der anhaltende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) einmal mehr einen Ausreißer nach unten gemacht. Die neue russische Molniya-Drohne („МОЛНИЯ”/Blitz) gibt sich aber selbst in dem ohnehin schon sehr niedrigpreisigen Kleindohnenbereich als Minimalist.

Russische Molniya-Drohne – ©Archiv
Einfacher Aufbau: Die Molniya besteht aus zwei Alustangen, Sperrholz und Folie.

Der Konstrukteur hat der Flügeldrohne noch nicht mal einen Rumpf gegönnt. Stattdessen bilden zwei Alurohre und Querelemente per mittels Laser geschnittenem Sperrholz die Grundstruktur. Ebenso aus Sperrholz sind Spant und Rippen des mit Folie bespannten Rechteckflügels und auch beim Höhenleitwerk kommt eine idente Bauweise zur Anwendung. Insgesamt kommt das UAV mit drei Servos zur Steuerung aus. Je eines für je ein Querruder beidseitig an den Tragflächen und eines für das einteilige Ruder am Höhenleitwerk. Das Seitenleitwerk kommt sogar ganz ohne Steuerfläche aus und trägt einen Videotransmitter.

Russische Molniya-Drohne – ©Archiv
Die Molniya-Drohne wird vor dem Einsatz an der Front rasch zussamen gebaut und mit einem Gefechtskopf versehen.

Um die Einfachheit der Konstruktion nochmals zu betonen: Die drei Steuerflächen haben offenbar dasselbe Format und dieselben Montage- und Anlenkpunkte. Zwischen den Flügeln befindet sich die Steuerelektronik. Dort werden auch die Akkus mit Klebeband befestigt. Zwischen den beiden Alurohren vor den Flügeln wird der Gefechtskopf ebenso mit Klebeband fixiert. Davor, gehalten von einem Sperrholzelement, der Elektromotor samt Propeller.

An der Unterseite zwischen den Flügeln ist eine nach vorne gerichtet Videokamera montiert, die einem Piloten mit FPV-Brille das Bild zur Steuerung der Drohne liefert.

Mit ein bisschen Phantasie kommt man gerade einmal auf rund 15 unterschiedliche Bauelemente für die gesamte Struktur und das bereits inklusive Schrauben und Flügelmuttern, um die Flügel mittels einer Sperrholzplatte auf den Alustangen zu fixieren. Die Gesamtbauzeit wird sich irgendwo im Bereich von zwei bis vier Mannstunden abspielen und die Materialkosten für das flugfertige UAV samt Elektronik und Akkus dürften noch nicht einmal 400 Euro erreichen. Und das für ein Gerät, das einen Gefechtskopf von bis zu fünf Kilogramm bis zu 30 Kilometer weit transportieren kann.

Russische Molniya-Drohne – ©Archiv
Die ukrainischen Soldaten wurden bereits früh davor gewarnt sich abgestürzten Molniyas zu nähern. Zumindest zum Teil sind die UAV mit Bewegungszündern versehen.

Dokumentiert sind Angriffe mit Molniya-Drohnen auf Fahrzeuge und Gerät in Stellung und Bewegung als auch stationäre militärische Objekte wie Gefechtsstände im Feld oder in Gebäuden.

Erstmals in Erscheinung getreten ist der „Blitz” während der Schlacht um den Kessel Krynky in der Oblast Cherson am linken Dnepr-Ufer im Frühjahr dieses Jahres. Seither gibt es in zunehmender Frequenz russische Videos von erfolgreichen Einsätzen. Aber auch ukrainische Videos von erfolgreichen Abfangflügen mit FPV-Quadcoptern und effektiver Störung von Molniyas durch die ukrainische elektronische Kriegsführung.

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Im Video oben sind Startvorbereitungen und Start sowie Flug und Zielerfassung der neuen russischen Molniya-Drohne zu sehen. Außerdem Eindrücke von der Bekämpfung, Abfangszenarien mit FPV-Drohnen, der Einsatz von elektronischen Kampfmitteln gegen Molniya sowie die Räumung abgestürzter Drohnen durch den ukrainischen Entminungsdienst.

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