Durch sein entschlossenes Handeln bewahrte der Ex-Kapitän des Flugzeugträgers USS Theodore Roosevelt seine Crew vor einer explosionsartigen Ausbreitung des Coronavirus. Sein Hilferuf kostete ihn allerdings seinen Posten.  

Flugzeugträger-Kapitän Brett Crozier
Brett Crozierbäumte sich zum Schutz seiner Crew auf und gefährdete damit seineeigene Karriere. © U.S. Navy-USS Blue Ridge

Für mich war es ein symbolträchtiger Moment zu Beginn dieser Pandemie, als die Matrosen des Flugzeugträgers USS Theodore Roosevelt ihrem Kapitän Brett Crozier klatschend Beifall zollten, als dieser zum letzten Mal von Bord ging – es war eine überwältigende Demonstration dessen, wie sehr sie hinter ihrem Befehlshaber standen, der aufgrund seiner eindringlichen Warnung vor einem Corona-Ausbruch an Bord von seinem Posten abberufen worden war, sagt Günter Stahl, Professor für Internationales Management an der WU Wien, kürzlich im Magazin die wirtschaft. Der beifallsumjubelte Abgang Croziers ist jedoch nur eine Szene einer Causa, von der jetzt schon behauptet werden kann, dass sie es wohl eines Tages auf die große Hollywood-Leinwand schaffen wird.   

Die Affäre um den nuklear betrieben US-Flugzeugträger, mit seinen mehr als 5.000 Besatzungsmitgliedern, begann damit, dass dort im März mehrere Coronaverdachtsfälle auftauchten. Ende März lief der Flugzeugträger die Pazifikinsel Guam an, die Besatzungmitglieder durften jedoch nicht von Bord, da die Behörden des US-Außengebiets eine Einschleppung des Virus fürchteten. Der Kapitän der Roosevelt bat deshalb am 30. März per Email um die Evakuierung des Schiffs. Er befürchtete, dass es angesichts der engen Verhältnisse an Bord zu einer rasanten Ausbreitung des Virus kommen könnte. Crozier schlug vor, seine Leute in mehreren Schichten an Land zu isolieren. Die Email verschickte der Kapitän, ohne seinen direkten Vorgesetzten, Konteradmiral Stuart Baker, davon zu informieren. Da er für den Versand der Nachricht offene, nicht abhörsichere Kanäle benutzte und auch Menschen damit beschickte, die nicht Teil der Befehlskette waren, machte sich Crozier einer Reihe von Vergehen schuldig darunter Missachtung der Befehlskette, Benutzung unsicherer Kommunikationskanäle, Verunsicherung der Besatzung und deren Verwandter und Setzung eines schlechten Beispiels von Führung gegenüber potenziellen Gegnern. Das größte Problem aber: Der Hilferuf sickerte auch an die US-Medien durch.  

Flugzeugträger
Der US-Flugzeugträger Roosevelt saß fast zwei Monate vor Guam im Westpazifik fest – nun ist das Schiff wieder im Einsatz. © U.S. Naval Forces Central Command/U.S. Fifth Fleet

Die Marineführung lehnte die Evakuierung vorerst ab, lenkte dann jedoch ein und stimmte schließlich einem Plan zu, der vorsah die Crew in Schichten an Land zu lassen und dort zu isolieren. Aufgrund der ihm angelasteten Vergehen wurde Crozier von Marineminister Thomas Modley trotzdem entlassen. Den Angaben Modleys zufolge sei die Navy bereits dabei gewesen, die Evakuierung vorzubereiten, nur habe es eben einige Tage dafür gebraucht, vor allem, um Hotels auf Guam zu requirieren und in Isolierstationen umzubauen. Nachdem sich der Marineminister bei einer Rede an die Crew der Roosevelt, nur wenige Tage nach der Entlassung Croziers, erheblich im Ton vergriffen hatte, musste jedoch auch er seinen Posten räumen. Sein Abgang wurde unter anderem auch von Nancy Pelosi, der Präsidentin des Repräsentantenhauses, eingefordert.  

Insgesamt wurden etwa 1.150 Besatzungsmitglieder der USS Theodore Roosevelt positiv auf Corona getestet, darunter auch ihr Ex-Kapitän. Einige wenige erkrankten schwer, ein 41-jähriger Unteroffizier starb. Crozier ist mittlerweile nicht mehr in Quarantäne und bei den Naval Air Forces in San Diego im Einsatz. Seinem Abschiedsapplaus nach zu urteilen, wird Crozier den Soldaten an Bord der Roosevelt immer als Kapitän in Erinnerung bleiben, der die Gesundheit seiner Crew über die eigene Karriere stellte.

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Quelle©U.S. Navy-USS Blue Ridge, U.S. Navy-USS Blue Ridge