In dieser Serie werfen wir alle zwei Wochen einen Blick auf 5 aktuelle Konflikte, Krisen und Ereignisse weltweit. Dieses Mal im Fokus: Die USA planen ihren vollständigen Abzug aus dem Irak, Nordkorea rüstet atomar auf und die Explosion tausender Kommunikationsgeräte im Libanon.

Ereignis #1: Pager-Explosionen erschüttern den Libanon

Am Dienstag Nachmittag explodierten im Libanon Pager, die von der Hisbollah als Kommunikationsgeräte genutzt werden. Am Mittwoch folgte eine weitere Explosionswelle von der Funkgeräte betroffen waren.

Laut New York Times waren in den Pagern kleine Mengen an Sprengstoff versteckt, die über Funk zur Detonation gebracht wurden. Wie der Standard berichtet, waren die Geräte erst vor ein paar Monaten an die Hisbollah geliefert worden und sollen unter Lizenz eines taiwanesischen Unternehmens in Ungarn zusammengebaut worden sein. Die Explosionen am Dienstag und Mittwoch verletzten rund 3.000 Menschen, mehr als 30 starben.

Der Angriff eskaliert die bereits angespannte Lage in der Region weiter. Wie der Standard analysiert, sei ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah nicht mehr eine Frage der Zeit, sondern eine Frage der Dimension. Israel hat bereits angekündigt, den Status an seiner Nordgrenze nachhaltig ändern zu wollen – was nur durch eine Bodenoffensive im Südlibanon machbar wäre.

©Militär Aktuell

Ereignis #2: Kursk – Russland startet Gegenoffensive

Anfang August startete die ukrainische Armee eine überraschende Offensive in der russischen Region Kursk. In wenigen Wochen konnte sie knapp 1.300 Quadratkilometer und rund hundert russische Städte und Dörfer einnehmen.

Wie die New York Times berichtet, hat sich der Vorstoß mittlerweile deutlich verlangsamt. Moskaus Truppen haben einige Dörfer im Grenzgebiet zurückerobert, die erst vergangenen Monat von Kiewer Streitkräften eingenommen wurden.

Auch in der Ostukraine rücken russische Truppen weiter vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte den Westen daher ein weiteres Mal auf, Langstreckenwaffen zu liefern und diese auch für Angriffe auf russisches Gebiet freizugeben.

„Je länger diese Diskussion sich zieht, desto mehr fliegerische Infrastruktur kann Moskau tiefer ins Landesinnere verlegen”, sagt Brigadier Berthold Sandtner, Militäranalyst an der Landesverteidigungsakademie in unserem „5-Fragen-an”-Interview zum Thema.

Interview mit Brigadier Berthold Sandtner

Ereignis #3: US-Abzug aus dem Irak steht bevor

Laut dem Standard einigten sich Bagdad und Washington darauf, dass sich die USA in den nächsten zwei Jahren vollständig aus dem Irak zurückziehen wird.

Der Abzug wurde von Iran-nahen politischen Gruppierungen in Bagdad bereits seit 2020 eingefordert, als die USA den iranischen Revolutionsgardengeneral Ghassem Soleimani töten ließen.

Derzeit unterhalten die USA etwa 2.500 Soldaten im Irak, die unter anderem eine laufende Kampagne gegen den Islamischen Staat unterstützen. Die US-Präsenz im Irak ist auch ein wesentlicher Bestandteil des US-Einsatzes im benachbarten Syrien, wo 900 amerikanische Soldaten an der Seite der Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) den Islamischen Staat bekämpfen. Ohne Streitkräfte im Irak ist es schwer vorstellbar, dass die Truppen lange in Syrien bleiben, analysiert The Washington Post.

Seitdem die letzte Hochburg des IS im syrische Baghuz 2019 fiel, zogen sich die Reste der Terrormiliz in schwer zugängliche Wüstengebiete in Syrien und dem Irak zurück. Spätestens seit 2023 ist ein deutliches Wiedererstarken der Terrorgruppe zu verzeichnen.

Experten befürchten nun, dass der Rückzug der US-Truppen den Jihadisten zusätzlich Aufschwung verschaffen könnte.

Ereignis #4: Öltanker gesichert

Laut Washington Post wurde ein griechischer Öltanker, der seit einem Angriff der Houthi-Miliz im vergangenen Monat im Roten Meer festsaß, ohne Zwischenfälle in Sicherheit gebracht.

Der im August etwa 150 Kilometer vor der Küste des Jemen von den Houthis angegriffene Tanker MV Delta Sounion transportierte 150.000 Tonnen Rohöl, was etwa einer Million Barrel entspricht. Es wurde befürchtet, dass dieses Öl durch ein Leck ins Meer gelangen könnte. Das US-Außenministerium warnte davor, dass ein Auslaufen des Tankers die von der Exxon Valdez 1989 in Alaska ausgelöste Ölpest um ein Vielfaches übertreffen könnte.

Die Houthis sind Teil des sich entwickelnden Konflikts im Nahen Osten zwischen Israel und iranischen Stellvertretern, die in Solidarität mit den im Gazastreifen bombardierten Palästinensern Angriffe auf israelisches Gebiet durchgeführt haben.

Vergangenen Sonntag feuerten die Houthi-Rebellen eine Rakete auf Israel ab. Der Angriff demonstrierte die militärischen Fähigkeiten der Houthis, die Hunderte von Kilometern von Israel entfernt am Südrand der arabischen Halbinsel stationiert sind, so die New York Times.

Das Bundesheer übt mit der Vermont National Guard

Ereignis #5: Nordkorea rüstet auf

Laut The Washington Post verkündete der nordkoreanische Präsident Kim Jong Un, die Anzahl der Atomwaffen exponentiell erhöhen zu wollen. Ein Ziel, das Pjöngjang schon seit Jahren verfolgt.

Wie Kim ausführte, habe ein moderner Zentrifugentyp zur Herstellung von angereichertem Uran das letzte Stadium der Planung erreicht. Dieser werde Nordkoreas Produktion von waffenfähigem Nuklearmaterial stärken. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Nordkorea über genug spaltbares Material verfügen könnte, um bis zu 90 nukleare Sprengköpfe zu bauen. Laut Standard fand der letzte bekannte Atomtest im Jahr 2017 statt.

Südkorea verurteilte Pjöngjang für seine Erklärungen zum weiteren Ausbau seiner Nuklearkapazität, was einen klaren Verstoß gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen darstelle. Wie die New York Times berichtet, haben Südkorea und die USA in den vergangenen Jahren begonnen, gemeinsame Pläne zur Abwehr eines möglichen Atomangriffs aus dem Norden auszuarbeiten.

Hier geht es zu „5 Sichten auf die Welt #009”: Was war? Was ist? Was wird?
Themen: Hunger als Kriegswaffe, neue Eskalation in Nahost und wie Proteste in Serbien Europas Ziel, seine Lithium-Abhängigkeit zu reduzieren, gefährden.

Quelle©Markus Schauta