Empl gilt als Spezialist für Lkw-Aufbauten und Sonderanhänger. Der weltweite Erfolg des Tiroler Familienbetriebs ist zu einem großen Teil militärischen Arbeitstieren wie dem Bison oder dem Taurus geschuldet. Ein Werksbesuch im Tiroler Zillertal.
Sie hören auf die Namen Bison und Taurus und rücken dann aus, wenn es um die wirklich großen Aufgaben geht. Wenn beim Bundesheer, bei der Bundeswehr oder bei anderen Armeen Gefechtsfahrzeuge im Gelände hängen bleiben, Lkw Pannen haben oder es darum geht, in unwegsamem Gelände umgekippte Kampfpanzer wieder aufzurichten. Um die Bergung einfach und auch unter schwierigsten Bedingungen möglich zu machen, sind die militärischen Arbeitstiere mit gewaltigen Teleskop-Bergekränen, Abschleppbrillen, zugkräftigen Seilwinden, gepanzerten Kabinen mit Schutzbelüftungsanlagen, Allradantrieb und vielen weiteren technischen Spielereien ausgestattet.
„Auf Wunsch realisieren wir auch andere Sonderlösungen”, sagt Joe Empl. „Alles, was technisch möglich ist, können wir auf die Fahrzeuge aufbauen – und manchmal auch Dinge, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen.” Der Tiroler lächelt. Seit 2015 leitet er die wirtschaftlichen Geschicke des im Tiroler Zillertal angesiedelten Lkw-Aufbauers und Sonderanhänger-Spezialisten Empl. Die Wurzeln des Familienbetriebs reichen bis ins Jahr 1926 zurück. Statt wie in den Anfangsjahren Kutschen und Anhänger für landwirtschaftliche Fahrzeuge in der Region zu schmieden, werden von den 440 Mitarbeitern vor Ort und weiteren 180 Mitarbeitern am deutschen Standort Zahna-Elster in der Nähe von Leipzig heute hochmoderne Speziallösungen für Kunden weltweit gefertigt: Feuerwehr- und Nutzfahrzeuge, vor allem aber Maßanfertigungen für den Defence-Bereich wie eben den Bison oder den Taurus.
Im Empl-Fertigungswerk im Tiroler Kaltenbach herrscht während unseres Besuchs geschäftige Betriebsamkeit. In einer Roboterschweißanlage erhalten Fahrzeugrahmen ihren letzten Schliff, an einer Kantmaschine biegt ein Mitarbeiter Profile präzise im benötigten Winkel. Ein Stück weiter warten ein Kran und ein Dieselaggregat auf ihren Einbau in ein schweres Abschleppfahrzeug, kümmern sich Mitarbeiter um elektrische Anschlüsse. Groß gedruckte Konstruktionspläne an den Wänden zeugen von vielen Arbeitsschritten und Produktionsdetails. Auf dem großen Parkplatz hinter dem Fertigungsbereich überprüfen Vertreter des Bundesheeres gerade einen neuen Löschcontainer, daneben und in der Übernahmehalle vorne bei der Werkseinfahrt nehmen gleich mehrere internationale Delegationen neue Fahrzeuge ab.
Deren Herkunft und Firmenzugehörigkeit erfahren wir nur hinter vorgehaltener Hand, die Tiroler machen kein großes Aufheben um die Internationalität ihrer Kunden. So viel sei aber gesagt: Empl partnert mit fast allen großen Systemhäusern, Branchenplayern und Streitkräften weltweit – vom Nahen Osten bis in den europäischen Norden, von den baltischen Ländern über den Golf von Guinea bis nach Südamerika. Raytheon und Kongsberg sollen dazugehören, auch Thales und MBDA sowie einige andere. Zuletzt wurde die Auslieferung und Produktion von 294 vollisolierten Ambulanzkofferaufbauten für die deutsche Bundeswehr öffentlich, an das Bundesheer gingen 24 mittlere Bergefahrzeuge auf 42M 6×6 von Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) sowie dazu passende Quattro 4-Achs-Anhänger. Zudem wurden an Abnehmer im Nahen Osten Hakengeräte mit Flat auf Mercedes-Benz Arocs, Rüstwagen auf Unimog-Basis und verwindungsfreie Sheltertragrahmen auf Renault K 500 8×8 geliefert. Zum Defence-Portfolio gehören weiters Truppen- und Gütertransporter mit Containerrahmen und Kofferaufbauten, Tankaufbauten, Anhänger, Tieflader- und Sattelzugmaschinenausstattungen, mobile Werkstätten, Serviceaufbauten und vieles mehr.
„Pro Jahr fahren zwischen 3.000 und 3.300 fertige Fahrzeuge aus unseren Fertigungshallen”, erklärt Joe Empl, „und wie die Beispiele zeigen, sind wir bei den Fahrzeugmarken, auf denen unsere Aufbauten erfolgen, flexibel.” Bisons beispielsweise baut Empl nicht nur auf RMMV-, sondern auch auf Tatra-Chassis auf. Gute Erfahrungen habe das Unternehmen auch mit Volvo, DAF, Scania und vielen anderen Herstellern gemacht. Immer wieder gilt es zudem kleinere Fahrzeuge wie die in Graz von Magna-Steyr produzierte Mercedes-Benz G-Klasse aufzubauen. In der unweit des Firmenhauptsitzes in Kaltenbach gelegenen Außenstelle in Uderns (Joe Empl: „unsere Technologie-Schmiede”) werden während unseres Besuchs gerade MUV-Führungsfahrzeuge auf Iveco-Gestell für das Österreichische Bundesheer finalisiert.
Auf den globalen Erfolg seines Unternehmens angesprochen, meint Firmenchef Joe Empl: „Wir sind ein Nischenplayer und versuchen stets in enger Abstimmung mit unseren Kunden technische Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dabei können wir auf jahrzehntelange Erfahrungen aufbauen und durch unsere flachen Hierarchien schnell auf individuelle Wünsche eingehen. Zudem sind wir uns auch für die Fertigungs- und Entwicklungsarbeit von Einzelstücken und Kleinserien nicht zu schade und wir legen großen Wert auf kleine Details. Letztlich entscheiden die meist über die Qualität des großen Ganzen.” Damit aber nicht genug: „Bei Bedarf treten wir auch als Komplettanbieter auf und wir können auf Wunsch Teile der Fertigung im Kundenland realisieren.”
Das wichtigste Verkaufsargument sei aber immer die Qualität der ausgelieferten Fahrzeuge, so der Tiroler abschließend. „Wir haben noch nie über den Preis verkauft und werden das auch nie tun. Letztlich ist es immer die Funktionalität und Zuverlässigkeit unserer Produkte, die für uns den Ausschlag gibt. Im Defence-Bereich ist es wichtig, dass Fahrzeuge wie der Bison und der Taurus auch unter extremen Bedingungen funktionieren.” Nachsatz: „Und das können wir garantieren.”
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